Wanderung Basel - St. Chrischona
St. Chrischona – Top of Basel
Wanderzeit: 3 h 45 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Anders als es der Name nahelegt, besteht der Kanton Basel-Stadt nicht nur aus der Stadt, sondern umfasst auch zwei Dörfer. In Riehen und Bettingen gibt es rund um das Siedlungsgebiet viel Wald und Wiesenland. Auch der höchste Punkt des Kantons befindet sich dort. Die Wanderung zur einstigen Wallfahrtskirche St. Chrischona beginnt im Stadtzentrum und führt ins Grüne. Sie verläuft zu rund 55% auf Hartbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Die Tour nach St. Chrischona beginnt als Stadtwanderung beim Bahnhof Basel SBB. Direkt vor dem grössten Grenzbahnhof Europas und damit einem der bestfrequentierten Knotenpunkte des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz steht der gelbe Wegweiser, der den Wanderweg Richtung St. Alban anzeigt. Die Wanderung verläuft zunächst entlang von dicht befahrenen Verkehrsachsen. Doch das merkt man nicht gross, da man zwischen den Strassenzügen durch parkähnliche Grünanlagen marschiert. Sie liegen dort, wo einst die Stadtmauer stand. Das betrifft sowohl den Aeschengraben als auch die St. Alban-Anlage.
Vom St. Alban-Tor geht es abwärts zum St. Alban-Teich. Der Wasserlauf wurde im Mittelalter angelegt, um die dort einst zahlreichen Mühlen anzutreiben. Am Rheinufer fällt der Blick auf die beiden markanten Roche-Türme. Mit ihren 205 bzw. 178 Metern Höhe gelten sie als höchste Hochhäuser der Schweiz (nicht aber als höchste Gebäude des Landes – mehr dazu später). Flussaufwärts geht es zur Parkanlage Birschöpfli, wo die Birs und gleichzeitig die Grenze zum Kanton Basel-Land überquert wird.
Über die Kraftwerkinsel und entlang des Kraftwerks Birsfelden gelangt man ans nördliche Ufer des Rheins und damit bereits wieder zurück in den Kanton Basel Stadt. Einige hundert Meter folgt man der dicht befahrenen Grenzacherstrasse und schwenkt dann auf den Bettingerweg ein. Dieser führt durch ein ausgedehntes Areal von Schrebergärten, von denen man allerdings wegen der hohen Haselhecken, die beidseits das Strässchen säumen, kaum etwas sieht.
Der Landesgrenze entlang geht es am Hörnli-Friedhof vorüber, dann auf deutschem Boden kurz, aber steil aufwärts zum Aussichtspunkt Hornfelsen. Sitzbänken, Feuerstelle und eine kleine Schutzhütte laden zur Rast ein. Das nahe Hafenareal von Birsfelden bietet keinen besonders ansehnlichen Anblick; umso reizvoller ist die Aussicht zum Rhein und zur Stadt Basel.
Sanft, aber stetig aufsteigend geht es, meist exakt auf der Landesgrenze, durch den Wald und über Wiesenland weiter. Im Strick und Im Junkholz heissen zwei der Lichtungen, die man passiert. Schliesslich erreicht man die Hügelkuppe von St. Chrischona, auf der die gleichnamige Kirche steht. Wenige hundert Meter weiter östlich steht der 1984 in Betrieb genommene Fernsehturm St. Chrischona. Das vom Architekten Jury Oplatek entworfene, 250 Meter hohe Bauwerk gilt als höchstes freistehendes Gebäude der Schweiz. Auffallend ist der polygonale Grundriss des schlanken, auf drei Beinen ruhenden Schafts sowie die asymmetrische Anordnung der Antennenterrassen. Das Gesamtbild erinnert an einen riesigen Wegweiser.
Der Name St. Chrischona geht auf eine Volksheilige zurück, die zu den elftausend Jungfrauen gehört haben soll. Diese waren gemäss Legende durch die heilige Ursula zum Christentum bekehrt und zu einer Wallfahrt nach Rom motiviert worden. Auf dem Rückweg wurde die Schar in Köln von Hunnen niedergemetzelt. Chrischona (in lateinischer Schreibung Christiana oder Christina) sowie zwei weitere Begleiterinnen sollen sich geweigert haben, das zuvor verkündete Martyrium auf sich zu nehmen, und blieben in Basel, um dort als Einsiedlerinnen zu leben.
Nach ihrem Tod soll Chrischona auf dem Hügelzug des Dinkelbergs beigesetzt worden sein. Die Grabstätte entwickelte sich schon bald zu einem vielbesuchten Wallfahrtsort. Eine erste Kirche wurde um 700 errichtet. Der heutige Kirchenbau wurde kurz vor der Reformation vollendet, etwa gleichzeitig mit der Heiligsprechung von Chrischona.
Nachdem Basel zum neuen Glauben übergetreten war, erlosch die Wallfahrt – zumindest offiziell. Noch bis weit ins 17. Jahrhundert pilgerten Katholiken nach St. Chrischona. Sie hatten wenig Mühe, in die Kirche einzudringen, denn das Bauwerk war im Dreissigjährigen Krieg (1618-1648) schwer beschädigt und geplündert worden. In den folgenden Jahrzehnten verlotterte sie immer mehr; 1818 wurde sie sogar als Stall genutzt. Schliesslich erwarb der pietistische Pfarrer Christian Friedrich Spittler 1839 das Nutzungsrecht und gründete dort die freikirchliche Pilgermission St. Chrischona. Deren Gebäude formen zusammen mit der Kirchenanlage ein malerisches Ortsbild, das als national bedeutend klassiert ist und unter Schutz steht.
Nachdem man die prächtige Aussicht von der Kirchenterrasse genossen hat, macht man sich an den Abstieg. Teilweise steil auf Treppenwegen, dann wieder auf schönen Mergelwegen, die sich kurvenreich sanft abwärts ziehen, geht es durch den Wald nach Bettingen und um den Linsberg herum zum Bettingerbach. Dem schmalen Wasserlauf folgend gelangt man zum Wenkenhof, einem barocken Sommersitz mit wunderschöner Parkanlage. Während der grosse englische Garten durchwegs als öffentliches Naherholungsgebiet dient, ist der französische Garten einzig am Sonntag für das Publikum geöffnet.