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Oberhalb von Gansingen

Wanderung Wil AG - Laubberg - Remigen

Über den Laubberg nach Remigen

  • Wil AG

  • Laubberg

  • Bürerhorn

  • Remigen


REGION: Mittelland / Nordwestschweiz
MARSCHZEIT: 3 h 30 min
AUFSTIEG: 450 m
TIEFSTER PUNKT: 373 m
VERPFLEGUNG: Picknick aus dem Rucksack
ANREISE: Mit dem Postauto nach Wil AG/Mitteldorfstrasse
MERKMALE: Familientauglich / Auch/nur im Winter / Höhenweg / Aussichtsberg / Passwanderung
Schwierigkeit: T1 Wandern
Streckenlänge: 12,3 km
Abstieg: 440 m
Höchster Punkt: 670 m
Ideale Jahreszeit: Ganzjährig begehbar
Rückreise: Ab Remigen/Zentrum mit dem Postauto
   

Vorwiegend auf breiten, verkehrsfreien Flurwegen verläuft diese leichte Wanderung durch den Aargauer Faltenjura. Es geht immer wieder auf- und abwärts, doch das Gefälle ist meist gering. Am Schluss werden Rebberge durchquert, die bereits in römischer Zeit angelegt wurden. Kaum Hartbelag.

Als Vorhof von Zürich zeigt sich der Aargau gern von einer wirtschaftlich potenten Seite. Sobald man aber das Aaretal hinter sich lässt, taucht man in eine ausgesprochen ländliche Welt ein. Da gibt es riesige Wälder und ausgedehntes Wiesenland, dazwischen schmiegen sich kompakte Dörfer an die Hänge, denen man den ursprünglich stark landwirtschaftlich geprägten Charakter trotz heute hohem Anteil an auswärtig tätigen Einwohnern noch immer deutlich anmerkt.
Eines dieser ehemaligen Bauerndörfer ist Wil. Morgens, mittags und abends durchqueren motorisierte Pendler den Ort in hohem Tempo, sonst ist es still hier. Die Wanderroute zum Laubberg beginnt an der Hauptstrasse, zweigt schon bald auf ein Quartiersträsschen ab und geht dann in einen Schotterweg über, der sich gemächlich den Hügel hinaufzieht. Frei schweift der Blick über die sanft gewellten grünen Hügel des Tafeljuras, zurück nach Will und hinüber zum Nachbardorf Hottwil.
In weiten Kehren, aber bei durchwegs sanftem Anstieg nähert man sich langsam der Kuppe des Laubbergs. Die Bezeichnung «Berg» für den 648 m hohen Hügel mag ein bisschen hoch gegriffen sein, wenn man an die Viertausender in den Alpen denkt. Doch der Tiefblick zwischen ausgedehnten Obstbaumpflanzungen zum Dorf Gansingen hinunter vermittelt tatsächlich sogar hier im Flachland ein gewisses Gebirgs-Feeling. Wie zur Bestätigung verlässt der Wanderweg im letzten Abschnitt des Aufstiegs das Kiessträsschen und führt an einer Mariengrotte vorbei einen steilen Kreuzweg hinauf zur winzigen Kapelle auf dem breiten, grasbewachsenen Plateau des «Gipfels». Zweihundert Meter weiter südlich befindet sich an aussichtsreicher Lage ein mit befestigter Feuerstelle ausgestatteter Picknickplatz.
Dem Waldrand entlang steigt man zu einem grossen Bauernhof ab, danach geht es in den Wald und gleich wieder aufwärts. Eigentlich könnte man den Bürersteig auf direktem Weg erreichen. Es lohnt sich aber, einen halbstündigen Umweg einzuschalten, um die ausgedehnte und aussichtsreiche Lichtung am Bürerhorn zu erkunden. Im Zweiten Weltkrieg wurde dort ein Artilleriebeobachtungbunker eingerichtet, der heute Teil eines sogenannten Festungsmuseums ist (Begehung der Nischen und Stollen auf eigene Gefahr).
Der Bürersteig ist eine Art Passübergang zwischen Aare- und Fricktal. Auf der Strasse wird schnell, dicht und rücksichtslos gefahren. Beim Überqueren gilt es entsprechend Vorsicht zu üben. Nach wenigen Schritten im Wald ist der motorisierte Spuk jedoch bereits wieder vorbei. Jetzt wechselt die Vegetation markant. Der Buchenwald ist mehr und mehr von Föhrenbeständen durchsetzt, bis die mächtigen Nadelbäume schliesslich die Szenerie völlig dominieren. Auf einer langgezogenen Lichtung zwischen dem Bützberg und dem Burghalden steigt man allmählich ins Tal des Schmittenbachs ab. Dort geht es an erhöhter Lage dem Waldrand entlang dem Ziel der Wanderung entgegen.
Remigen ist ein Winzerdorf mit ungemein langer Tradition. Als das römische Reich vor 2000 Jahren im nahen Vindonissa ein Legionärslager einrichtete, begann man, zur Versorgung der Truppen in der Umgebung Trauben anzubauen. Weinbau im Aargau? Wer dabei naserümpfend an trotzig-chauvinistische Freilichtproduktion von essigartigem Traubensaft denkt, mag in Bezug auf die Antike recht haben. Damals wurde der Wein meist mit Wasser verdünnt, mit Honig gesüsst und mit Gewürzen versetzt. Auf diese Weise lässt sich auch ein saurer Tropfen einigermassen geniessbar machen. Wer den Wein unverdünnt trank, galt als Säufer.
Seither haben sich die Anbau- und Produktionstechniken allerdings gründlich geändert. Remigen verfügt über ähnliche klimatische Gegebenheiten wie das Burgund und bringt heute entsprechend hochwertige Tropfen hervor. Auf insgesamt fast 20 Hektaren werden 17 verschiedene Rebsorten angebaut, neben den Hauptsorten Müller-Thurgau und Blauburgunder auch Innovationen und Raritäten wie Diolinoir oder Solaris. In einer der fünf Reblagen – dem Rebberg «Horn», durch den auch die Wanderung führt – wurde zudem ein kleiner antiker Rebberg angelegt. Die Traubenstöcke werden dort wie zur Römerzeit an langen Holzpfählen nach dem sogenannten Kammerbau-System gezogen. An der vermutlich auf das 12. Jahrhundert zurückgehenden Kirche vorbei gelangt man in den Dorfkern von Remigen.