Wanderung Weiningen-Würenlos
Die beschauliche Seite des Limmattals
Wanderzeit: 2 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Selbst das dicht überbaute und verkehrsreiche Limmattal eignet sich für eine Wanderung abseits von Lärm und Hektik. Ausgangspunkt der Tour ist das Dorf Weiningen. Durch Wälder und über Wiesenland geht es nach Würenlos, wo sich ein Museum in einem stillgelegten Steinbruch dem Leben und Werk der Künstlerin und Heilpraktikerin Emma Kunz widmet. Die Wanderung verläuft zu 70% auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Das Limmattal ist eine Hauptschlagader des Verkehrs im Schweizer Mittelland: Die Autobahn A1, aber auch die Intercity-Linien St. Gallen–Genf und Chur–Basel führen hier durch, obendrein zieht die nahe Stadt Zürich wie ein Magnet zusätzlichen Verkehr an. Ruhe und Beschaulichkeit ist hier nicht zu erwarten. Oder etwa doch?
Unweit von Limmattalerkreuz und Gubristtunnel – zwei Hotspots des Staugeschehens auf Schweizer Autobahnen – liegt Weiningen, dessen historischer Dorfkern von gut erhaltenen Riegelhäusern geprägt ist. Zunächst auf Asphalt, dann auf einem Kiessträsschen gelangt man zum Langenmoos. Der Weiher, der im Sommer zum Baden genutzt wird, dient der örtlichen Feuerwehr als Löschwasserreservoir und gilt als kleinste Stauanlage der Schweiz.
Die Wanderung zieht sich nun zumeist ebenen Wegs durch das Tälchen zwischen den Hügelzügen von Hasleren und Altberg. Am Fuss der bewaldeten Flanken breitet sich weites Wiesenland aus. Nur ab und zu wird die Stille durch das Dröhnen einer vom nahen Flughafen Kloten startenden Maschine unterbrochen.
Von Harwätti führt ein kurzer Aufstieg im Wald nach Rotris, den höchsten Punkt der Tour, von dort geht es erneut über offenes Gelände nach Vorder Hüttikerberg, dann nochmals eine Weile in den Wald und schliesslich zum Aussichtspunkt Gipf, wo sich ein schöner Blick nach Würenlos und in den Aargauer Teil des Limmattals öffnet.
Der letzte Teil der Wanderung verläuft durchwegs auf Asphalt. Die Route senkt sich zum alten Dorfkern von Würenlos, um nach der Überquerung des Furtbachs gegen den Bahnhof hin wieder anzusteigen.
Ehe man die Heimreise antritt, empfiehlt sich ein Besuch des Emma-Kunz-Zentrums. Dabei handelt es sich um einen überraschend stillen Ort am Dorfrand von Würenlos. Vom Bahnhof kommt man auf Quartiersträsschen, Trottoirs und Treppen innert weniger Minuten hin, wenn man dem weiss ausgeschilderten Fussweg folgt.
Die Anlage befindet sich an etwas erhöhter Lage am Fuss einer Sandsteinfluh. Sie besteht aus einem kleinen Museum, in dem eine Reihe von Bildern der Künstlerin Emma Kunz (1892–1963) ausgestellt sind. Es handelt sich um grossformatige, auf Millimeterpapier gezeichnete geometrische Darstellungen, die ein wenig an Mandalas erinnern, in ihrem Detailreichtum und ihrer Präzision jedoch ihresgleichen suchen.
Emma Kunz widmete sich neben ihrer eigenständigen künstlerischen Tätigkeit auch der Heilkunde, allerdings mit Verfahren, die von vielen ihrer Zeitgenossen als obskur und esoterisch eingestuft wurden: Sie arbeitete mit dem Pendel und mit selbstfabrizierten Pflanzentinkturen, äusserte Prophezeiungen und setzte Kräfte ein, die sie als geistig-energetisch bezeichnete. Sie wurde deshalb teilweise heftig angefeindet, ja als Hexe verschrien.
Einen ihrer grössten Heilungserfolge erzielte Emma Kunz beim sechsjährigen Sohn des Besitzers eines Steinbruchs in Würenlos: Offenbar vermochte sie das Kind vollständig von Kinderlähmung zu befreien. Als Heilmittel setzte sie gemahlenes Gestein aus einer zum Steinbruch gehörenden Grotte ein, das sie später unter dem Markennamen «Aion A» in den Handel brachte.
Schon zu römischer Zeit war in der Gegend Muschelkalk abgebaut worden. Das Gestein eignete sich nicht nur für Fassadenelemente und Treppenstufen, sondern dank seiner feinkörnigen Quarzeinschlüsse auch für Mühlräder. Die Vorkommen wurden deshalb jahrhundertelang ausgebeutet. Nachdem der Steinbruch in den 1960er-Jahren stillgelegt wurde, beschloss der seinerzeit von seiner Krankheit genesene nunmehr letzte Besitzer, auf dem Areal eine Institution zum Gedenken an das Wirken und die Werke von Emma Kunz einzurichten.
Der eigentliche Anziehungspunkt des Zentrums ist nicht etwa das Museum, sondern die Grotte, in der die Heilpraktikerin das Steinpulver gewann. Es handelt sich um eine turnhallengrosse Höhle, die von natürlichem Licht geflutet ist, da sie gegen Süden im gesamten Querschnitt offen ist und auf der Ostseite über einen weiteren grossen Durchbruch verfügt. Ein individueller halbstündiger Besuch der Grotte ist im Museumseintritt inbegriffen (die entsprechenden Zeitfenster können online gebucht werden).
Vor dem Rundgang wird einem an der Kasse ein schematischer Grundriss der Höhle gezeigt, auf dem für verschiedene Standorte die sogenannte «Erdstrahlung» (quantifiziert in einer Einheit namens «Bovis») angegeben wird. Wer für Geomantie, Radästhesie und andere Parawissenschaften empfänglich ist, wird die Höhle dank solchen Angaben unter Umständen geradezu als Wallfahrtsstätte erleben können. Die übrigen Besucherinnen und Besucher erfahren sie immerhin als eine ungewöhnliche Stätte der Stille.