Wanderung Küsnacht-Wetzwil-Pfannenstiel-Egg
Über den Pfannenstiel zum heiligen Antonius
Wanderzeit: 4 h 10 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Ein kühles Waldtobel, eine sonnig gelegene Alp, eine Aussichtsplattform hoch über den Baumwipfeln und eine aus Holz gebaute Wallfahrtskirche: Die Wanderung von Küsnacht am Zürichsee über den Hügelzug des Pfannenstiels nach Egg bietet ganz unterschiedliche Attraktionen. Abgesehen von 2,8 km auf Asphalt im Raum Wetzwil verläuft die Tour ausserhalb des Siedlungsgebiets meist auf Naturwegen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Zürich ist für Wallfahrerinnen und Wallfahrer ein hartes Pflaster. Im Mittelalter gab es dort zwar verschiedene Pilgerziele wie das Marienbild im Benediktinerkloster Rheinau oder die beiden Gnadenbilder der Prämonstratenserabtei Rüti. Im Zuge der Reformation verloren diese ihre Bedeutung jedoch schlagartig. Erst im 20. Jahrhundert entstanden im traditionell protestantischen Kanton zwei neue Wallfahrtsorte. Der eine ist die Nachbildung einer Lourdes-Grotte, die in einer Seitenkapelle der Kirche Maria Lourdes in Seebach untergebracht ist. Die Kirche wurde Mitte der 1930er-Jahre im Zürcher Stadtquartier als schlichter Kubus aus Eisenbeton gebaut.
Architektonisch ganz anders tritt die Wallfahrtskirche in Egg etwas ausserhalb der Stadt in Erscheinung: Sie wurde 1921 in Holzbauweise errichtet und mit Holzschindelfassaden verkleidet. Als erster Pfarrer wurde ein schwerkranker Theologieprofessor aus Immensee eingesetzt, dem die Ärzte noch drei Jahre Lebenszeit gegeben hatten. Diese Frist wollte er in der Stille und Landluft des Zürcher Oberlands verbringen; er gelobte, sich ganz der Seelsorge und der Verehrung des heiligen Antonius zu widmen, wenn ihm dafür die nötige Kraft zukomme.
Die Mediziner hatten sich getäuscht – der Priester lebte noch 27 Jahre und konnte sein Gelöbnis erfüllen, indem er die Wallfahrt zur Egger Antoniuskirche initiierte. Dem Vorhaben war ein beachtlicher Erfolg beschieden, was wohl nicht zuletzt am augenscheinlichen Wohlergehen des Geistlichen lag, das im offenkundigen Widerspruch zur ärztlichen Prognose stand und, so nahm man an, von höheren Mächten begünstigt sein musste.
Im Verlauf der folgenden Jahrzehnte wurden in Zusammenhang mit der Wallfahrt nach Egg bei weiteren Personen Heilungswunder bezeugt, die man auf Gebetserhörungen zurückführte. Dies förderte den Ruf des Wallfahrtsorts zusätzlich und liess die Zahl der Pilger weiter steigen. Schon bald wurde gegenüber der Kirche das Antoniusheim für die Aufnahme der Pilgerscharen errichtet. Das Gebäude wird heute als Gasthof genutzt.
1926 schenkte der Papst der Kirchgemeinde eine Reliquie des heiligen Antonius von Padua, die seither bei der Segnung der Pilger eingesetzt wird. Dies geschieht jeden Dienstagnachmittag im Rahmen eines Pilgergottesdiensts. Obwohl sie seit mittlerweile mehr als hundert Jahren bestehen, zählt die Antoniuskirche von Egg nicht zu den traditionsreichen Pilgerzielen der Schweizer. Aus diesem Grund existiert auch keine eindeutige bzw. historisch verbürgte Route für die Wallfahrt dorthin. Die hier vorgeschlagene Tour ist deshalb nicht «die» klassische Pilgerwanderung nach Egg, sondern eine Möglichkeit unter anderen. Immerhin bietet sie viel landschaftliche Abwechslung und führt zu verschiedenen interessanten Orten.
Der erste davon ist der Ausgangspunkt. Ein Blick auf die Landeskarte lässt zunächst Ungutes erahnen. Der Zürichsee ist nämlich fast rundum von einem breiten Band an dicht überbautem Siedlungsgebiet umgeben. Doch wer sich auf einen freudlosen Auftakt über Trottoirs und durch Wohnquartiere gefasst macht, um diesen Speckgürtel zu durchqueren, sieht sich schon bald getäuscht: Vom Bahnhof Küsnacht flaniert man auf Kopfsteinpflaster durch den alten Dorfkern und erreicht innert weniger Minuten das Küsnachter Tobel.
Sanft aufsteigend führt ein breiter Kiesweg in den bewaldeten Einschnitt, den der Dorfbach geschaffen hat. Nach etwa einer halben Stunde gelangt man zu einer Wegverzweigung, bei der es eigentlich in den Wanderweg einzuschwenken gilt, der in Richtung der Ruine Wulp signalisiert ist. Allerdings empfiehlt es sich, vorher einen Abstecher zur Drachenhöhle zu unternehmen. Der mehrere Meter tiefe Hohlraum liegt noch ein paar Gehminuten weiter tobeleinwärts in einem Nagelfluh-Steilhang. Von der Talsohle ist er auf einem kurzen, aber scharf ansteigenden Stichweg erreichbar. Nach der Sage hauste dort einst ein Drache, der immer wieder das Dorf bedrohte (was mit dem Wildbach und den von ihm verursachten Überschwemmungen assoziiert wird), bis ihn ein Ritter mit Unterstützung der Jungfrau Maria zähmte.
Recht steil ist der Aufstieg zu den Mauerresten der mittelalterlichen Burg Wulp, danach geht es, weiterhin im Wald und nunmehr in leichtem Auf und Ab, durch die Flanke des Höhenzugs Küsnachter Berg zur Blüemlisalp. Der Bauernhof mit zugehörigem Restaurant liegt zwar bloss auf 590 Metern Höhe, trägt seinen Namen aber nicht zu Unrecht, liegt er doch in hügeligem Weideland, das tatsächlich einen alpinen Touch hat.
An der Kirche Wetzwil vorbei gelangt man ins Dorf Wetzwil und von dort hinauf zum Weiler Felsengrund. Die Wanderung verläuft auf diesem Abschnitt leider fast durchwegs auf asphaltierten Strässchen. Immerhin wird man mit einer schönen Aussicht entschädigt, die bis zu den Gipfeln der Glarner Alpen reicht.
Danach geht es erneut in den Wald. In der nächsten Stunde verläuft die Wanderung fast durchwegs unter Bäumen, denn nun steigt man auf den bewaldeten Höhenzug des Pfannenstiels. Der Flurname steht laut Schweizerischem Idiotikon für einen langgestreckten Geländeteil. Den höchsten Punkt des Hügels umgeht die Wanderroute knapp. Dennoch kann man ihn sogar überragen, indem man auf den Aussichtsturm Hochwacht steigt. Dessen höchste Plattform befindet sich 33 Meter über dem Waldboden und bietet damit eine ungehinderte Rundsicht über die Wipfel hinweg. Während sich gegen Süden der Zürichsee und die Alpenkette zeigen, fällt der Blick nach Norden zum Greifensee; auch das Ziel der Wanderung, das Dorf Egg, ist nun erkennbar. Am Restaurant Pfannenstiel vorbei steigt man über Wiesen und Weideland an den Rand des weitläufigen Siedlungsgebiets ab. Die Antoniuskirche liegt direkt am Weg zur Bahnstation im Dorfzentrum.