Wanderung Schwarzenburg-Heitenried-Schmitten
Auf Jakobs-Abwegen
Wanderzeit: 3 h 45 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Es gibt nicht DEN Jakobsweg. Der Pilgerweg nach Santiago de Compostela besteht vielmehr aus verschiedenen Ästen und teilweise parallel verlaufenden Varianten. Das lässt sich auf der Wanderung von Schwarzenburg nach Schmitten unschwer erkennen. Dass sich Wallfahrt auch lokal abspielen kann, zeigt die am Weg liegende Mühletalkapelle. Insgesamt verläuft etwa ein Viertel der Route auf Hartbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Der Fall scheint klar und einfach zu sein: Der internationale Jakobsweg mündet bei Konstanz in die Schweiz, führt quer durch unser Land und verlässt es bei Genf wieder. So sieht es jedenfalls aus, wenn man eine Karte mit dem Verlauf der Via Jacobi, der nationalen Wanderroute Nr. 4, betrachtet. Die Realität ist komplizierter, denn der Jakobsweg besteht aus mehreren Teilrouten, die auseinandergehen und später wieder zusammenkommen. So durchquert eine der Linien das Berner Oberland, eine andere das Emmental. Nicht genug damit: Es gibt auch Zugänge ab Basel durch das Drei-Seen-Land oder von Graubünden via Oberalp, Furka und Wallis – sie sind nicht Teil der heutigen Via Jacobi, wurden aber seit dem Mittelalter für die Pilgerfahrt nach Santiago genutzt.
Ebenfalls inoffiziell sind viele weitere lokale Nebenrouten, Verästelungen und Varianten. Einer davon begegnet man auf der vorliegenden Tour. Sie beginnt auf der Berner Seite der Sense und damit in einem Teil der Schweiz, in dem es seit bald einem halben Jahrtausend keine Wallfahrten mehr gibt und wo die christliche Religion auch in anderen Bereichen anders praktiziert wird als in katholischen Landen.
Charakteristisch für den heutigen Jakobsweg in der Schweiz ist, dass er überdurchschnittlich viele Hartbelagsabschnitte aufweist. So verlaufen auch bei der vorliegenden Wanderung die ersten anderthalb Kilometer vom Bahnhof Schwarzenburg bis unterhalb des Weilers Wart auf Asphalt. Danach zweigt man auf einen einfachen Weg ab, der sich, zusehends steiler werdend, in den Wald und gegen die Sense hin senkt.
Die letzten 100 Meter des Abstiegs zur Thorenöle verlaufen in einem Hohlweg, der in den Sandstein eingetieft und mit grossen Flusssteinen gepflästert ist. Der Abschnitt ist ein herausragendes Beispiel alter Wegebaukunst. Im Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz figuriert er in der Kategorie «von nationaler Bedeutung». Sein nicht minder spektakuläres Gegenstück liegt auf der gegenüberliegenden Talseite. Man durchquert es, nachdem man die Sense auf der in Holz gebauten Sodbachbrücke überquert hat und im Wald gegen Heitenried aufsteigt. Im Weideland eingangs des Dorfs begegnet man nun auch dem ersten Hinweis, dass man nicht nur die Kantons-, sondern auch eine Konfessionsgrenze überschritten hat: Am Weg steht ein Bildstock mit einer Statue des heiligen Jakob.
Im Raum Heitenried wandert man nochmals etwa anderthalb Kilometer auf Hartbelag; der Rest der Tour verläuft dann fast durchwegs auf Naturwegen. Bei der Kreuzung in der Dorfmitte verlässt man die Via Jacobi, schwenkt auf die Wanderroute ein, die in Richtung Wiler vor Holz markiert ist – um am Ortsausgang eine kleine Überraschung zu erleben: Auch diese Strecke gilt als Jakobsweg, wie ein Holzpfosten am Wegrand signalisiert, an dem die einschlägige Jakobsmuschel samt Inschrift «Les amis du chemin de St-Jacques suisse» angebracht ist. Es handelt sich um einen schönen Abschnitt. Er verläuft zwar auf einem Strässchen, das allerdings nur mit Schotter gedeckt ist. Über offenes Gelände wandert man über das Dörfchen Wiler vor Holz zum Weiler Breitenried. Es lohnt sich, zwischendurch einen Blick zurück zu werfen: Den Horizont prägen die Silhouetten der Gantrischkette, der Kaiseregg und des Schwybergs.
Bei der Wegverzweigung Ledeu wechselt die Landschaft komplett. Der Weg senkt sich nun in den Tutzishausgraben, durch den der Ledeubach/Lettiswilbach fliesst. Am Weg liegen eine alte Stampfe und eine historische Säge. Die Gegend wirkt wie aus der Zeit gefallen, denn der Wasserlauf ist unverbaut; frei schlängelt er sich durch den Wald und später an Wiesen vorüber.
Nach einer Weile weitet sich das Gelände, der Bach mäandert nun durch den Zirkelsgraben. An dessen westlichem Abschluss muss man einige hundert Meter der Hauptstrasse entlang nach Mühletal marschieren und steigt von dort zum Zirkelshubel auf. Es lohnt sich, den kurzen Abstecher zur Mühletalkapelle zu unternehmen. Die Marienkapelle wurde 1912 errichtet und 1997 mit kunstvoll gestalteten Glasmalereien ausgestattet. Sie lädt nicht nur zur Einkehr ein, sondern bietet mit ihren grossen Aussenbänken auch eine gute und zugleich aussichtsreiche Gelegenheit, sich mit leiblicher Stärkung zu versorgen. Durch das Unterholz und danach an Industriebauten vorüber gelangt man ins Siedlungsgebiet und zum Bahnhof von Schmitten.
In der Gegend gibt es übrigens eine weitere, ziemlich aussergewöhnliche Wallfahrtskapelle, die allerdings von weitem viel weniger deutlich erkennbar ist als die Marienkapelle auf dem Zirkelshubel. Sie befindet sich im Magdalenaholz, einem bewaldeten Hügel nördlich von Heitenried. Um 1700 liess der damalige Dorfpfarrer in der Sandsteinfluh drei kleine Kapellen ausbrechen. Mitte des 19. Jahrhunderts verband man die nebeneinander liegenden Gewölbe zu einer einzigen, geräumigen Kapelle. Für Ortsunkundige ist der Standort nicht ohne weiteres aufzufinden. Am einfachsten wandelt man die Route etwas ab und wandert nicht via Sodbachbrücke nach Heitenried, sondern schwenkt in Wart auf den Weg ein, der über die Burgruine Grasburg und den Harrisstäg nach Heitenried führt. Auf der Höhe der Fussballfelder am Dorfeingang signalisiert ein Wegweiser den Aufstieg zur Waldkapelle. Von der Felsenkapelle geht es durch den Wald weiter und an zwei Bethäusern vorbei zur Dorfkirche hinunter. Die Wanderung via Grasburg dauert 35 Minuten länger. Auf der untenstehenden Karte ist die Wanderung via Sodbachbrücke eingezeichnet, weiter unten folgt die Variante via Grasburg.