Wanderung Rüfenacht-Kleinhöchstetten-Münsingen
Auenwald und Alpensicht
Wanderzeit: 2 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Die Wanderung von Rüfenacht nach Münsingen bietet auf kurzer Distanz eine ungewöhnliche landschaftliche Vielfalt. Sie verläuft sowohl über aussichtsreiches Wiesenland als auch durch lauschige Auenwälder, mit dem Kirchlein von Kleinhöchstetten liegt zudem ein Juwel des frühromanischen Sakralbaus am Weg. Rund 4 km verlaufen auf Asphalt.
Detaillierte Routenbeschreibung
Die Reformatoren machten zahlreichen Praktiken und Traditionen der katholischen Kirche den Garaus. Dazu gehörte auch das Wallfahren. Im Kanton Bern scheute die Obrigkeit keinen Aufwand, um Altgläubige daran zu hindern, weiterhin die ihnen liebgewordenen Pilgerstätten aufzusuchen. So liessen sie beispielsweise die St. Beatus-Höhle am Thunersee, die vordem ein beliebter Wallfahrtsort war, einfach zumauern. Noch härter traf es die Kapelle Fribach bei Gondiswil: Sie wurde kurzerhand abgebrochen.
Etwas glimpflicher kam die Kirche in Kleinhöchstetten davon. Auch sie war bis zur Reformationszeit ein beliebtes und gutbesuchtes Wallfahrtsziel. Zwecks Unterbindung der Pilgerei wurde das Gotteshaus an einen Bauern verkauft, dem es fortan als Wohnhaus und später als Werkzeugschuppen diente. Nach mehr als 400 Jahren zweckentfremdeter Nutzung war das Gebäude in einem dermassen schlechten Zustand, dass die Besitzer es abbrechen wollten.
Die Geschichte schlug damit einen geradezu ironischen Haken, denn in Kleinhöchstetten hatte von 1522 bis 1525, also zu Beginn der Reformationszeit, mit dem aus Bayern stammenden Jörg Brunner erstmals im Kanton Bern ein Pfarrer gegen den Ablasshandel und das Papsttum gepredigt. Das Kirchlein wird deshalb als «Wiege der Berner Reformation» betrachtet. Obendrein ist das Bauwerk ein einmaliger Zeuge der Frühromanik im Schweizer Mittelland. Es weist einen schlichten Grundriss auf: Ans Schiff schliesst sich eine unverputzte Apsis an.
Die Landeskirche und der Heimatschutz erwarben die Ruine in den 1950er-Jahren und sanierten sie. Seither erstrahlt das Kirchlein in frischem Glanz und dient auch wieder dem ursprünglichen Zweck – jedenfalls weitgehend. Regelmässig werden dort Gottesdienste nach protestantischem Ritus durchgeführt. Als Wallfahrtsziel hingegen hat die Kirche von Kleinhöchstetten ausgedient.
Wer sich dennoch auf die Spuren der einstigen Pilger begeben will, fährt mit dem bekannten «blauen Bähnli» (das Richtung Worb verkehrende Tram) nach Rüfenacht und wandert von dort durch Wälder und an Wiesen vorbei nach Allmendingen und weiter nach Kleinhöchstetten. Von dort geht es via Hunziken und Hunzigenbrügg (wo sich die als Konzertlokal überregional bekannte Mühle Hunziken befindet) nach Münsingen.
Die Route führt durch eine ländliche Gegend, was bedeutet, dass etliche Flurwege asphaltiert sind. Dennoch gibt es ausserhalb der Dörfer etliche hübsche Abschnitte auf Naturwegen. Im offenen Gelände geniesst man dabei eine schöne Aussicht zu den Berner Hochalpen.
Besonders attraktiv ist die Auenlandschaft der Hunzigenau. Der Wanderweg verläuft dort einige Meter oberhalb des Hechtenlochs, einer vom früheren Aarelauf geschaffenen Schwemmlandschaft, in deren Tümpeln und Riedflächen sich zahlreiche Amphibien und Vögel tummeln. Getrübt wird die Idylle einzig durch das stete Rauschen des auf der nahen Autobahn fliessenden Verkehrs.
Auch der nachfolgende Abschnitt ist reizvoll. Er umrundet entlang des renaturierten Laufs des Grabebachs das grossflächige Areal des Psychiatriezentrums Münsingen. Danach gelangt man auf Quartiersträsschen ins Ortszentrum von Münsingen.