Wanderung Sugiez - Mont Vully
Geschichtsträchtiger Mont Vully
Wanderzeit: 3 h 30 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Die Rundwanderung auf dem «Sentier historique» am Mont Vully ist eine Reise in die Vergangenheit. Siedlungsspuren und Befestigungswerke verschiedener Epochen säumen die Route. Unterwegs geniesst man Ausblicke zum Murtensee, ins Mittelland, zur Alpenkette und zum Jura. Ein Wermutstropfen ist der hohe Hartbelagsanteil: Nahezu zwei Drittel der Wanderung verläuft auf Asphalt.
Detaillierte Routenbeschreibung
Vully – das war früher im Bernbiet praktisch ein Synonym für Weisswein. Die Bundesstadt und ihre Umgebung waren ein Grossabnehmer für die Produkte aus dem nahen Weinbaugebiet am Murtensee. Im Zeichen der Globalisierung des Weinmarkts haben sich die Absatzgebiete mittlerweile verschoben, doch noch immer gilt der Mont Vully als interessante Provenienz. Man sagt, die Reben erhielten hier besonders viel Sonne, weil sich das Licht im See spiegelt.
Wie auch immer, eine Wanderung durch die Rebberge ist jedenfalls wegen der Sicht auf das Wasser besonders reizvoll. Wie so oft in Weinbaugebieten gibt es allerdings auch hier eine Schattenseite, denn wegen der Bewirtschaftung sind die meisten Wege asphaltiert. Deshalb muss man vom Bahnhof Sugiez zunächst einmal knapp 40 Minuten auf Strassen und Strässchen marschieren, ehe man den eigentlichen Ausgangspunkt des «Sentier historique du Vully» erreicht.
Erst bei der Wanderwegverzweigung Roches Grises lässt man den Hartbelag für eine Weile hinter sich. Im Wald steigt man zur Hochebene auf dem Rücken des Mont Vully auf. Dabei kommt man schon bald an eigenartigen Löchern im Boden vorbei. Die Höhlen wurden 1916/17 von Hand aus dem Sandstein gehauen und bildeten die Wehranlage La Lamberta. Die Stollen sind nach wie vor begehbar und lassen sich auch von Kindern erkunden.
Zur Zeit, als die Anlage gebaut wurde, war das Gebiet unbewaldet. Heute verdecken zwar Bäume die Aussicht, doch man kann sich immer noch gut vorstellen, wohin die dort platzierten Maschinengewehre ausgerichtet waren, nämlich gegen Südwesten. Das mag unlogisch wirken, denn die Bedrohung für das Schweizer Mittelland kam eigentlich aus dem Norden. So würde man heute jedenfalls auf Anhieb denken.
Die Gefährdungslage für die Schweiz zeigte sich jedoch im Ersten Weltkrieg anders: Deutsche und französische Truppen standen sich in einem zermürbenden Stellungskrieg gegenüber. Die Schweiz befürchtete, dass die eine oder die andere der beiden Mächte aus der blockierten Situation ausbrechen könnte, indem sie das neutrale Territorium der Eidgenossenschaft für einen Durchmarsch nutzen würde. Zur Abwehr bzw. zur Erhöhung des «Eintrittspreises» wurden eine Reihe von Festungsanlagen erbaut.
La Lamberta war Teil der sogenannten Fortifikation Murten, mit der man die Hauptstadt Bern vor einem Einmarsch französischer Truppen schützen wollte. Einem weiteren Zahnrad dieses Verteidigungssystems begegnet man noch etwas weiter oben: Auf der heute bewaldeten Kuppe am westlichen Abhang des Mont Vully sind zwischen den Bäumen mehrere Betonbunker zu sehen. Sie dienten als Infanteriestützpunkte und gehörten zum Réduit du Vully.
Die Wanderung verläuft in diesem Gebiet erneut auf einer längeren Strecke auf Asphalt. Erst in der Vully-Nordflanke wechselt man auf einen lauschigen, schmalen Waldpfad, der an der Pierre Agassiz vorbeiführt (der Gedenkstein ist dem aus der Region stammenden Verfechter der Eiszeittheorie gewidmet) und sich schliesslich zum höchsten Punkt der Wanderung zuoberst auf der Vully-Hochebene hinaufzieht.
Im Abstieg gelangt man an zwei weiteren Befestigungsanlagen vorbei, die allerdings aus wesentlich weiter zurückliegenden Zeiten stammen. Zur Zeit der Kelten stand auf dem Mont Vully ein Oppidum (eine kleine befestigte Siedlung). Der Wall aus Holz und Steinen datiert allerdings nicht von damals; vielmehr handelt es sich um eine Rekonstruktion.
Etwas jüngeren Datums ist die Tour des Sarrasins (auf der Landeskarte auch als Ruine du Château fort de Nant bezeichnet). Die Mauerreste liegen nicht direkt an der Abstiegsroute, sondern sind über einen etwa 200 Meter langen Stichweg erreichbar. Über das Bauwerk liegen keine schriftlichen Dokumente vor, sein Ursprung wird im 13. Jahrhundert vermutet.