Wanderung Eggiwil-Hegeloch-Langnau
Ein Loch mit vergänglichem Nutzen
Wanderzeit: 3 h 40 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - November
Das Hegeloch zählt zu den ältesten Tunnels der Schweiz. Ursprünglich als Teil einer Strassenverbindung zwischen Eggiwil und Langnau gebaut, dient der Durchgang heute vorwiegend Wanderern, die in der dünn besiedelten Hügellandschaft des Oberemmentals unterwegs sind. Abgesehen von zwei kürzeren Hartbelagsabschnitten im Hüpfenboden und bei der Hohwacht verläuft die Tour meist auf Naturwegen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Zügig fährt der Bus im Stundentakt der jungen Emme entlang nach Eggiwil. Die Strassenverbindung ist heute eine Selbstverständlichkeit. Bevor sie gebaut wurde, war Eggiwil nur umständlich und auf Umwegen erreichbar. Besonders mühsam und aufwendig war der Zugang zu den Höfen auf den umliegenden Hügeln. Wollte man etwa vom Vorder Girsgrat nach Langnau gelangen, dem damaligen wirtschaftlichen Zentrum der Gegend, so musste man einen schmalen Gratweg beschreiten oder einen langen Umweg durch das Tal in Kauf nehmen.
Einer der Bauern fand diese Situation dermassen unbefriedigend, dass er die Initiative zum Bau eines Tunnels durch die Nagelfluhwand im Gebiet Hegen ergriff. Es gelang ihm, weitere Kreise für das Vorhaben zu begeistern und zur Mitfinanzierung zu motivieren. Darunter war auch das Berner Inselspital; die im Mittelalter als Armenanstalt gegründete Institution verfügte in der Umgebung über grössere Ländereien und war daran interessiert, diese besser zu erschliessen.
Der Bau begann 1839 und konnte im folgenden Jahr abgeschlossen werden. Der rund drei Meter breite, fünf Meter hohe und 23 Meter lange Stollen wurde im Sprengvortrieb ausgebrochen. Die Schlussabrechnung zeigte ein Bild, wie man ihm bei Tunnelprojekten immer wieder begegnet: Wurden die Kosten ursprünglich auf 400 Pfund geschätzt, so beliefen sie sich am Ende mit über 1100 Pfund nahezu auf das Dreifache. Umgerechnet auf heutige Kaufkraft entspricht das etwa 100'000 Franken. Das ist eigentlich ziemlich günstig. Den grössten Kostenanteil hatte das Sprengpulver eingenommen. Die Arbeitskraft hingegen fiel im damaligen Niedriglohnland Schweiz nicht gross ins Gewicht.
Das Defizit spielte letztlich keine grosse Rolle, denn das Vorhaben war geglückt: Der Tunnel war fertig und erfüllte fortan seinen Zweck – allerdings nur vorübergehend, denn praktisch zur gleichen Zeit erfolgte zwischen Eggiwil und Signau die Emmekorrektion, was den Bau einer Strassenverbindung im Talboden ermöglichte. Seither ist das Hegeloch praktisch ohne Nutzen. Immerhin erleichtert es aber Wandersleuten die Passage des Girsgrats.
Dem Emmentaler Loch ist es damit besser ergangen als dem Urnerloch, dem ältesten Strassentunnel der Schweiz. Dieser wurde bereits 1707/08 ausgebrochen und dient seither ohne Unterbruch dem Strassenverkehr, der sich seither wiederum markant verändert hat: Trieb man anfänglich bloss mit Lasten beladene Maultiere durch den Tunnel, so folgten später Kutschen und Ochsengespanne, bis sich schliesslich der motorisierte Verkehr durch das Loch zwängte. Das Urnerloch musste in der Folge mehrmals ausgebaut werden. Heute wird es jeden Tag von unzähligen Autos, Motorrädern und Lastwagen befahren. Wanderer haben dort nichts zu suchen, ihnen steht eine parallel verlaufende Galerie zur Verfügung.
Umso mehr behagt ihnen dafür das Hegeloch. Der historische Tunnel ist Teil der SchweizMobil-Route 2 («Trans Swiss Trail»). Sie führt von Eggiwil über Wiesen und Weiden zunächst hinauf nach Hinter Girsgrat, dann als Höhenweg ohne grössere Auf-/Abstiege über Vorder Girsgrat zum Hegeloch, von der Nordseite des Mini-Tunnels über den Hüpfenboden, via Hinter Scheidegg und Scheidegg zur Hohwacht und von dort über Wildmatt hinunter an die Ilfis und ins Dorfzentrum von Langnau.
Kleiner Tipp am Rande: Auf dem Hüpfenboden gibt es eine kleine Käserei, in der verschiedene Käsespezialitäten hergestellt werden, darunter auch ein Hegeloch-Bergkäse. Beim Verkaufsautomaten kann man sich zur Bereicherung des Picknicks mit einer Kostprobe ausstatten.