Wanderung Gränichen-Teufenthal
Landschaftsmärchen im Wynental
Wanderzeit: 2 h 40 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Die Sandsteinhöhlen bei Gränichen sind ein Paradies für kleine und grosse Entdecker. Ein Besuch des malerischen Ausflugsziels lässt sich gut mit einer leichten Wanderung über die Hügel des Wynentals kombinieren. Die Tour führt abseits von Verkehr und Siedlungen durch Wälder und über aussichtsreiches Wiesenland. Ausserhalb der Dörfer verläuft sie fast durchwegs auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Abseits der Hauptverkehrsachsen gibt es im Aargau etliche Ecken mit einem ausgeprägt ländlichen Charakter. Das Wynental etwa erinnert mit seinen vielen Wiesen und Weiden ein wenig ans Emmental. Die Topografie ist einfach etwas sanfter beschaffen als beim Original, weshalb die Gegend noch etwas lieblicher wirkt. Sie eignet sich deshalb wunderbar für leichte Wanderungen, die sich praktisch zu jeder Jahreszeit unternehmen lassen.
Den Auftakt der Tour zu den Gränicher Sandsteinhöhlen macht ein kurzer, aber zackiger Aufstieg: Vom Bahnhof Gränichen geht es auf Quartiersträsschen steil hinauf an den Sonnenhang des Wynentals. Danach wandert man an erhöhter und entsprechend aussichtsreicher Lage annähernd ebenen Wegs weiter, vorbei an Wiesen mit zahlreichen Obstbäumen. Auch durch den Wald geht es eine Weile, doch nach der Wegverzweigung auf dem Breitenberg kehrt man schon bald wieder in offenes Gelände zurück. An Wiesen, Weiden und Bauernhäusern vorbei senkt sich der Weg sanft via Refental zum Fuss eines Geländesporns, auf dem das Schloss Liebegg thront. Der Wanderweg wird später daran vorbeiführen. Zunächst aber zieht er sich in einem weiten Bogen zum Wald am Fusse des markanten Bauwerks. Dieser erweist sich als märchenhafte Landschaft mit interessanten Natursehenswürdigkeiten. Zwischen den Bäumen klaffen mehrere grosse Sandsteinhöhlen auf. Diese entstanden im 19. Jahrhundert, als man in der Gegend vermehrt Steinhäuser zu errichten begann. Die Bevölkerung wuchs zu jener Zeit aufgrund der Industrialisierung rasant. Der zunehmende Bedarf an Wohnraum liess sich durch die traditionelle Holzbauweise nicht mehr abdecken. Im Gebiet der Gemeinde Gränichen gab es damals an nicht weniger als 30 verschiedenen Standorten Steinbrüche. Das grösste Vorkommen lag hier im Liebeggwald vor. Der feinkörnige Sandstein wurde in grossen Blöcken von Hand abgebaut und mit Pferde- oder Ochsengespannen zu den Baustellen im Dorf transportiert.
Heute ist es billiger, Steinblöcke aus Asien oder Australien zu importieren, als sie in der Schweiz abzubauen. Die Gränicher Steinbrüche sind jedoch schon lange vor Beginn des Globalisierungszeitalters aufgegeben worden. Im Laufe der Zeit eroberte sich die Natur das Gelände wieder so weit zurück, dass die Höhlen so aussehen, als wären sie natürlichen Ursprungs. Wer genauer hinschaut, entdeckt jedoch an verschiedenen Stellen scharfe Abbruchkanten. Besonders deutlich zeigen sich die Abbauspuren bei einer kleineren Höhle im südlichen Teil des Areals. Diese ist abgesperrt, weil sie als einsturzgefährdet gilt. Die grösseren Höhlen hingegen sind problemlos zugänglich und laden kleine und grosse Entdecker zum Rasten, Spielen und Verstecken ein.
Nur noch wenige Schritte sind es von den Sandsteinhöhlen hinauf zum Schloss Liebegg. Die ersten Teile der Doppelburganlage wurden im 12. Jahrhundert als Stammsitz der Herren von Liebegg errichtet. In der Neuzeit wurde die höher liegende Burg durch ein Wohnhaus ersetzt, während die zweite Burg einem Schlosshof wich, der von herrschaftlichen Bauten umgeben ist. Von der erhöhten Terrasse zwischen den beiden Anlagen geniesst man einen schönen Blick auf den Talboden des Wynentals und zu den umliegenden Hügeln.
Nicht weit von der Liebegg entfernt liegt ein weiteres Schloss. Die Trostburg ist allerdings nicht öffentlich zugänglich, sondern in Privatbesitz. Sie steht an aussichtsreicher Lage oberhalb von Teufenthal. Der Weg dahin ist wohl der schönste Abschnitt der Wanderung. Er führt dem Saum des Waldes entlang, in dem sich die Sandsteinhöhlen verbergen. Während dort eine wildromantische, ja teilweise düstere Atmosphäre herrscht, gibt es hier, sozusagen auf der Rückseite der Höhlenlandschaft, an Schönwettertagen viel Licht und Wärme. Auf eindrückliche Weise krallen die Bäume ihre Wurzeln in die Sandsteinplatten am Wegrand. Über Wiesen und durch Wohnquartiere gelangt man ins Dorfzentrum von Teufenthal und zur Bahnstation.