Wanderung Trubschachen-Wachthubel-Marbach
Kulturgrenze mit langer Tradition
Wanderzeit: 5 h 10 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Juni - November
Vom Mittelland durch die Berner und Luzerner Voralpen führt der Grenzpfad Napfbergland. Wohl das schönste Teilstück ist die Route von Trubschachen nach Marbach. Es schlängelt sich über aussichtsreiche Hügel zum Wachthubel, dem höchsten Punkt des Emmentals. Etwas Hartbelag auch ausserorts.
Detaillierte Routenbeschreibung
Von der Wasserscheide am Brünig quer durch das Napfgebiet bis zum untersten Lauf von Reuss und Aare zieht sich eine unsichtbare Linie, an der west- und mitteleuropäische Kulturräume aufeinanderstossen. Diese Grenze lässt sich nicht durchwegs topografisch erklären, sondern ist auch historisch bedingt. Im Mittelalter prallten in diesem Raum die burgundischen und die alemannischen Einflusssphären aufeinander, später steckten hier die eidgenössischen Stadtrepubliken Bern und Luzern ihre Territorien gegeneinander ab. Zur politischen Rivalität kam nach der Reformation die konfessionelle Abgrenzung.
Der Volkskundler Richard Weiss gelangte in den 1940er-Jahren zur Auffassung, dass sich die Schweiz an der Brünig-Napf-Reuss-Linie deutlicher in einen Ost- und Westteil scheidet als entlang der Sprachgrenze zwischen der Deutschschweiz und der Romandie. Trotz Mobilität und Globalisierung ist diese Kulturgrenze noch heute in den Köpfen verankert. Beispielhaft zeigte dies eine Untersuchung in den 1990er-Jahren. Sie ergab, dass die Bewohner der Region sich den Raum über die Kantonsgrenze hinweg verzerrt vorstellen: Für die Bevölkerung von Langenthal wirkt das 15 Kilometer entfernte, ebenfalls bernische Huttwil «näher» als das 7 Kilometer entfernte luzernische Pfaffnau.
Auf eindrückliche Weise lässt sich die Grenzlinie zu Fuss erkunden, indem man dem Grenzpfad Napfbergland folgt. Der Weitwanderweg führt in sechs Etappen von Langenthal südwärts. Er schlängelt sich zwischen den beiden Kulturräumen dahin, schwankt zwischen Emmental und Innerschweiz – und endet am Schluss im Berner Oberland: Die letzte Etappe beginnt auf dem Brienzer Rothorn, dem höchsten Punkt des Kantons Luzern, und endet am Brünigpass. Der Grenzpfad führt über aussichtsreiche Eggen, durch bewaldete Chrächen und an behäbigen Bauernhöfen vorüber. Er bietet auf diese Weise viel landschaftliche Abwechslung. Besonders attraktiv ist der Abschnitt von Trubschachen nach Marbach.
Vom Bahnhof Trubschachen sind es nur wenige Schritte Richtung Süden bis zur Ilfis. Auf der anderen Seite des Flüsschens beginnt der Aufstieg nach Unter Houenen. Ein schöner, schmaler Pfad führt mässig steil im Wald und über Wiesen aufwärts. Bereits öffnen sich erste malerische Ausblicke zu den Hügeln des Oberemmentals. Das Wandervergnügen wird an der Houenenegg allerdings etwas beeinträchtigt durch zwei Hartbelagsabschnitte von insgesamt 1,7 km Länge. Am Vorder Rämisgumme weitet sich die Sicht zum Hohgant. Wer auch den höchsten Punkt des Rämisgummehogers erreichen will, zweigt hier hangwärts ab und besteigt den aussichtsreichen Kamm. Der Grenzpfad Napfbergland hingegen verbleibt in der Rämisgumme-Flanke und führt nach Hinder Rämisgumme. Hier tritt nun auch die Schratteflue und ihr westlicher Abschluss, der wie ein Zahn geformte Schibegütsch, in Erscheinung.
Es ist eine veritable Höhenwanderung, die auf aussichtsreichen Wegen zum Pfyffer und weiter über Brunnebode zum Gehöft Grosshorben führt. Von der Wegverzweigung Bergegg an wird es steil. Ein schmales Weglein führt durch Farn- und Grasgelände hinauf zum Wachthubel, dem höchsten Punkt des Emmentals (er liegt noch ein paar Meter höher als der vermeintliche Rekordhalter Napf). Die Aussicht von der grossflächigen, mit Gras bewachsenen Kuppe ist total: Zwischen der Schratteflue und dem Hohgant, den einträchtig vereinten landschaftlichen Exponenten der beiden unterschiedlichen Kulturräume, sind das Wetterhorn, das Schreckhorn und weitere Gipfel der Berner Hochalpen zu erkennen. Rechts davon erstrecken sich die Sieben Hengste, der Sigriswilgrat, der Niesen und die Stockhornkette. Im Norden überblickt man die vorderste Jurakette.
Durch den Tannenwald führt ein steiler Zickzackweg Richtung Marbach hinunter. Im Raum Ober Buchschachen verläuft die Wanderung auf einem etwa 1 km langen Abschnitt auf Hartbelag. Ein Wegkreuz hoch oben am Grashang signalisiert: Hier ist die Welt katholisch. Später, weiter unten im Wald, begegnet man auch einem volkstümlich ausgestalteten Bildstock. An der Buchschachenegg endet der Hartbelag, der Abstieg geht weiter auf einem Kiessträsschen nach Buchschachen, von dort dann auf einem schön angelegten schmalen Pfad. Über Wiesen und im Wald geht es steil hinunter. Für das letzte Teilstück im Talboden verlässt man den Grenzpfad und hält sich statt des Richtung Post führenden Wanderwegs besser an den Spazierweg, der dem Schonbach entlang ins Dorf führt. Ein letztes Zeichen dafür, dass man sich jetzt auf der anderen Seite der Kulturgrenze befindet, ist der markant spitze Turm der Dorfkirche, die von den schmucken Holzhäusern des alten Dorfkerns umgeben ist.