Wanderung Biel-Jäissberg-Studen
Petinesca – Stätte mit reicher Geschichte
Wanderzeit: 2 h 35 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Kein Berg, sondern bloss ein Hügel, und erst noch ein unscheinbarer: das ist der Jäissberg bei Biel. Wegen seiner günstigen Lage am Schnittpunkt mehrerer Verkehrsachsen war er zu römischer Zeit ein bedeutendes Zentrum. Eine Wanderung über den Höhenzug führt zu geschichtsträchtigen Schauplätzen. Ausserorts meist Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Nur wenige hundert Schritte sind es vom belebten Bieler Bahnhof zum idyllischen Uferweg entlang der Zihl. Ein von Bäumen und Sträuchern gesäumter Spazierweg, lauschige Gärten und die zahlreichen am Ufer festgebundenen Boote verleihen dem Flüsschen eine geradezu venezianische Atmosphäre. Die Wonne währt allerdings nicht lange: Schon bald geht es quer durch Nidau – Verkehr, Lärm und Abgase sind die unvermeidlichen Begleiter. Beim Nidau-Büren-Kanal wird es wieder still: Nur noch mit Velofahrern müssen die Wanderer ihren Weg teilen. Der kanalisierten Aare entlang geht es flussabwärts.
In Port zweigt man vom Uferweg ab. Noch steht eine Viertelstunde durch Wohnquartiere an, danach wird’s grün, zugleich beginnt der Weg zu steigen: Im Wald geht es mässig steil hinauf zum Jäissberg. Der Name des Hügels geht auf das Dorf Jens an seinem Südfuss zurück, das im lokalen Dialekt «Jäiss» genannt wird.
Von der aussichtsreichen Hochebene Riedli zweigt man gleich wieder in den Wald ab. Herrenwald heisst der Forst, ein Anklang an die Zeit, als hier Adelsgeschlechter herrschten. In sanftem Aufstieg quer durch den schönen Mischwald erreicht man die Chnebelburg, den höchsten Punkt des Jäissbergs. An dieser Stelle stand im Mittelalter eine mit Holz und Erde befestigte Burganlage. Sie wurde später nicht wie andernorts als Steinbau erneuert und ist deshalb im Laufe der Zeit praktisch verschwunden. Einzig die rund zehn Meter hohe, grossflächige und als Oval angelegte Aufschüttung des einstigen Burgplatzes zeugt noch davon. Eine befestigte Feuerstelle am Fuss der Anlage lädt zur Rast ein.
Ein kiesbedecktes Forststrässchen führt vorerst ebenen Wegs, dann sanft absteigend über den langgestreckten Höhenzug ostwärts. Der Jäissberg ist zwar praktisch durchwegs bewaldet, doch zwischendurch ermöglichen Lücken zwischen den Bäumen einen Ausblick zur Tiefebene des alten Aarelaufs um Lyss und zu dem sich dahinter erstreckenden Frienisberger.
Bei der Wanderwegverzweigung mit der Standortbezeichnung Jäissberg behält man die Richtung bei und erreicht schon bald den Keltenwall. Bereits in der späten Eisenzeit war der östliche Teil des Jäissbergs besiedelt. Hier befand sich ein keltisches Oppidum namens Petinesca («Hof des Petinius»). Zwölf solche stadtähnliche Siedlung gab es damals laut Julius Cäsar auf dem Gebiet der heutigen Schweiz. Der Ort war ringsum mit Palisaden geschützt, gegen Westen zusätzlich mit einem Wall, dessen Spuren im Gelände noch heute gut erkennbar sind.
Beim Forsthaus der Burgergemeinde Studen steht ein weiterer Picknickplatz zur Verfügung. Daran vorüber geht es zur Wegverzweigung Studenwald. Hier lohnt sich ein Abstecher zum nahen römischen Tempelbezirk Gumpboden. Am südöstlichen Fuss des Jäissbergs entstand nach der Zeitenwende eine römische Kleinstadt (ein Vicus), die den Namen des keltischen Oppidums übernahm. Der Ort lag an der wichtigsten West-Ost-Achse durch das Mittelland, von der hier eine Strasse in Richtung Jura abzweigte. Zudem trafen in der Nähe die rege genutzten Wasserwege von den Juraseen und der Zihl mit der Aare zusammen.
Das religiöse Zentrum von Petinesca lag weiter oben am Hang. Es umfasste mehrere Tempel und Kapellen. Davon sind heute nur noch Spuren vorhanden, weil die meisten Steine im Mittelalter abtransportiert und als Baumaterial genutzt wurden. Einzig die Grundmauern des westlichsten Tempelbaus sind noch einigermassen erhalten.
Mässig steil auf einem schmalen, von Downhillbikern etwas in Mitleidenschaft gezogenen Waldweg geht es hinunter nach Studen, wo es zusehends laut wird, denn der letzte Abschnitt der Wanderroute folgt kurz der Autobahn A6.
Ehe man den Bahnhof erreicht, steht noch ein letztes kulturgeschichtliches Glanzlicht bevor: Der Wanderweg führt durch das Tor von Petinesca, das von Resten einer römischen Befestigungsmauer flankiert wird. Die Toranlage wurde bereits im 19. Jahrhundert freigelegt. In den 1980er-Jahren kamen bei Kiesabbauarbeiten in der Umgebung weitere Gebäude aus römischer Zeit zum Vorschein.