Wanderung Niederscherli-Schwarzwassergraben-Rüeggisberg
Stille am Schwarzwasser und in der Klosterruine
Wanderzeit: 5 h
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - Oktober
Auf eine herrliche Flussuferwanderung entlang von Sense und Schwarzwasser folgt eine aussichtsreiche Höhenwanderung zu einer bemerkenswerten Klosterruine. Am Weg liegen zahlreiche Badeplätze. 3,5 km Hartbelag im Raum Hinterfultigen, sonst fast durchwegs Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
Wenn im Hochsommer die Temperaturen auf 30 Grad oder noch mehr steigen, ist Wandern in der Höhe angesagt: Im Gebirge herrschen kühlende Winde und angenehme Frische. Doch was ist zu tun, wenn man etwas länger ausgeschlafen, einen besonders ausgiebigen Brunch genossen oder ganz einfach keine Lust auf eine längere Anfahrt in die Berge hat? Dann empfiehlt sich eine Wanderung durch schattige Auenwälder, zum Beispiel die Flussuferwanderung entlang von Sense und Schwarzwasser. Die Route wird von einer Reihe von idyllischen Badeplätzen gesäumt. Wer sich unterwegs abkühlen will, packt daher mit Vorteil Badekleidung in den Rucksack.
Niederscherli ist seit dem Mittelalter eine bedeutende Ortschaft am Übergang über den Scherligrabe. Von der Station gelangt man an die Oberkante des tief eingeschnittenen Tobels. Eine grosse Schlaufe ziehend, senkt sich der Weg in den Graben. In der Sensematt erreicht man die Mündung des Scherlibachs. Der Sense entlang geht es nun flussaufwärts, meist direkt am Wasser.
Besonders eindrücklich ist die Auenlandschaft bei der Wegverzweigung Sensegrabe/Büffel. Dass die Sense zuweilen viel Wasser führt, sieht man beim Heiti-Büffel, einem mächtigen Felsblock. Metallplatten zeigen dort die Pegelstände an, die während verschiedenen Hochwasserperioden der letzten Jahrzehnte gemessen wurden. Die Tafel vom August 2005 liegt etwa auf Brusthöhe; damals schossen 230 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch das Flussbett. Mehr als doppelt so viel – nämlich 495 m3/s – waren es beim «Jahrhunderthochwasser» am 29. Juli 1990.
Beim Zusammenfluss von Schwarzwasser und Sense biegt man um einen Felskopf herum. Die Ketten an der Felswand geben bei hohem Wasserstand Halt und Sicherheit. Zur warmen Jahreszeit ist das Flussbett an dieser Stelle der beliebteste Tummelplatz der Gegend. Einsamkeit und Ruhe sucht man hier vergeblich. Bald umfängt einen aber wieder die Stille des Waldes, denn nun folgt man dem Flusslauf des Schwarzwassers. Bei der alten Schwarzwasserbrücke wird vorübergehend auf die gegenüberliegende Seite gewechselt. Von der Brücke (erbaut 1824-26) erblickt man eindrückliche Sandsteinformationen im Flussbett. Immer stiller und einsamer wird es – ringsum gibt es nichts als bewaldete Felshänge und den rauschenden Wildbach.
Vom Bütschelbachsteg geht es steil hinauf zum Hof Moos, dann sanfter hinüber nach Chromen. Auf dem Hügelkamm, der nach Hinterfultigen führt, geniesst man eine prachtvolle Aussicht in die Voralpen von der Schrattenfluh bis zum Ochsen und zu den Berner Hochalpen. Leider marschiert man hier während gut Dreiviertelstunden auf Asphalt. Erst ausserhalb von Vorderfultigen (der Weiler wird südwärts umgangen) gelangt man wieder auf einen Kiesweg, der in der Flanke der Fultigenegg verläuft. In sanftem Aufstieg geht es am Gehöft Brüggmatt vorbei zur aussichtsreichen Egg beim Riedstettwald.
Das Ziel Rüeggisberg ist nun bereits in Sichtweite. Vom Dorfzentrum empfiehlt sich ein kurzer Abstecher zur Klosterruine. Es handelt sich um die Überreste der einstmals grössten Anlage des Cluniazenser-Ordens. Das Priorat war im Mittelalter eines der bedeutendsten Klöster der Schweiz. Die heute noch erhaltenen Mauern stellen bloss das Querschiff der einst dreischiffigen Basilika dar. Dieses wies eine Länge von 52 m und eine Breite von 27 m auf. Besondere Aufmerksamkeit schenkten die Cluniazenser dem Gebet und dem Kirchengesang. Darum weisen selbst die Ruinen der Klosterkirche noch eine erstaunlich gute Akustik auf. Im Spätmittelalter wurde das Kloster aufgelöst – angeblich wegen Misswirtschaft. Darauf flossen die Einnahmen aus dem Grundbesitz nach Bern, wo sie zur Errichtung des Münsters verwendet wurden.