Wanderung Uttigen-Muri
Aare (7): Wälder, Wasser und Weite
Wanderzeit: 4 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Der Uferweg entlang der Aare zwischen Thun und Bern verläuft zuweilen ganz nah am Wasser. Dazwischen geht es aber auch immer wieder durch wunderschöne Auenwälder. Die Wanderung ist deshalb zu jeder Jahreszeit lohnend. Ausserhalb des Siedlungsgebiets durchwegs Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Zwei ganz unterschiedliche Gesichter zeigt die Aare zwischen Thun und Bern. Im ersten Teil fliesst sie als schmaler Fluss zügig durch ein künstlich gebautes Bett. Weiter unten hingegen hat sie viel Platz, macht sich entsprechend breit und schlingt da und dort einen trägen Arm um ein langgezogenes Inselchen. Die kontrastreiche Wanderung beginnt bei der S-Bahn-Station Uttigen. Rasch wird die nordwestliche Ecke des Dorfs durchquert und die Aare auf der Eisenbahnbrücke überquert.
Von nun an ist die Route ausgesprochen simpel: Es geht immer schön geradeaus, und man bleibt einfach durchwegs auf der rechten Uferseite. Wem das allzu eintönig erscheint, der hat von der Jabergbrücke an die Wahl. Ab hier ist nämlich auch auf der gegenüberliegenden Uferseite ein Wanderweg angelegt. Alle paar Kilometer gibt es Querungsmöglichkeiten: Thalgutbrücke, Schützenfahrbrücke, Hunzigenbrücke, Auguetbrücke.
Zwar verläuft der rechtsufrige Weg zuweilen relativ nahe an der Autobahn. Doch nur auf wenigen kurzen Abschnitten liegt das Trassee praktisch neben der Fahrbahn. Zwischendurch können dann die Immissionen für eine kurze Weile eher unangenehm sein. Während auf der einen Seite die Aare still dahinzieht, lärmt der Verkehrsfluss auf der anderen Seite.
Ab Münsingen lohnt es sich gleichwohl in jedem Fall, auf der rechten Seite der Aare zu wandern. Schon bald erreicht man nämlich die Hunzigenau. Früher mäandrierte hier die Aare ziemlich ungeordnet durch die Gegend. In den 1820er-Jahren wurde sie deshalb auch in diesem Gebiet in ein hart verbautes Bett gezwängt.
Der Praxis, Gewässerräume einzudämmen, lebte man in der Schweiz noch bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts nach. Der «Plan Wahlen» im Zweiten Weltkrieg gab dieser Idee zusätzlichen Schub. Nach dem Krieg wollte zwar niemand mehr vor dem Zürcher Opernhaus Kartoffeln pflanzen. Dafür begann man Bäche und Bächlein einzudohlen, Sümpfe trockenzulegen und Teiche zu entwässern, was das Zeug hielt. Das Resultat war eine meliorierte, also «verbesserte» Landschaft. Darunter litt nicht nur die natürliche Vielfalt – ironischerweise nahm ausgerechnet die Hochwassergefahr zu, und zwar teilweise drastisch.
Seit den 1990er Jahren ist daher forciert renaturiert worden – ab 2006 auch im Bereich des Aare-Korsetts unterhalb von Münsingen. Seither hat das Wasser hier wieder viel mehr Platz. Deshalb fliesst die Aare in diesem Gebiet nicht allein im eigentlichen Flussbett, sondern breitet sich in mehrere Seitenarme aus, in denen das Wasser so langsam fliesst, dass es stillzustehen scheint. Weite Ebenen mit Flusskieseln, mächtige Bäume und schöne Schilfbestände prägen das Gesicht dieser Auenlandschaft.
Die Massnahme hatte primär den Zweck, Hochwasserschäden zu reduzieren und die Erosion der Flusssohle einzudämmen. Sie bringt aber auch der Tier- und Pflanzenwelt viel – und erfreut obendrein Auge und Gemüt. Während der Wanderweg früher pfeifengerade durch einen bewaldeten Korridor führte, streift man jetzt auf gewundenen und abwechslungsreichen Pfaden durch eine idyllische Landschaft, die immer wieder schöne Ausblicke zum Wasser gewährt.
Nicht minder reizvoll sind die nachfolgenden Auenwälder der Kleinhöchstettenau und der Märchligenau. Angeknabberte Bäume und Holzhaufen im Wasser verraten, dass der Biber sich hier wieder eingelebt hat. Kurz vor Muri rückt der Uferweg nochmals ganz nah ans Wasser. In grosszügiger Breite strömt die Aare unter der Auguetbrücke durch. Beim Muribad zweigt man vom Uferweg ab und steigt hoch ins Dorfzentrum von Muri.