Wanderung Mont Tendre
Sanfter Rekord im Jura
Wanderzeit: 5 h 35 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - November
Der Mont Tendre ist die höchste Erhebung im Schweizer Jura. Entsprechend umfassend ist das Panorama auf dem Gipfel. Erreichen lässt er sich auf einer längeren, dank relativ geringer Auf- und Abstiege jedoch nicht sonderlich anstrengenden Wanderung. Die Tour verläuft fast ausnahmslos auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Nach alpinen Massstäben ist das eigentlich gar kein richtiger Berg. Am Mont Tendre gibt es jedenfalls weder senkrechte Felswände noch abschüssige Halden und bedrohliche Flühe. Dieser Berg wird jedenfalls seinem Namen gerecht und erweist sich wirklich als «tendre» (sanft und weich). Dabei hält er immerhin einen nationalen Rekord: Mit 1679 m ist er nämlich höher als jeder andere Juragipfel der Schweiz. Und beinahe wäre es sogar die höchste Erhebung im gesamten Jurabogen. Einzig der Crêt de la Neige, der einige Kilometer westlich von Genf in Frankreich liegt, ist noch ein paar Dutzend Meter höher.
Wie manche andere Juragipfel liegt auch der Mont Tendre relativ weit entfernt von Haltestellen des öffentlichen Verkehrs. Entsprechend lang ist der Anmarsch. Eine klassische Tour ist die Überschreitung von Nordosten Richtung Südwesten in Form einer Höhenwanderung, die den Col du Mollendruz mit dem Col du Marchairuz verbindet. Die beiden Pässe sind mit Postautos bzw. Bussen erschlossen, die allerdings nur an Wochenenden und auch dann nur im Zwei-Stunden-Takt verkehren. Etwas mehr Flexibilität gewinnt man mit einer leichten Abwandlung dieser Tour, indem man sie auf dem Col du Marchairuz beginnt und den Zielort nach Le Pont verlegt.
Ausgangspunkt der Wanderung ist das Hotel auf dem Col du Marchairuz, das 1845 als Hospiz für den Passverkehr gegründet wurde. Es ist fast ringsum von Wald umgeben, so dass die Sicht vorläufig noch eingeschränkt ist. Das ändert sich aber schon bald. Auf Waldpfaden, über Wiesenwege und auf Kiessträsschen (mit einzelnen kurzen Abschnitten auf Asphalt) gelangt man über die Montagne de Bière Derrière zur Cabane du Cunay, die schon fast auf der Höhe des nahen Mont Tendre liegt. Nach einem kurzen Zwischenabstieg über La Pivette führt ein letzter Anstieg zum Gipfel. Die Aussicht ist bei klarem Wetter einmalig: Der Genfersee liegt einem zu Füssen, dahinter erheben sich die Savoyer und die Walliser Alpen. Gegen Norden überblickt man die Wälder und Hügel des Vallée de Joux und des angrenzenden französischen Juras.
Typisch für den Waadtländer Jura sind die mitunter kilometerlangen Trockensteinmauern, die sich längs und quer über die Kreten ziehen. Einer davon folgt man im Abstieg, der zunächst zur Hütte der Alpage du Mont Tendre und dann via Le Mazel nach Pré de l’Haut führt. Dort verzweigen sich die Wege. Rechts geht der Weg via Col du Mollendruz und Pétra Félix ab; er führt am Chalet-Restaurant auf der Passhöhe vorbei und bietet ausserhalb des Walds nochmals schöne Ausblicke zum Genfersee. Etwas kürzer ist der Abstieg via Les Croisettes. Auch dieser spielt sich vor eindrücklichem Panorama ab; die Sicht geht hier über den Lac de Joux und zum Routenziel Le Pont.