Die Runde um den Lac Brenet ist wohl eher ein Spaziergang als eine Wanderung: Bloss eine Stunde benötigt man, um den kleineren der beiden nebeneinanderliegenden Seen im Vallée de Joux zu umrunden. Doch trotz der Kürze lohnt sich die Tour, bietet sie doch Abwechslung sowie schöne Ausblicke zum Wasser und in die umliegende Hügellandschaft. Die Uferlandschaft zeigt sich überraschend vielseitig: Neben Auenwäldern gibt es stattliche Schilfgürtel, dazwischen ermöglichen einzelne Stichwege den direkten Zugang ans Wasser, wo kleine Kiesstrände im Sommer zum Baden locken.
Die Strecke ist auch ein Themenweg: als «Chemin archéologique et didactique» vermittelt dieser mit zwölf Informationstafeln Einblick in die frühere und heutige Nutzung des Sees. Seit dem Mittelalter wurde der Lac Brenet für den Transport von Holzstämmen genutzt, die aus den Bergwäldern des Tals stammten. Die daraus hergestellte Holzkohle transportierte man nach Vallorbe hinunter, wo sie für die Eisenverhüttung verwendet wurde.
Seit dem 19. Jahrhundert spielte der See auch im Winter eine zusehends wichtige Rolle, nämlich einerseits für den aufkommenden Schlittschuhsport, andererseits zur Gewinnung von Eis, das man für die Bierproduktion benötigte. Anfangs des 20. Jahrhunderts kam eine neuartige Nutzung des Wassers hinzu: Dieses treibt nun ein Kraftwerk in Vallorbe an, das 10'000 Haushalte mit Strom versorgt.
Um die Stromproduktion zu ermöglichen, musste der See zunächst gleichsam abgedichtet werden. Der Lac Brenet verfügt über keinen sichtbaren Abfluss. Auf seiner Westseite gibt es jedoch mehrere sogenannte Entonnoirs – höhlenartige Senken, in denen das Wasser versickert. Bei Hochwasser führten die unkontrolliert talwärts donnernden Wassermassen in Vallorbe immer wieder zu schweren Schäden an Gebäuden und Fluren. Indem man die Entonnoirs zumauerte und gleichzeitig einen Abflussstollen zum Elektrizitätswerk anlegte, konnte einerseits die Überschwemmungsgefahr gebannt werden, andererseits ermöglichte man dadurch auch die Energieproduktion. Am mächtigsten und eindrücklichsten dieser stillgelegten Entonnoirs (Bon Port) führt der Wanderweg direkt vorbei.
Es lohnt sich, die kurze Runde um den Lac Brenet mit einem kleinen Abstecher zu ergänzen, indem man vom Ausgangspunkt Le Pont nicht direkt ins Nachbardorf Les Charbonnières marschiert, sondern auf den Bergrücken hochsteigt, der zwischen dem See und seinem grösseren Bruder, dem Lac de Joux, liegt. Zu diesem Zweck folgt man dem Wanderweg, der in Richtung L’Allemagne/Le Sentier signalisiert ist. Der Aufstieg ist leicht (es gilt kaum hundert Höhenmeter zu überwinden), führt einen jedoch in eine sehr reizvolle Gebirgslandschaft mit felsigen Hängen, mächtigen Tannen und kleinen Weideflächen. Just in dieser Gegend hält sich oft eine Herde von Gämsen auf. Die Tiere haben sich daran gewöhnt, dass in ihrem Revier immer wieder Leute unterwegs. Deshalb grasen sie ungerührt weiter, wenn man auf dem Wanderweg an ihnen vorbeizieht.