Wanderung Chambrelien-Boudry
Eine wilde Schönheit: Die Areuse-Schlucht
Wanderzeit: 3 h
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Mai - Oktober
Die wildromantische Landschaft der Areuse-Schlucht ist ein beliebtes Ausflugsziel. Dem Wasserlauf zieht sich ein einfacher und reizvoller Wanderweg entlang. Weniger bekannt ist ein zweiter, anspruchsvollerer Weg, der im sonnenverwöhnten Hang auf halber Höhe angelegt ist. Am Weg liegt ein bedeutendes Zeugnis früher menschlicher Anwesenheit im Gebiet der heutigen Schweiz. Im Raum Champ-du-Moulin verläuft die Wanderung auf knapp einem Kilometer über Asphalt, ansonsten gibt es meist Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
Der Bahnhof Chambrelien ist verkehrstechnisch ein Unding, liegt er doch weit ausserhalb des Dorfs und ist obendrein als Spitzkehre angelegt. Ausgerechnet die Bahnlinie, welche die beiden grössten Städte des Kantons Neuenburg miteinander verbindet, erfährt dadurch einen unvorteilhaften und zeitraubenden Knick. Vom Stationsgebäude geht es auf einem Strässchen zum Wald. Dort informiert die «Gesellschaft für die Wege der Areuse-Schlucht» auf einer Tafel, dass in diesem Gebiet jederzeit Erdrutsche und Steinschlag möglich sind, weshalb man die markierten Wege nicht verlassen und sich nicht an exponierten Stellen aufhalten soll. Kurioserweise ist der Weg hoch über den Klippen als gelb signalisierter Wanderweg klassiert, obwohl er eigentlich eine Qualifikation als Bergwanderweg verdienen würde. Während der nun folgenden Wanderstunde bis Champ-du-Moulin entdeckt man immer wieder Steine am und auf dem Weg, die offensichtlich ziemlich frisch heruntergekollert sind.
Einen zuverlässigen Schutz nicht nur vor Steinschlag, sondern auch vor Regen und Sturm bot schon vor Tausenden von Jahren die Grotte de Cottencher, die man nach etwa einer Viertelstunde erreicht. Die Höhle liegt einige Meter oberhalb des Wegs; der Zugang ist nicht ausgeschildert, doch wenn man mit offenen Augen unterwegs ist, verfehlt man ihn nicht.
Der Schauplatz präsentiert sich von aussen zunächst bloss als Felsüberhang. Am Fuss der Felswand befindet sich der mit einer Gittertür verriegelte Eingang zur eigentlichen Höhle. Sie ist eine der ältesten und bedeutendsten archäologischen Stätten der Schweiz. Deshalb kann sie nur im Rahmen einer von Fachleuten begleiteten Führung besichtigt werden (nähere Informationen und Buchung: www.maisonnaturene.ch).
Rund 18 Meter lang ist die Höhle von Cottencher. Die Bodenschichten weisen eine Mächtigkeit von bis zu vier Metern auf. In der ältesten davon konnten Fundstücke geborgen werden, die über 70'000 Jahre alt sind. Zutage kamen etwa Überreste von Höhlenbären und Höhlenlöwen sowie von über 60 weiteren, grösstenteils ausgestorbenen Tierarten. Ferner wurden Werkzeuge und ein Kieferfragment entdeckt, die Neandertalern zugeordnet werden konnten.
Geradezu subtropisch mutet die Vegetation im nächsten Abschnitt der Wanderung an: Der Weg führt durch ein Wäldchen von niedrigen Flaum-Eichen. Wenig später gelangt man zu einer einfachen Schutzhütte, die etwas grossspurig «Le Belvédère» angeschrieben ist, aber immerhin tatsächlich einen interessanten Tiefblick in die Areuse-Schlucht und zu den Schutznetzen gewährt, mit denen die weiter unten verlaufende Bahnlinie vor Steinschlag geschützt wird.
Anschliessend wird ein teilweise sehr steiler Hang traversiert. An verschiedenen Stellen sind auf der Talseite des Wegs Geländer oder zumindest auf der Hangseite Ketten angebracht. Doch just an einer besonders exponierten Stelle, wo der Weg obendrein nur knapp eine Schuhlänge breit ist, gibt es keine Hilfsmittel; hier ist somit Vorsicht geboten.
Etwas unterhalb der Bahnstation Champ-du-Moulin gelangt man zum Talfluss Areuse und folgt diesem nunmehr talauswärts auf dem klassischen und entsprechend gut frequentierten Schluchtweg. Zunächst prägen Stauwehre und mehrere Kraftwerke das Gesicht des Flusses, doch beim Pont de Vert wird die Landschaft zusehends urtümlich. Die Strecke bis zum Pont des Clées ist der wildeste und eindrücklichste Abschnitt des Wegs durch die Schlucht. Zwischen Felsen, Flühen und Bäumen windet sich der Pfad durch eine grossartige, weitgehend unberührte Auenlandschaft. Schliesslich weitet sich das Tal und man erreicht die Ebene von Boudry. Am Siedlungsrand des Neuenburger Vororts geht es durch einen Rebberg zur Bahnstation hinauf.