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Hinter Bäumen (links) verbirgt sich die mächtige Doline des Creugenat.

Wanderung Chevenez-Creugenat-Courtedoux

Höllenschlund im Jura

  • Chevenez

  • Creugenat

  • Courtedoux


REGION: Jura
MARSCHZEIT: 50 min
AUFSTIEG: 10 m
TIEFSTER PUNKT: 439 m
VERPFLEGUNG: Picknick aus dem Rucksack
ANREISE: Mit dem Postauto nach Chevenez/Paléo Jura
MERKMALE: Familientauglich / Auch/nur im Winter
Schwierigkeit: T1 Wandern
Streckenlänge: 3,5 km
Abstieg: 30 m
Höchster Punkt: 462 m
Ideale Jahreszeit: Ganzjährig begehbar
Rückreise: Ab Courtedoux/le Clôtre mit dem Postauto
   

Zu kurz, zu viel Asphalt – der Abstecher von Chevenez zum Creugenat ist eigentlich keine richtige Wanderung. Doch das ungewöhnliche Ziel kann man nicht anders als zu Fuss erreichen. Und weil es sich um eine in ihrer Art einzigartige Sehenswürdigkeit handelt, lohnt sich der Spaziergang unbedingt.

Die Landschaft zwischen Chevenez und Courtedoux in der Ajoie ist unspektakulär: Es gibt Wiesen, Äcker, Wald und eine Strasse, die sich durch ein flaches Tälchen zieht. Doch dort, wo der Hang gegen Bressaucourt hin zu steigen beginnt, verbirgt sich eine grossartige topografische Anomalie: Von Bäumen umgeben gähnt ein rund 15 Meter tiefes, nahezu kreisrundes Loch. Als Doline wird solch eine Absackung bezeichnet. Davon gibt es in der Schweiz viele, die meisten liegen trocken, manche sind mit Wasser gefüllt.
Doch der Creugenat ist ein Spezialfall, nämlich eine sogenannte Estavelle. Mehrmals im Jahr, in der Regel zur Zeit der Schneeschmelze oder nach intensiven Niederschlägen, wird das Karstloch zur Quelle und füllt sich bis an den Rand mit Wasser. Auch wenn dieser Prozess, anders als etwa bei einem Geysir, nicht schlagartig erfolgt, ist das etwas gespenstisch. Weil den Menschen der Gegend der Ort unheimlich war, nannten sie ihn Creux aux Djenatsches – das Loch der Hexen.
Der Schlund ist fast ringsum von senkrechten Felswänden umgeben. Von Norden her gibt es jedoch einen Zugang in die Tiefe. Auch dort ist der Hang steil und auch glitschig, doch er ist mit einer Art Treppe ausgestattet: Schuhgrosse Holzblöcke sind mit Eisenpfosten arretiert. Ein Seil, an dem man sich in die Tiefe gleiten lässt gibt Halt; beim Aufstieg kann man sich daran hochhangeln. Am Grund öffnet sich ein breites, linsenförmiges Loch im Fels. Um es zu erkunden, benötigt man eine Taucherausrüstung. Speläologen haben herausgefunden, dass der Creugenat Teil eines komplexen Karsthöhlensystems mit zahlreichen Gängen und Siphons ist. Dieses entwässert die Trockentäler der Haute-Ajoie und bündelt sich schliesslich zum unterirdischen Fluss Ajoulote, der nach kilometerlangem Lauf im Städtchen Porrentruy zutage tritt und dort in die Allaine mündet.
Verkehrstechnisch liegt der einzigartige Schauplatz im Niemandsland. In der Nähe braust der Verkehr über einen Viadukt der Transjurane-Autobahn. Einen ausgeschilderten Wanderweg, der zum Creugenat hinführt, gibt es nicht. Immerhin braucht man nicht auf der Hauptstrasse zu marschieren, sondern kann den parallel dazu verlaufenden, allerdings asphaltierten Radweg benutzen, der die beiden Dörfer Chevenez und Courtedoux verbindet.
Etwa 400 Meter östlich der Postautohaltestelle Paléo Jura steigt man die Böschung hinunter und marschiert gegen den Wald hin, zuerst auf einem Feldweg, dann nach spitzwinkliger Abzweigung auf einem Grasstreifen zwischen den Äckern. Ein Trampelpfad zieht sich dem Waldrand entlang und führt zu einem kleinen Picknickplatz zwischen den Bäumen und dann zum Rand der Doline. Deren Standort ist auf der Landeskarte vermerkt.
Auf gleichem Schleichweg geht es durch das Ackerland zurück an die Hauptstrasse. Dort wird der Spaziergang auf dem Radweg fortgesetzt, der nach Courtedoux führt.