Wanderung Damvant-Chevenez
Wälder, Höhlen und ein goldener Fels in der Ajoie
Wanderzeit: 4 h 25 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - November
Dichte Tannenwälder und weites Weideland prägen das Gesicht der Haute-Ajoie im nordwestlichen Zipfel des Kantons Jura. Ein Streifzug durch die Gegend führt zu den Höhlen von Réclère, zum Aussichtsturm von Roche d’Or und zu Grenzsteinen, die aus der Zeit gefallen sind. Die Wanderung verläuft mehrheitlich auf Naturwegen; zwischendurch gibt es allerdings einige Abschnitte auf Asphalt.
Detaillierte Routenbeschreibung
Die Haute-Ajoie ist eine der einsameren Gegenden des ohnehin nicht übermässig dicht überbauten Kantons Jura. Der Boden wird vorwiegend landwirtschaftlich genutzt, jedoch deutlich weniger intensiv als im Mittelland. Zwischen den ausgedehnten Weiden und den spärlichen Ackerbauflächen gibt es deshalb viel «unnütze Natur» in Form von Hecken und Gebüsch. Das bereichert die Vielfalt der Tierwelt und erfreut obendrein das Auge der Wanderer.
Von Damvant, dem westlichsten Dorf der Haute-Ajoie, führt ein Flursträsschen an Wiesen mit weidenden Kühen und Pferden vorüber in den Wald und sanft ansteigend zu den Grottes de Réclère.
Die Tropfsteinhöhlen liegen nahe an der Landesgrenze, ein Teil davon befindet sich unter französischem Boden. Das System umfasst mehrere touristisch erschlossene Gänge, die insgesamt rund 1,5 Kilometer lang sind (Zugang kostenpflichtig, nur im Rahmen von Führungen möglich). Im 19. Jahrhundert war dort einzig ein Loch bekannt, in das die Bauern der Gegend die Kadaver von Pferden warfen, die an einer Tierseuche gestorben waren. Als Fahrende die Knochen bargen, um daraus Dünger und Seife herzustellen, entdeckte man am Grund des Lochs einen horizontalen Höhlengang. Die Grotten bergen zahlreiche wunderlich geformte Stalagmiten, die bis an die Decke reichen. Der grösste davon misst satte 15 Meter – das ist Schweizer Rekord. Beim Höhleneingang liegt ein «Préhisto-Parc». Er umfasst mehrere Dutzend Nachbildungen von Dinosauriern und anderen Urtieren in Originalgrösse, die im Wald verteilt sind.
Die Wanderung wird in weiterhin leichtem Anstieg fortgesetzt. Mehrheitlich geht es durch Waldgebiete, dazwischen gibt es auch längere Abschnitte in offenem Gelände. Zwischen den mächtigen Tannen auf den Weiden öffnen sich schöne Ausblicke ins Hügelland der Ajoie.
Etwas ausserhalb von Roche d’Or mündet der Wanderweg in ein Strässchen, auf dem das Dorf durchquert wird. «Goldenfels», so wurde der Ort früher auf Deutsch genannt. Die gleichnamige Burg stand auf einem Felssporn über dem heutigen Dorf; davon ist heute nur noch eine Ruine im Wald übrig. Noch etwas höher, auf dem höchsten Punkt des nahen Hügelzugs La Faux d’Enson, steht ein kleiner Beobachtungsturm. Bei klarer Luft sieht man von dort über die Ajoie hinweg in die Vogesen und in den Schwarzwald, im Süden kann man über dem Doubs-Tal weit in der Ferne die Kette der Berner Alpen ausmachen.
Sehr reizvoll ist der nachfolgende Abschnitt. Er führt durch eine einsame Landschaft mit charakteristischen Juraweiden, die von mächtigen einzelnen Tannen durchsetzt sind. Dabei kommt man an der Vacherie Dessus vorüber, einem kleinen Weiler samt eigener Kapelle. Nach einer Weile mündet der Wanderweg in den Wald. Auf den nun folgenden anderthalb Kilometern verläuft er exakt auf der Landesgrenze. In regelmässigen Abständen zeigen historische Grenzsteine den Grenzverlauf an. Manche von ihnen sind fast ein Vierteljahrtausend alt und tragen Embleme, die schon lange nicht mehr in Mode sind: Auf der französischen Seite ist dies die Lilie als Symbol der Bourbonenkönige, auf Schweizer Seite – man glaubt es kaum – der Berner Bär. Während separatistische Hitzköpfe das ihnen verhasste Wappen des früheren hoheitlichen Schirmherrn sonst überall fortkratzten, übertünchten oder wegsprengten, hat es hier, weit abseits der Zivilisation, bis dato jeglichem chauvinistischem Vandalismus erfolgreich getrotzt.
An der Waldlichtung Sur Les Roches geht es mässig steil nach Chevenez hinunter, zunächst im Wald, später erneut auf Weideland. Wer Lust auf ein Supplement hat, hängt an die Tour noch einen Abstecher zum Creugenat an.