Wanderung La Cure - Le Noirmont
Der Schlund in der Flanke des schwarzen Bergs
Wanderzeit: 4 h 20 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - November
Der Noirmont liegt im äussersten südwestlichen Zipfel des Waadtländer Juras, hart an der Grenze zu Frankreich. Wanderern bietet er reichhaltigen Genuss in einsamer, von Weiden und mächtigen Tannen geprägter Landschaft. Nicht der höchste Punkt, wohl aber der landschaftliche Höhepunkt dieser an Reizen keineswegs armen Rundwanderung ist der Creux du Croue. Zu Beginn und am Ende der Wanderung je 0,6 km auf Hartbelag, sonst durchwegs Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
Ausgangspunkt der Tour ist das Grenzdorf La Cure, das eine Besonderheit aufweist: Das Siedlungsgebiet gliedert sich in einen schweizerischen und einen französischen Teil, die beide den gleichen Namen tragen. Man begegnet dieser Eigenheit auch andernorts, etwa in Rheinfelden oder in Laufenburg am Hochrhein. Doch hier kommt noch eine Kuriosität hinzu, die einmalig ist: Gegenüber dem Bahnhof, gleich neben der Zollstation, gibt es ein Gebäude, das in beiden Ländern zugleich steht. Es handelt sich um das Hotel «L’Arbézie franco-suisse». Die Grenze verläuft quer durch Küche und Speisesaal, die Treppen beginnen in Frankreich und enden in der Schweiz. Während die Hotelzimmer sowohl dies- als auch jenseits der Grenze liegen, befindet sich die Brasserie auf französischem Boden. Wer vor dem Wandern einen Kaffee oder nach der Tour ein Bier trinken will, muss sich somit ins Ausland bemühen.
Von der Bahnstation folgt man einige Dutzend Schritte der Hauptstrasse zurück Richtung St-Cergue, zweigt dann nordwärts ab und gelangt zum Restaurant Mamac, wo die Asphaltstrasse in ein Kiessträsschen übergeht, von dem die Wanderroute schon nach wenigen hundert Meter abzweigt, um dann die nächsten anderthalb Stunden hauptsächlich auf weichen Graswegen zu verlaufen. Die Gegend wird im Sommer alpwirtschaftlich genutzt, ist aber auch ein wichtiges Rückzugsgebiet für Wildtiere wie Gämsen, Hirsche und Luchse sowie für verschiedene gefährdete Vogelarten.
Wer sich mit regionalen Produkten eindecken möchte, hat während der Alpsaison Gelegenheit, in der Alpage La Baronne Alpkäse, Tomme, Ziger oder Butter zu kaufen. Meist leicht, zuweilen auch mässig aufsteigend geht es nun über sanft gewellte Juraweiden, die zwischendurch von prachtvollen Karstformationen durchfurcht sind, aufwärts nach L’Arzière. Von dort gelangt man durch das Tälchen Combe aux Tassons zur Wegverzweigung unterhalb der Alphütte Le Croue. Neben dem Weg fällt ein Steinkreis auf, der von Menschenhand aus zahlreichen Kalkblöcken geformt wurde. Er umgibt eine mit Wasser gefüllte Doline, die in der an Oberflächenwasser armen Gegend als Brunnen dient.
Leicht absteigend gelangt man auf einem zusehends rauer werdenden schmalen Fussweg zur Creux de Croue. Die weite Senke ist eine abgeschiedene Welt für sich. Ringsum ist sie von Fels und Wald umgeben, mittendrin auf dem Weideland steht eine Alphütte. Der Creux wird auf seiner Nord- und Ostseite umrundet, zunächst ebenen Wegs, dann auf einem zusehends steilen Weg, der über die Kalkhöcker des Noirmont ansteigt.
Der «Schwarze Berg» weist eigentlich zwei Gipfel auf. Den 1547 Meter hohen «Noirmont des Français» erreicht man von Norden her zuerst. Er bietet bereits eine schöne Sicht zu den weiter nördlich liegenden Jurahöhen von Mont Tendre, Dent de Vaulion und Chasseron, zu den eisgekrönten Freiburger und Waadtländer Alpengipfeln sowie zum nahen Lac des Rousses, der schon in Frankreich liegt. Etwa eine Viertelstunde später erreicht man den noch 20 Meter höheren eigentlichen Noirmont-Gipfel, wo sich nun auch ein sehr schöner Blick zum Genfersee und zu den Savoyer Alpen inklusive Mont Blanc öffnet.
Vom Gipfel geht es nochmals eine Weile durch wilde Karstfelder, dann aber rasch und entschieden abwärts, und zwar auf einem etwas eigenartigen Trassee. Der Kalkrücken des Noirmont liegt wohl in der Schweiz, wird aber aus dem französischen Nachbardorf Les Rousses mit Skiliften erschlossen. Das Gelände ist auf die Bedürfnisse von Pistenfahrzeugen und Skifahrern hin optimiert. Das zeigt sich etwa in einer übermässig breiten Schotterstrasse, die der Krete entlang talwärts führt. Die Pistenplanie ist zwar kein sonderlich attraktives Wandertrassee, doch immerhin kann man auf diese Weise rasch und bequem Höhe abbauen.
Unterhalb der Alphütte Les Copettes mündet der Abstieg in die Aufstiegsroute; auf gleicher Strecke wie beim Hinweg gelangt man zurück zum Ausgangspunkt La Cure.