Schneeschuhtour Le Noirmont - Les Bois
Über weisse Wytweiden durch die Freiberge
Wanderzeit: 3 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: WT Schneeschuhwandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Die Franches Montagnes im Kanton Jura eignen sich vorzüglich für eine Schneeschuhtour: Die Gegend ist weitgehend flach, bietet aber mit ihren Weiden und Wäldern trotzdem viel landschaftliche Abwechslung. Und wie an kaum einem anderen Ort in der Schweiz kann einen hier ein tiefes Gefühl der Distanz zu Zeit und Geschäftigkeit erfüllen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Der Herr Fürstbischof arbeitete mit vergleichsweise modernen Instrumenten der Wirtschaftsförderung: Nicht anders als mittels Steuerprivilegien wusste er Siedler anzulocken. Das Hochland im Gebiet des heutigen Kantons Jura war nämlich im frühen Mittelalter noch kaum besiedelt und bot nur karges Auskommen. Die Freiheitsrechte, die der Landesherr bot, zogen Auswärtige an. Und sie verhalfen der Gegend zu ihrem noch heute gebräuchlichen Namen: «Franches Montagnes» – Freiberge.
Die relativ flache, von sanft geformten Hügeln durchzogene Hochebene erstreckt sich vom bernischen La Ferrière bis ins 25 km nordöstlich gelegene St-Brais. Die Landschaft wird gekennzeichnet von Wytweiden, einer ungewöhnlichen Form von Wald: Dichte Baumbestände und offenes Weideland fügen sich zu einem bunten, abwechslungsreichen Mosaik zusammen. Die Übergangsbereiche zwischen Wald und Weide sind oft fliessend, was der Gegend einen eigentümlichen Reiz verleiht: Scharf gezogene Waldränder sind hier eher die Ausnahme als die Regel. Beim Durchstreifen der Wytweiden lässt sich daher nicht immer mit Bestimmtheit sagen, ob man sich nun auf offener Weide oder im Wald befindet.
Besonders reizvoll ist eine solche Tour im Winter, wenn auch Strässchen und Wege als strukturierende Elemente wegfallen. Dann gibt es nur noch weisse Weite und verschneite Tannen – eine Landschaft, die dazu angetan ist, dass man sich in ihr verliert im besten Sinne des Wortes: Wer durch die winterlichen Wytweiden wandert, lässt den Alltag weit hinter sich.
In räumlicher Hinsicht braucht man auf Orientierung jedoch glücklicherweise nicht zu verzichten. In den Freibergen sind nämlich mehrere Schneeschuhtrails ausgesteckt. Eine der Routen beginnt beim Bahnhof Le Noirmont. Durch die östliche Unterführung gelangt man direkt zum Langlaufgebiet südlich des Dorfs, wo auch die Schneeschuhroute Richtung Les Bois beginnt. Der mit pinkfarbigen Holzstangen signalisierte Schneeschuhtrail führt ausserhalb des Loipenraums in mehr oder weniger gerader Linie nach Cerneux Gonin, zweigt dort scharf nach rechts ab und umgeht den Weiler Le Peu-Péquignot südlich. Durch typische Wytweiden-Landschaft gelangt man nach Le Creux-des-Biches, wo die Bahnlinie und kurz danach auch die Hauptstrasse überquert wird.
Eine erste Einkehrmöglichkeit besteht im Dörfchen Les Barrières. Von dort führt eine längere Aufstiegspassage nach Haut des Barrières. Danach geht es gleich wieder hinunter nach Le Boéchet, wo sich bereits ein nächstes Restaurant befindet. Die Nähe zu Frankreich ist im Jurabogen vor allem kulinarisch augenfällig: In verschiedenen Restaurants gibt es dort Angebote, die andernorts in der Schweiz unbekannt oder gar verpönt sind. Die Auberge La Légende in Le Boéchet wartet jedoch nicht mit Froschschenkeln oder Schnecken auf, sondern mit einer etwas weniger exotischen Hausspezialität aus dem Wasser: Der Rohstoff für die «friture de carpe» (fritierte Karpfen) stammt aus einer Fischzucht in der Ajoie.
Der schönste Abschnitt der Wanderung beginnt nach dem Aufstieg in der Nähe des Gehöfts Les Cerneux au Maire: Es ist eine lange Passage quer über abwechslungsreiche Wytweiden, fern von jedem Haus, mitten durch die stille Einsamkeit dieser grossartigen Weite. Die traumhafte Expedition in die Zeitlosigkeit der zauberhaften Juralandschaft endet nach einer Rechtskurve: Zwischen den Bäumen sieht man in der Ferne das Routenziel Les Bois. In einem grossen Bogen gelangt man durch freies Feld zur Bahnstation am südlichen Ende des Dorfs. Auf einer Informationstafel liest man neben Nützlichem auch Kurioses. So erfährt man, dass die Einwohner von Les Bois mit Stolz einen seltsamen Spitznamen tragen: Als «Gremôds» bezeichnet man sie in der Umgebung; so werden in der Gegend auch die kleinen Schnecken im Salat genannt…