Wanderung La Rösa - Lagh da Campasc
Leichte Runde an der Bernina
Wanderzeit: 2 h 30 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juni - November
Der Südzubringer aus dem Valposchiavo zum Berninapass ist in der Hochsaison eine stark befahrene Strasse. Dennoch gibt es abseits des Verkehrs schöne und stille Ecken. Sie lassen sich auf einer Rundwanderung ab der einstigen Poststation La Rösa entdecken. Die Route verläuft zu 95% auf Naturwegen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Im Unterschied zu anderen Schweizer Alpenpässen wie Simplon, Gotthard oder Splügen hatte der Berninapass nie internationale Geltung als europäische Transitachse. Doch als kürzeste Verbindung zwischen dem Engadin und dem Veltlin kam ihm immerhin erhebliche regionale Bedeutung zu. Bereits in der Steinzeit hielten sich dort Menschen auf, wie archäologische Funde belegen. Mehrere Hufeisen und ein Reitersporn aus dem frühen Mittelalter lassen zudem darauf schliessen, dass die Strecke schon früh als Saumpfad genutzt wurde.
Im 16. Jahrhundert gewann die Verbindung über die Bernina nach der Eroberung des Veltlins durch Graubünden schlagartig an Gewicht. Schon bald wurden entlang der Route Poststationen als Etappenorte eingerichtet. Eine davon liegt in La Rösa auf der Südseite des Berninapasses. Seinen Namen soll der Weiler den Alpenrosen verdanken, die in diesem Gebiet kräftig gedeihen.
Die Sust La Rösa erlebte die Auf- und Abschwünge des Säumerwesens hautnah mit. Im 19. Jahrhundert wurde der alte Saumweg zu einer Kunststrasse für Transporte mit Pferde- und Ochsengespannen ausgebaut. Verkehr und Warenumschlag in La Rösa nahmen dadurch deutlich zu. Mit dem Bau der Berninabahn Anfang des 20. Jahrhunderts kam die Säumerei zum Erliegen – La Rösa fiel in einen Dornröschenschlaf.
Heute gibt es dort wieder reichlich Verkehr, denn auch die Passstrasse wurde wacker ausgebaut. Die Fahrzeuge, die nun bei La Rösa vorbeibrausen, sind fast ausnahmslos auf der Durchfahrt. Der Umstand, dass auffällig viele davon italienische Kennzeichen tragen, ist darauf zurückzuführen, dass die kürzeste Verbindung zwischen den norditalienischen Städten Tirano und Livigno durch das Valposchiavo führt.
Transitverkehr hin oder her – La Rösa ist auch für Wanderinnen und Wanderer einen Besuch wert, eignet sich die ehemalige Sust doch für eine leichte Rundtour, die über Alpweiden, durch Bergwälder und entlang eines rauschenden Wildbachs führt. Zu Beginn muss man einen halben Kilometer taleinwärts der Passstrasse entlangmarschieren, danach verläuft die Wanderung durchwegs auf Naturwegen.
Ein kurzer, aber recht deftiger Aufstieg führt durch das bewaldete Val Becall zu einer Hochebene, auf der sich der Lagh da Campasc erstreckt. Das Gewässer ist allerdings eher ein Sumpftümpel als ein richtiger Bergsee. An den Hütten der Alp Campasc vorbei geht es weiter aufwärts nach Stabluvedru. Lärchengehölze und Weideland formen hier ein hübsches landschaftliches Mosaik, über dem gebieterisch der Piz Campasc wacht.
Bei Palüeta wird die Passstrasse überquert, danach geht es nahezu ebenen Wegs dem Hang entlang in den hintersten Teil des Tals des Poschiavino. Am nördlichen Ende des Plan di Gess (auf der Landeskarte wird das Gebiet als Plan da li Tegi bezeichnet) wird das Flüsschen überquert, ebenso die nach Livigno führende Strasse. Am gegenüberliegenden Hang geht es in der Gegenrichtung wieder talauswärts. Dabei öffnen sich mehrmals schöne Ausblicke zum Poschiavino. Die Rundtour führt schliesslich zurück zur Hochebene von La Rösa.