Wanderung Tschierv - Müstair (A la riva dal Rom)
Der Rom – so frei wie kein anderer Fluss
Wanderzeit: 3 h 35 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - November
Der Rom ist einer der natürlichsten Talflüsse der Schweiz. Frei und weitgehend unverbaut schlängelt er sich durch das Val Müstair. Der Uferweg «A la riva dal Rom» folgt ihm von der Quelle bis fast zur Landesgrenze. Unterwegs gewinnt man Einblick in vielfältige Uferlandschaften. Die Wanderung verläuft zu 90% auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Das Val Müstair ist eine besondere Welt. Das Tal ist von der übrigen Schweiz getrennt durch die einsame und wilde Landschaft von Nationalpark und Ofenpass, die sich nur durch eine halbstündige Passfahrt überwinden lässt. Die Talbevölkerung spricht einen rätoromanischen Dialekt, der sonst nirgends in Gebrauch ist. Und dann gibt es dort noch diesen Fluss, der weder Talsperren noch Wasserfassungen und fast keine Uferverbauungen aufweist. Im Unterschied zu den meisten anderen Talflüssen der Schweiz wird der Rom nicht für die Stromproduktion genutzt. Auf zwei Abschnitten sind zudem unlängst Kanalisierungen, die im 20. Jahrhundert angelegt wurden, wieder aufgehoben worden, weil sich zeigte, dass sie mehr Schaden anrichteten als Nutzen stifteten.
Der Rom kann deshalb fast auf der gesamten Strecke, die er bis zur italienischen Grenze zurücklegt, seine Natur als zuweilen ungestümes, manchmal aber auch gelassenes Gebirgskind entfalten. Dem Wasserlauf folgt ein sehr schön angelegter Uferweg mit dem Namen «A la riva dal Rom». Wer ihn beschreitet, durchstreift Natur- und Kulturlandschaften, die ihr Gesicht auf kurzer Distanz immer wieder verändern – so wie sich auch der Rom teils als wild schäumender Bergbach, dann wieder als sanft dahinziehendes Flüsschen zeigt.
Der Rom-Weg beginnt etwas oberhalb von Tschierv, dem höchstgelegenen Dorf des Tals. Nach wenigen Schritten entlang der Hauptstrasse zweigt man auf einen Fussweg ab, der direkt zur Quelle führt. Bereits an seiner Geburtsstätte, noch eher er auf seiner Reise auch nur einen einzigen Zufluss aufgenommen hat, tritt der Rom als erstaunlich kräftiger Wasserlauf in Erscheinung. Das hat einen einfachen Grund: Eigentlich hat er seinen Ursprung weiter oben in der Karstlandschaft der Alp da Munt. Von dort gelangt das Oberflächenwasser durch unterirdische Risse und Spalten ins Tal.
Der Uferweg folgt dem Flüsschen bis ins Dorfzentrum von Tschierv, beschreibt dann, die Hauptstrasse meidend, einen Schwenker vom Wasser weg nach Chasuras und führt von der Dorfkirche an wieder direkt dem Rom entlang nach Orasom. Nach kurzem Intermezzo parallel zur Hauptstrasse erreicht man die renaturierte Schwemmlandschaft Palü dals Lais, durch die sich das Flüsschen gemächlich dahinzieht.
Auf der Höhe von Fuldera nimmt der Rom allmählich Fahrt auf, und von Furom an wird er so richtig dynamisch. Das Gefälle lässt ihn nun munter, ja zuweilen wild schäumend seinen Weg durch das felsige Flussbett suchen. Der Wanderweg verläuft hier teils auf Holzstegen, teils auf schmalen Pfaden. Den Abschnitt bis Valchava darf man durchaus als schönstes Teilstück der Route bezeichnen.
Auch die nachfolgenden Teilstücke Richtung Sta. Maria und Müstair sind reizvoll. Sie verlaufen mehrheitlich auf schmalen Wegen, die nahe am Wasser angelegt sind. Einzig auf den letzten anderthalb Kilometern zwischen dem Spiel- und Rastplatz Müstair und dem Kloster Son Jon marschiert man auf Kies- und teilweise auch auf Asphaltsträsschen.
Die Dörfer Fuldera, Valchava und Sta. Maria umgeht der Uferweg in geringer Distanz. Wer eines davon (bzw. eines der dortigen Restaurants) besuchen will, muss nur kurze Umwege einschalten. Jenen, die nicht einkehren wollen, sei für einen Zwischenhalt der schön gelegene Rastplatz in Valchava empfohlen, der etwas unterhalb des Dorfkerns auf der dem Uferweg gegenüberliegenden Seite am Rom liegt.