Wanderung Stabelchod - Margunet - Il Fuorn (Nationalpark)
Schnuppertour durch den Nationalpark
Wanderzeit: 2 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juni - November
Die Wanderung von der Alp Stabelchod nach Margunet und durch das Val dal Botsch nach Il Fuorn zählt zu den kürzeren Touren im Schweizerischen Nationalpark. Dennoch gibt sie einen sehr schönen und zugleich repräsentativen Einblick in dessen einmalige Landschaft. Die Route verläuft durchwegs auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
«Stabelchod P8» – mit dieser kryptischen Zeichenfolge wird tatsächlich ein Ort in der Schweiz bezeichnet, nämlich der Parkplatz Nummer 10 des Schweizerischen Nationalparks unterhalb der Alp Stabelchod, wo sich zugleich eine Postautohaltestelle befindet. Stabelchod bedeutet im lokalen rätoromanischen Dialekt so viel wie warmer (oder gar heisser) Heustadel. Das Gebiet in der Südflanke des Piz Stabelchod ist denn auch von der Sonne verwöhnt. Möglicherweise schwingt in der Bezeichnung eine alte Sage mit: Einst wollte ein junger Mann nach Jahren des Exils seine Mutter auf der Alp besuchen. Sie erkannte ihn jedoch nicht, hielt ihn für einen Räuber und wollte sich zur Wehr setzen, indem sie ihn, da sie gerade am Kochen war, mit heissem Öl übergoss – was ihn ums Leben brachte.
Wer hier nach kilometerlanger Fahrt durch menschenleere Wälder und Schluchten aussteigt, kann sich durchaus etwas verloren vorkommen: Würden nicht Motorräder und Autos auf der Ofenpassstrasse vorbeifahren, dann gäbe es kaum einen Laut zu vernehmen und kein Zeichen menschlicher Zivilisation zu sehen. Jenseits des Zauns, der den Parkplatz vom Wald scheidet, beginnt die Wildnis.
Als erster Naturpark im Alpenraum wurde der Schweizerische Nationalpark 1914 gegründet. Seither geniessen dort Flora und Fauna absoluten Vorrang: Im 170 Quadratkilometer grossen Schutzgebiet werden weder Tiere gejagt noch Wiesen gemäht oder Bäume gefällt. Das Gesicht der Landschaft hat sich dadurch deutlich verändert. Man nimmt das schon auf den ersten Metern des Weges wahr, der sich sanft ansteigend durch lichten Nadelwald zieht: Zwischen knorrigen Bergföhren mit üppig grünen Ästen sieht man vielerorts dürre Bäume. Der Anblick mag erstaunen, ist jedoch kein Zeichen für einen Missstand – im Gegenteil: Dieser Bergwald ist gesund und darf so sein, wie es seiner Natur entspricht. Bis zu hundert Jahre kann es dauern, ehe eine abgestorbene Föhre so morsch ist, dass sie zusammenfällt. Das trockene Klima und der hohe Harzgehalt verzögern die Zersetzung des Holzes.
Schon bald erreicht man die Alp Stabelchod. Obwohl sie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr bewirtschaftet wird, hat der Wald das Gebiet nur punktuell zurückzuerobern vermocht. In dieser Höhe dauert es lange, bis sich ein Keimling zu einem ausgewachsenen Baum entwickelt. Zudem vermögen sich Föhren nicht in dichtem Gras festzusetzen, sondern benötigen ein Plätzchen, das etwa durch Erosion von anderem Bewuchs freigelegt wurde. Solche und weitere Informationen vermitteln Tafeln, die entlang des Wegs platziert sind. Sie geben Kindern und Erwachsenen einen Einblick in die Umstände, unter denen die Vegetation im Nationalpark sich wieder in ihrer ursprünglichen Form entwickeln kann.
Das Gebiet um die Hütte ist mit Holzpfosten als Rastplatz gekennzeichnet. Wie bei den Wanderwegen im Gebiet des Nationalparks gilt es auch hier, die markierte Zone nicht zu verlassen. Die Holzbank vor der Alphütte ist übrigens die einzige Sitzgelegenheit auf dieser Tour; weiter oben sind zwar zwei weitere Rastplätze ausgesteckt, doch dort muss man mit kantigen Steinen Vorlieb nehmen.
Die Steigung nimmt nun markant zu. Auf dem kurvenreich angelegten Bergweg gewinnt man zügig an Höhe. Zunächst geht es weiter durch Waldgebiet, doch schon bald erreicht man die Baumgrenze. Damit hat man ungehinderte Sicht zu den von eindrücklichen Erosionsrinnen durchfurchten Steilhängen, die das Val Stabelchod kennzeichnen.
Den höchsten Punkt der Wanderung erreicht man unweit von Margunet. Die Felskuppe ist zwar kein richtiger Berg, sondern tritt eher als Hochplateau in Erscheinung, bildet aber dennoch eine hübsche Zäsur, zumal auch hier ein Rastplatz signalisiert ist.
Ziemlich steil ist der erste Teil des Abstiegs ins Val dal Botsch, obendrein liegt hier stellenweise viel Schotter auf dem Wegtrassee, so dass sich ein bedächtiger und vorsichtiger Abstieg empfiehlt. Nach der Überquerung des Bergbachs geht es, nun mit deutlich vermindertem Gefälle, dem Wasserlauf entlang talauswärts.
Nach einer neuerlichen Passage durch urwüchsigen Föhrenwald gelangt man zum Parkplatz Nummer 7 an der Ofenpassstrasse. Wer mit dem Auto angereist ist, gelangt in wenigen Minuten zurück zum Ausgangspunkt P8. Wer hingegen mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, hat noch einen besonderen Leckerbissen vor sich, nämlich die Passage durch das von starker Erosion geprägte, wildromantische Tal der Ova dal Fuorn. Der Bergbach und seine Zuflüsse haben der Landschaft mit wiederholten Murgängen auf unverwechselbare Weise ihren Stempel aufgedrückt. Ihren Abschluss findet die Wanderung bei der Postautohaltestelle gegenüber dem historischen Hotel Il Fuorn.