Wanderung Berninapass - Piz Campasc
Perfekte Rundsicht an der Bernina
Wanderzeit: 2 h 35 min
Schwierigkeitsgrad: T3 Anspruchsvolles Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Recht einfach zugänglich ist das Panorama auf dem Piz Campasc, denn Ausgangsort der Bergtour ist die Bernina-Passhöhe. Allerdings sollte man den Gipfel nicht unterschätzen. Im oberen Teil führt der Aufstieg durch teilweise exponiertes Terrain. Die Wanderung verläuft durchwegs auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Schon seit Jahrtausenden wird der Berninapass als wichtige regionale Verbindung zwischen dem Oberengadin und dem Puschlav bzw. dem angrenzenden Veltlin genutzt. Vom ausgehenden Mittelalter an transportierten Säumer über die Passhöhe Korn und Wein aus dem Süden, in der Gegenrichtung exportierten sie Vieh und Käse. Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete man eine Fahrtstrasse und machte die Alpentransversale auf diese Weise auch für Pferdekutschen zuständig.
Mit der 1910 in Betrieb genommenen Berninabahn erlebte die Passstrecke einen weiteren bedeutenden Ausbau. Die touristisch ausgerichtete Bahn wurde bereits nach wenigen Jahren auch im Winter betrieben. Die Bahnlinie kommt ohne Zahnradantrieb aus und überwindet die beträchtlichen Höhendifferenzen durch reinen Adhäsionsbetrieb auf kunstvoll mit zahlreichen Kurven, Tunnels und Galerien angelegtem Trassee. Als technisches Meisterwerk wird sie seit 2008 mit dem Prädikat «Unesco-Welterbe» geadelt.
Ihren höchsten Punkt erreicht die Berninabahn am Berninapass mit einer Schwellenhöhe von 2253 m. Die Bahnstation ist Ausgangspunkt verschiedener Wanderwege, die aufgrund ihrer leichten Erreichbarkeit und der spektakulären hochalpinen Landschaft teilweise stark frequentiert sind. Das betrifft namentlich den spazierwegartigen Uferweg am Lago Bianco.
Eher ein Geheimtipp ist demgegenüber die Bergwanderung auf den Piz Campasc. Mit ihrer relativ kurzen Dauer eignet sie sich gut als Halbtagestour auf der Anreise ins Puschlav (bzw. auf der Rückfahrt von dort). Wer mit der Bahn unterwegs ist, steigt entweder zunächst die wenigen Dutzend Höhenmeter von der Bahnstation zur Passstrasse auf oder wandert auf einem einfachen Pfad quer über die Alpweiden direkt auf den markanten Gipfel im Südosten zu. Wer mit dem Postauto anreist, kann direkt beim Hospiz an der Passstrasse starten. Zunächst wandert man auf einem Natursträsschen parallel zur Passstrasse, quert diese nach einigen Minuten und zieht dann auf schmalen Fusswegen in leichtem Auf und Ab über das Weideland.
Der Aufstieg ist kontrastreich. Geraume Zeit ist man zunächst mehr oder weniger ebenen Wegs unterwegs. Zahlreiche Seelein und Tümpel zieren die von vielen Hügeln und Senken durchsetzte Hochebene. Schliesslich gelangt man an den Fuss des Piz Campasc. Nun ändert sich der Wegcharakter vollständig. Das harmlose Streifen und Schweifen ist zu Ende, jetzt ist Konzentration gefragt. Der Aufstieg über die gratähnliche Schulter und durch die nachfolgende abschüssige Südostflanke erfordert Aufmerksamkeit und Umsicht. Der Pfad ist wohl geschickt in das Terrain gelegt, überwindet jedoch einige teilweise exponierte Couloirs. Er ist deshalb nur für trittsichere und schwindelfreie Berggänger geeignet. Von einer Begehung bei nassem Untergrund sollte abgesehen werden.
Die Rundsicht, die einen auf dem Gipfel erwartet, ist ausserordentlich schön: In mehreren Stufen fällt das Gelände gegen Süden ins Puschlav ab. Dessen südliches Ende verliert sich als v-förmiger Einschnitt im Dunst. Dort liegt das Veltlin und damit italienisches Gebiet. Gegen Westen schimmert der Lago Bianco wie ein blauer Edelstein In der Tiefe, darüber ragt der Piz Palü in den Himmel. Im Rücken hat man den Gipfelkranz des Oberengadins.
Die Rückkehr zum Ospizio Bernina erfolgt auf gleicher Route wie beim Hinweg.