Wanderung Sfazù - Lagh dal Teo - Pozzulasc (Valposchiavo)
Verborgene Kleinode am Fuss des Piz dal Teo
Wanderzeit: 5 h 25 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juli - Oktober
Die Hochebene Al Teo ist ein etwas abgelegenes und dadurch entsprechend einsames Kleinod hoch über dem Talboden von Poschiavo. Zwei malerische Bergseen schmiegen sich in die weite Mulde. Das Gebiet lässt sich auf einer langen, aber unproblematischen und sehr abwechslungsreichen Rundwanderung erreichen. Die Tour verläuft ausschliesslich auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Wer von Norden ins Puschlav reist, sieht kurz nach dem Überqueren des Berninapasses einen Felsenturm, der den Gipfelhorizont des Tals unübersehbar prägt. Dabei handelt es sich um den 3047 m hohen Piz dal Teo. Er ist so geformt, wie Kinder zuweilen einen Berg zeichnen, nämlich mit unwahrscheinlich abschüssigen Seitenhängen. Das hat ihm möglicherweise auch zu seinem Namen verholfen: Darin soll das lateinische Wort «taeda» stecken, das wörtlich Tanne heisst, im übertragenen Sinne aber auch Fackel bedeuten kann – was zur Form des Gipfels passt.
Der mächtige Klotz hat jedoch noch ein anderes Gesicht. Seine Westflanke zeigt sich wesentlich weniger spektakulär, ja geradezu diskret. Sie ist der unscheinbare Teil eines Gebirgszugs, der einen weiten Felskessel umschliesst. «Al Teo», so heisst diese ausgedehnte Mulde. Auf ihrem Grund schimmern die Lagh dal Teo – zwei Bergseen, die durch eine Geländestufe voneinander getrennt sind.
Die beiden Seelein liegen oberhalb der Baumgrenze. Die umliegenden Hänge sind dank Grasbewuchs zwar grün und werden im Sommer von Schafen beweidet. Der magische Reiz des von Bergwald umgebenen Lagh da Saoseo, der im benachbarten Val da Camp liegt, geht dem Gebiet jedoch ein wenig ab. Aber während man dort mit einem kurzen Spaziergang hinkommt, was in der Hochsaison zuweilen zu einem beträchtlichen Zustrom von Ausflüglern führt, ist hier aufgrund des mehrstündigen Anmarschs jeglicher Dichtestress ausgeschlossen.
Als Ausgangs- und Zielpunkte der Rundwanderung zum Lagh dal Teo eignen sich die Postautohaltestellen Pozzulasc oder Sfazù. Die erste der beiden liegt ein wenig näher am Ziel, der Einstieg ist jedoch etwas problematisch. Aus diesem Grund wird hier als Variante der Aufstieg ab Sfazù vorgeschlagen.
Von der Postautohaltestelle an der Hauptstrasse zweigt man hangwärts in die für den Privatverkehr gesperrte Kiesstrasse ab, die ins Val da Camp führt. Nach wenigen Minuten verlässt man sie bereits wieder, um in einen Richtung Terzana signalisierten Pfad einzuschwenken, der durch den Wald sanft abwärts zum Bergbach aus dem Val da Camp führt und auf der anderen Seite nach Doss aufsteigt. Der nachfolgende Abschnitt ist landschaftlich ausserordentlich schön. Nur leicht ansteigend führt der Weg taleinwärts. Dabei überblickt man schöne Weiden und Mähwiesen, während man immer wieder den Bach rauschen hört.
Über die Häusergruppe Suracqua gelangt man zum Weiler Terzana und ist mittlerweile so weit aufgewärmt, dass man den bevorstehenden steilen Aufstieg im Wald nach Munt da San Franzesch in Angriff nehmen kann. Nach 300 knackigen Höhenmetern tritt man auf eine Hochebene mit einer wunderschönen Moorlandschaft. Das rotgolden leuchtende Riedgras steht in einem zauberhaften Kontrast zur vergletscherten Flanke des Piz Palü, der den Horizont auf der gegenüberliegenden Talseite des Valposchiavo beherrscht.
Bei Aurafreida führt ein passähnlicher Übergang vom Val da Camp ins Val dal Teo. Eine Holztafel lädt dazu ein, auf den Abstieg zum etwas weiter unten liegenden Alpstafel und den nachfolgend notwendigen Wiederaufstieg zu verzichten, indem man den offiziellen Bergwanderweg verlässt und auf einem nicht signalisierten Pfad den Hang praktisch ebenen Wegs traversiert.
Die Passage durch das Val dal Teo ist einer der schönsten Abschnitte der Tour. Sie führt anfänglich durch lichten Lärchenwald, doch schon bald weitet sich die Sicht auf einen etwas tiefer liegenden, mit üppig grünem Gras überwachsenen Schwemmboden, durch den sich ein unverbauter Bergbach schlängelt. Allmählich nimmt die Steigung zu, das Tal verengt sich, weitet sich aber nach wenigen Dutzend Höhenmetern bereits wieder zu einer grossartigen Natur-Arena, auf deren Grund ein kristallklarer Bergsee liegt. Wegspuren und Trampelpfade führen an dessen hinteres Ende und über eine weitere Geländestufe hinauf zu einem zweiten See. Schroff und abweisend wölbt sich darüber der Höhenzug, dem auch der von hier aus kaum markant in Erscheinung tretende Piz dal Teo angehört. In einem grossartigen Kontrast zu dieser nahen und wilden Szenerie steht der Ausblick zum fernen Piz Palü, der sich öffnet, wenn man sich umwendet.
Für den Rückweg ins Tal benützt man zunächst die Aufstiegsroute. Von Aurafreida geht es auf einem Alpsträsschen nach Motta, von dort dann abwechslungsweise durch den Bergwald und auf offenem Weideland über den schmucken Alpstafel Pisceo nach Festignani.
Um den mittlerweile bereits mehrmals auf Wegweisertafeln bezeichneten Zielpunkt Pozzulasc einigermassen unbeschwert zu erreichen, bedarf es einiger Aufmerksamkeit. Von Festignani marschiert man auf einem Forststrässchen talwärts, passiert dabei nach einer Weile zwei enge Kurven und schwenkt etwa 200 Meter danach links auf einen schmalen Pfad ein, der mit einer weiss-rot-weiss bemalten Stange signalisiert ist. Dieser führt zu einem Natursträsschen, das in die Hauptstrasse mündet. Auf dieser gelangt man nach rund 100 Metern (ohne Trottoir, ohne Bankett, direkt einer Stützmauer entlang – Vorsicht!) zur Postautohaltestelle beim Ristorante Pozzolascio.
Wer diesen nicht unproblematischen Abschluss vermeiden will, schlägt bei der Verzweigung oberhalb von Festignani den in Richtung Terzana signalisierten Weg ein, der durch den Wald nach Doss führt, und kehrt von dort auf gleicher Route wie beim Hinweg nach Sfazù zurück.