Wanderung Ofenpass-Lü-Valchava
Vom Ofenpass ins Val Müstair
Wanderzeit: 4 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Der Abstieg vom Ofenpass ins Val Müstair führt durch einmalig schöne Gebirgslandschaften. Am Weg liegen etwa die aussichtsreiche Hochebene Plaun da l’Aua, die Höhle von Cuvel Zoppà, die Alp Champatsch und das Dörfchen Lü. Die Tour, die mit einem Abschnitt auf dem idylischen Rom-Uferweg endet, verläuft fast durchwegs auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Aus rein geografischer Perspektive erscheint es alles andere als logisch, dass das Val Müstair politisch zur Schweiz gehört. Das Tal liegt weit abseits des Engadins und jenseits der kontinentalen Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer. Doch während das Dörfchen Taufers im untersten Teil des Tals zusammen mit dem benachbarten Vinschgau bis 1920 Österreich-Ungarn angehörte und danach zu Italien wechselte, ist der obere und damit grössere Teil des Tals seit mehr als einem halben Jahrtausend Teil der Eidgenossenschaft. Dieser Umstand resultierte aus der Schlacht an der Calven, die 1499 am unteren Ende des Tals zwischen Bündner Truppen und dem Heer des Habsburgerkönigs Maximilian I. ausgetragen wurde und mit einer vernichtenden Niederlage des letzteren endete. Seither liegt die Landesgrenze weit unten im Tal und nicht etwa oben am Ofenpass.
Süsom Givè, so heissen die Haltestelle und das Restaurant auf der Passhöhe (die exotisch klingende Ortsbezeichnung bedeutet auf Deutsch «unter der Schulter»). Hier beginnt die Wanderung, die zunächst der nördlichen Talflanke des Val Müstair entlang verläuft und dann hinunter in den Talboden führt. Der Einstieg liegt auf der Ostseite der Passstrasse. Durch lichten Bergföhrenwald geht es leicht aufsteigend auf die weite Hochebene Plaun da l’Aua, die eine sehr schöne Aussicht zu den umliegenden Bergen bis zur gletschergekrönten Kuppe des Ortlers bietet. Von nun an bis Lü verläuft die Tour als Höhenwanderung mit immer wieder wechselnden Tiefblicken ins Tal.
Es lohnt sich, zur nahen Alp da Munt nicht auf direktem Weg über das Kiessträsschen zu marschieren, sondern an der Verzweigung bei Pkt. 2188 den nach links abgehenden, Richtung S-charl signalisierten Weg einzuschlagen, diesem etwa einen halben Kilometer zu folgen und dann rechts auf einen nicht signalisierten, aber gut sichtbaren Pfad einzuschwenken. Dieser führt an markanten, auf Gipsvorkommen zurückgehende Dolinen vorbei zur Alp.
Eine Viertelstunde später erreicht man das Gebiet Cuvel Zoppà und damit den höchsten Punkt der Wanderung. Von jetzt an geht es fast nur noch abwärts oder ebenen Wegs weiter. Eine Tafel am Wegrand informiert über eine verborgene Höhle in der Nähe. Dort wurden Bruchstücke eines Gefässes aus der Hallstattzeit gefunden. Der Zugang zur Höhle ist nicht signalisiert, lässt sich aber ohne Probleme ausmachen: Weglos geht es zum hohen Zaun, der das Alpgebiet vom Wald trennt, und auf einer hölzernen Treppenkonstruktion über diesen hinweg. Das locker bewaldete Gelände jenseits des Zauns ist sehr steil (Vorsicht!), ein schmaler Pfad erleichtert jedoch den Abstieg zur etwa 40 Meter tiefer liegenden Höhle. Das Gewölbe ist teilweise eingestürzt, bietet aber immer noch einen guten Eindruck von den einstigen Dimensionen der Grotte.
Sanft absteigend geht es auf einfachen Bergwegen über Weideland zur Alp Champatsch und von dort auf einem Kiessträsschen in einem weiten Bogen nach Lü, einer der höchsten ganzjährig bewohnten Siedlungen der Alpen. Unterhalb des Dorfs verläuft die Wanderung für etwa 600 Meter der Strasse entlang – es ist dies der einzige nennenswerte Abschnitt auf Hartbelag dieser Tour. Danach geht es abwechslungsweise auf schmalen Pfaden, Kiessträsschen und Waldwegen kurvenreich den Hang hinunter, mal im Bergwald, dann wieder auf Weideland und über Mähwiesen. Bei Verzweigungen hält man sich einfach an die in Richtung Valchava signalisierten Wege. Der letzte Abschnitt der Wanderung führt dem Talflüsschen Rom entlang nach Muglin und von dort ins Dorfzentrum von Valchava.