Wanderung Untervaz - Burgruine Rappenstein
Die Burg im finsteren Tobel
Wanderzeit: 1 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T3 Anspruchsvolles Bergwandern *
Saison: Mai - November
Der eigentümlichste Burgenbau der Schweiz ist wohl die Ruine Rappenstein in Graubünden. Die Anlage wurde im Mittelalter in einem abgelegenen Tal errichtet. Als Höhlenburg füllt sie eine enge Spalte in einer senkrechten Felswand. Der gespenstische Schauplatz ist auf einer Wanderung ab Untervaz erreichbar. Das untere Drittel der Tour verläuft auf Asphalt.
Detaillierte Routenbeschreibung
Was für ein Standort! Für eine menschliche Behausung ist das Tobel des Cosenzbachs eigentlich denkbar ungeeignet. Abschüssige bewaldete Hänge säumen den Wildbach. Ausgerechnet dort, wo das Terrain am wildesten ist, nämlich mitten in einer schrundigen Fluh, wurde die Burg Rappenstein errichtet. Der Raum, den sie einnimmt, weist einen annähernd dreieckigen Grundriss auf: Zwei Seiten werden von den Wänden der höhlenartigen Nische gebildet, die Aussenfront wurde aus zugehauenen Steinen gemauert. Das Bauwerk ist exakt nach Norden ausgerichtet; selbst im Hochsommer dringt kein Sonnenstrahl in die schattige und feuchte Ecke.
Wozu nur diente diese unmöglich gelegene Burg? In keinem einzigen historischen Dokument ist sie erwähnt. Die Historiker nehmen an, das mysteriöse Bauwerk sei nicht als ständiger Aufenthaltsort genutzt worden, sondern habe in Konfliktzeiten als geheimer Rückzugsort gedient.
Errichtet wurde der Bau mutmasslich Mitte des 13. Jahrhunderts. Bereits 300 Jahre später soll er zur Ruine zerfallen sein. Die hölzerne Dachkonstruktion wurde offenbar planmässig abgetragen und geräumt, später verschütteten Felsbrocken, die von der Höhlendecke herabstürzten, Teile des Burginneren. 1990 wurden die Überreste gesichert.
Rappenstein erreicht man in etwa einer Wanderstunde ab Untervaz. Vom Dorfzentrum gelangt man auf der Vordergasse ins höher liegende Quartier Büheli, wo der Cosenzbach überquert wird. Auf einer asphaltierten Strasse gewinnt man im bewaldeten Hang über dem Dorf rasch an Höhe. Immer wieder öffnen sich zwischen den Bäumen Ausblicke zur Rheinebene zwischen Chur und Landquart.
Nach einer Weile zweigt man auf ein Schottersträsschen ab, das zur ausgedehnten Lichtung von Castrinis führt, dem einstigen Burghof von Rappenstein. Oberhalb des Weidelands führt ein schmaler Fussweg ins Cosenz-Tälchen. Nach einer Weile kann man zwischen den Bäumen den felsigen Hang auf der gegenüberliegenden Seite des Tobels erkennen, und im nächsten Moment hat man das Gefühl, zwei riesige dunkle Augen würden einen beobachten. Es sind die toten Fensterhöhlen der Burgruine, die nun in Erscheinung tritt. Der Pfad senkt sich steil zum Bach hinunter, um auf der anderen Seite noch steiler gleich wieder aufwärts an den Fuss der Ruine zu führen – stabile Schuhe mit griffigem Sohlenprofil sind hier unabdingbar.
Die Anlage war ursprünglich durch eine weit oben liegende Öffnung erreichbar. Die Treppe, die dort hinaufführte, existiert nicht mehr. Obendrein ist der untere Teil der Ruine mit Schutt gefüllt. Doch die von aussen gesehen rechts liegende der drei unteren Öffnungen erlaubt den Zustieg. Das ist nicht ohne Tücken: Zu Beginn muss man die Hände zu Hilfe nehmen, weiter oben ist der Boden wegen des stetig von der Decke des Gewölbes tropfenden Wassers glitschig. Wie bei jeder Wanderung gilt auch hier (und dies in besonderem Masse): Das Begehen erfolgt auf eigene Gefahr.
Zurück ins Tal gelangt man auf dem gleichen Weg wie beim Aufstieg. Wer die Tour ausdehnen möchte, kann von Castrinis zum Tanzboden aufsteigen und dann nach Mastrils absteigen. Der grössere Teil dieser Strecke liegt allerdings im Wald.