Wanderung Breil/Brigels - Val Frisal
Paukenschlag auf Frisal
Wanderzeit: 4 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Eines der schönsten Hochtäler der Schweiz ist das Val Frisal in der Surselva. Es lässt sich im Rahmen einer landschaftlich überaus reizvollen Rundwanderung erkunden. Zu Beginn 3 km auf teilweise asphaltierten Alpsträsschen, danach durchwegs Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
Aus geologischer Perspektive mag Landschaft dynamisch sein: Ihr Gesicht ändert sich aufgrund von Erosionsprozessen im Laufe der Jahrtausende zuweilen drastisch. Doch in gewöhnlicher menschlicher Sichtweise sind Berge und Täler, Wälder und Wiesen «einfach da» – unabänderlich, konstant, gegeben. Beim Wandern erlebt man Landschaft allerdings immer wieder im Fluss: Wer einen Pass überschreitet, einen Gipfel erklimmt oder auch bloss aus dem Wald tritt, sieht die Welt sogleich mit anderen Augen. Wandern ist letztlich ein Erlebnis landschaftlicher Dramaturgie.
Es gibt Orte, an denen solche dramaturgischen Momente unglaublich stark sein können. Einer dieser Schauplätze liegt auf dem Weg, der sich weit oberhalb von Brigels von der Alp Nova nach Frisal windet. Wer ihn beschreitet, muss auf seine Füsse achten, um auf dem schmalen, von groben Steinen durchsetzten Pfad nicht zu stolpern; ausser einigen Alpenblumen gibt es vorerst nicht viel zu sehen: Vorne und hinten, hangseits und talwärts erstreckt sich bloss hügeliges Weideland.
Doch auf einmal weitet sich die Landschaft, mit jedem Schritt wird der Himmel offener, und nachdem man eine letzte Grasmulde durchschritten hat, öffnet sich mit einem Paukenschlag eine grossartige Szenerie: Die Hochebene des Val Frisal ist ein landschaftliches Juwel. Mehrarmig zieht der Bergbach Flem durch grasüberwachsenes Schwemmgebiet – eine herzerfrischende Einladung zum Verweilen, Planschen, Spielen und Stauen. Den nahezu flachen, beidseits von felsigen Höhen gesäumten Talboden schliessen die Brigelser Hörner, der Piz Frisal und der Bifertenstock ab.
Die Tour in dieses kleine Paradies ist auf SchweizMobil als lokale Route (Nr. 678) verzeichnet. Als Ausgangspunkt wird dort die Bergstation der Sesselbahn Brigels-Burleun vorgeschlagen; auf diese Weise reduziert sich der Aufstieg um 300 Höhenmeter. Man kann die Tour jedoch gut auch gleich im Dorfzentrum von Brigels in Angriff nehmen und sie als Rundwanderung ausgestalten. Der Aufstieg verläuft entweder im Flem-Tal (von dort kehrt man auch wieder zurück) oder in einem Bogen über Cuolms da Breil. Die zweite Variante bietet mehr Aussicht, verläuft allerdings zu Beginn teilweise auf Asphaltsträsschen.
Die beiden Äste kommen beim Picknickplatz Chischarolas zusammen, einem idyllischen Plätzchen direkt am Bach, der hier praktisch ohne Gefälle und deshalb sanft plätschernd dahinfliesst. Den Ort wird man sich gerne vormerken für eine Rast auf dem Rückweg ins Tal.
Der nun folgende Aufstieg zur Alp Nova ist die steilste Passage der Tour. Bei der Alphütte hat man aber das Gröbste hinter sich. Bis zur nächsten Wegverzweigung steigt der Weg zwar weiter an, doch wesentlich sanfter; danach geht es praktisch ebenen Wegs hinüber nach Frisal.
Die Rückkehr ins Tal beginnt auf der gegenüberliegenden Seite des Bergbachs. In den relativ steilen Hang ist ein schmaler Pfad geschnitten – beim Gehen ist Vorsicht angebracht; an einer einzelnen, besonders exponierten Stelle bietet hangseitig eine Kette Halt.
Genussreich ist der Abstieg zur Schwemmebene Paliu da Rubi. Talauswärts öffnet sich eine schöne Sicht hinüber nach Obersaxen und zum Piz Mundaun. Beim Rastplatz Chischarolas wird auf die westliche Seite des Flem gewechselt; die offizielle Wanderroute folgt bis zu den ersten Häusern von Brigels dem rechten Ufer. Bei Plaun da Pors besteht allerdings die Möglichkeit, den Flem nochmals zu überqueren und auf einem nicht signalisierten Weg zur Wallfahrtskirche Sogn Sievi zu wandern; das dem Heiligen Eusebius geweihte Gotteshaus ist mit einem spätgotischen Schnitzaltar und gotischen Wandmalereien ausgestattet. Früher stand an dieser Stätte eine Hügelfestung, die dem Ort zu seinem Namen verhalf (die keltische Wurzel «briga» findet sich auch in den Bezeichnungen Brig, Brienz und Bregenz).