Wanderung Flims - Trutg dil Flem
Formschöne Stege an wilden Wassern
Wanderzeit: 5 h
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Einer der schönsten Schluchtwege der Schweiz liegt in Graubünden: Der Trutg dil Flem führt durch eine grandiose Gebirgslandschaft. Die Route wechselt mehrmals die Uferseite und nutzt dafür sieben Stege, die der Bauingenieur Jürg Conzett entworfen hat. Kaum Hartbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Der Flem ist ein Bergbach aus dem Bilderbuch: In einem natürlichen, weitgehend unverbauten Bachbett fliesst und sprudelt, spritzt und schäumt das Wasser zu Tal. Besonders wild und lebendig zeigt sich der Bach zur Zeit der Schneeschmelze. Dann tosen unzählige Kaskaden über Steinblöcke und Felswände in die Tiefe.
Ein wunderschön angelegter Bergwanderweg führt dem Wasserlauf entlang von Flims zum unteren Segnesboden. Das Markenzeichen des Trutg dil Flem (rätoromanisch für «Pfad des Flem») sind sieben Brücken von Jürg Conzett. Gebaut wurden sie weder für Autos noch für Eisenbahnzüge, sondern einzig für Wanderer. Die Bauwerke zeigen eine eindrückliche architektonische Vielfalt und fügen sich mit graziler Eleganz in die unberührte Gebirgslandschaft.
Die Standorte der sieben Stege liegen zwischen Punt Gronda und Punt Desch. Es lohnt sich aber, nicht nur diesen relativ kurzen Abschnitt zu durchwandern. Schon kurz oberhalb von Flims hat man beim Känzeli nämlich eine prachtvolle Sicht auf den Bergbach, der hier auf einer langen, gut einsehbaren Strecke durch das Val Stenna talwärts fliesst. Auf einem schmalen Zickzackweg geht es danach den steilen Schluchthang hinauf. Nahezu flach ist dafür der Uaul Runcs, ein verträumter Märchenwald, durch den sich der Pfad in vielen Windungen und stetem Auf und Ab zieht.
Beim Elektrizitätswerks Punt Gronda steht ein Picknickplatz mit Brunnen und Feuerstelle bereit. In diesem Gebiet fliesst der Flem mit geringem Gefälle durch ein breites, bewaldetes Tälchen; die einsame Weite der Landschaft erinnert an die kanadische Wildnis. Weiter oben verengt sich das Gelände zusehends und Conzetts erste Brücke kommt in Sicht – ein kleiner und unspektakulärer, aber anmutiger Steg. Wer ihn betritt und bachaufwärts blickt, sieht weiter hinten bereits die zweite Brücke. Als filigraner Bogen spannt sie sich über eine besonders enge und tiefe Stelle der Schlucht. Den Wanderern bietet sie eine grossartige Aussicht zu mehreren Wasserfällen. Das Bauwerk vereint Ingenieursleistung mit ästhetischem Anspruch. Den malerischen Standort darf man durchaus als Schlüsselstelle des Trutg dil Flem bezeichnen.
In mässigem, zuweilen auch starkem Anstieg gewinnt man zügig an Höhe. Der Weg zieht sich zuweilen direkt dem Wasser entlang, meist verläuft er jedoch an etwas erhöhter Lage. Den Bergbach hat man aber trotzdem fast immer im Blick und sein Rauschen in den Ohren. Immer wieder verändert der Wasserlauf sein Gesicht: Einmal strömt er in einem weiten Felsbett breit dahin, dann wieder ist er in einen engen, tiefen Einschnitt gezwängt.
In unregelmässigen Abständen tauchen weitere Brücken auf – jede von ihnen ist ein Unikat, das optimal auf die jeweilige topografische Situation zugeschnitten ist. Der oberste von Conzetts Übergängen ist Ausdruck eines subtilen Spiels von Form und Material: Drei aufeinanderliegende Ellipsen aus Beton schaffen eine überaus leichte und dennoch stabile Verbindung zwischen den beiden Ufern.
Am Bergrestaurant Startgels vorüber geht es nach Punt Desch hinauf, wo der Flem ein letztes Mal überquert wird. Im Unterschied zu Jürg Conzetts Bauwerken handelt es sich hierbei um einen reinen Zweckbau, der den Bach ohne jeden ästhetischen Anspruch überwindet.
Über Alpweiden gelangt man auf der Ostseite des Flem steil abwärts zurück nach Startgels, von dort mit deutlich weniger Gefälle nach Foppa. (Der anstrengede Abstieg lässt sich umgehen, indem man von Punt Desch den Hang hinüber nach Naraus traversiert und von dort mit der Sesselbahn nach Foppa fährt.) In Foppa beginnt der aussichtsreiche Höhenweg, der über Spaligna und Scheia nach Fidaz führt. Auch für lehrreiche Unterhaltung ist hier gesorgt: Die Strecke ist nämlich als Romanisch-Lehrpfad eingerichtet: Unterwegs vermitteln Informationstafeln Einblicke ins Rätoromanische.