Winterwanderung Andeer-Zillis
Kulturschätze im Val Schons
Wanderzeit: 2 h 10 min
Schwierigkeitsgrad: W Winterwandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Auf dieser leichten Winterwanderung im Schamsertal säumen bemerkenswerte Zeugen der Kultur- und Verkehrsgeschichte den Weg. Die Wanderung sollte nur im Winter auf dieser Route ausgeführt werden – ohne Schnee muss man viel Hartbelag gewärtigen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Im Winter verbinden gleich drei verschiedene gepfadete Wanderwege die Dörfer Andeer und Zillis. Während man auf dem Uferweg dem Hinterrhein entlang und auf der östlichen Variante über Pignia zwischendurch den Verkehr auf der nahen Autobahn hört, bietet die Route via Clugin und Donat über weite Strecken viel Ruhe und obendrein schöne Ausblicke auf den Schamser Talboden.
Ausgangspunkt der Wanderung ist die Postauto-Endstation am zentralen Dorfplatz von Andeer. Bis zum Hinterrhein ist es nur ein Katzensprung. Der Fluss wird auf einer alten gedeckten Holzbrücke überquert, an deren Portal eine Tafel mit geschwungener Inschrift zu mässigem Tempo ermahnt: Das Reiten und Fahren auf der Brücke «ausser gewöhnlichem Schritt» sei bei Busse (von Fr. 1.- bis 5.-) untersagt, lautet die Botschaft aus dem Jahre 1856.
Auf dem anderen Ufer schlägt man nach dem mit einer gedeckten Feuerstelle ausgestatteten Spielplatz das breite Strässchen ein, das zunächst dem Ufer entlang talauswärts führt. Allmählich geht es zunächst sanft, dann in mässigem Anstieg aufwärts. Zusehends öffnet sich der Blick zum Auenwald entlang des Rheins, auf den Talboden des Schams und zu den umliegenden Bergen.
Etwas höher oben am Hang ragt ein mittelalterlicher Steinturm in die Höhe. Es handelt sich die Ruine der um 1265 erbauten Burg Cagliatscha. Sie gehört zu den Überresten der im Tal einst zahlreichen Höhenburgen und Wehranlagen. Über den Weiler Clugin geht es in mehreren Kehren zum aussichtsreich gelegenen, mit einer Feuerstelle ausgestatteten Picknickplatz Plans (Pkt. 1085), danach in sanftem Abstieg erneut zu einer gedeckten Holzbrücke; sie überwindet das nahezu senkrechte Tobel des Fundogn.
Wenige hundert Schritte später, beim Dorfeingang von Donat, erblickt man ein weiteres, allerdings ganz anders ausgestaltetes Brückenbauwerk: Eine grazile Stahlbetonbrücke spannt sich über den Graben der Valtschiel. Geplant wurde das 1926 erbaute architektonische Meisterstück vom Brückenbauingenieur Robert Maillart. Die klobigen Kopfbauten stehen zwar in einem etwas unpassenden Kontrast zur filigranen Bogenstruktur. Dennoch wird die Valtschielbrücke mit Fug und Recht zu Maillarts Hauptwerken gezählt.
An der Kirche von Donat vorüber gelangt man der Strasse entlang talwärts. Bevor man das Dorf verlässt, sollte man dem mehrstöckigen Herrschaftshaus etwas oberhalb der Strasse Beachtung schenken. Das Gebäude wird heute als Bauernhaus mit Ferienwohnungen genutzt. Seit mehreren Generationen ist es im Besitz der Familie Janigg bzw. von deren Nachkommen. Die heutige Besitzerin weiss, dass es 1619 errichtet wurde und ursprünglich als Landammann-Haus diente. Von hier aus sei das Veltlin «mit eiserner Hand» regiert worden. Ein auf die Fassade gemaltes Wappen der Familie enthalte einen sechszackigen Stern, was von Historikern so gedeutet werde, dass die Janiggs ursprünglich jüdischer Abstammung seien.
Die leichte Wanderung schliesst mit einem wahren kulturgeschichtlichen Feuerwerk. Nach der neuerlichen Überquerung des Rheins gelangt man nach Zillis, dem Routenziel. Der eigentliche Höhepunkt der Tour steht hier erst noch bevor. Es handelt sich um die romanische Kirche St. Martin. An der Aussenwand heisst St. Christophorus, der Schutzheilige der Reisenden, die vorbeiziehenden Pilger und Wanderer willkommen. Im Inneren erwartet sie ein einzigartiger Schatz: Die Kirchendecke ist flächendeckend mit insgesamt 153 bemalten Holztafeln verziert, die biblische Begebenheiten und Legenden zur Darstellung bringen.