Kläranlagen, Kraftwerke, Kehrichtsverbrennungsanlagen – zu solchen Unorten zieht es Wanderer in der Regel nicht. Doch mitunter werden sie allzu grossräumig gemieden, wodurch unweigerlich Perlen verlorengehen. Eine solche Perle gibt es in Davos Frauenkirch zu entdecken. Die Wanderroute folgt zunächst der Hauptstrasse Richtung Norden und quert dann zusammen mit der Clavadelerstrasse das Bahntrassee. Kurz vor dem markanten Gebäude einer Fleischwarenfabrik zweigt man ab und steigt auf einem schmalen Serpentinenweg einen merkwürdig steilen Grashang hoch.
Hat man die Kuppe erreicht, dann erkennt man, dass der vermeintliche Hügel bloss ein schmaler Kamm ist. Dahinter liegt ein gigantisches Kieswerk. Der schmächtige Hügel ist somit nichts anderes als eine riesige, halbwegs natürliche Schallschutzanlage, die das Rumoren der Lastwagen und Förderbänder im Zaum hält. Der Tiefblick in den monströsen Kessel ist zwar alles andere als eine Augenweide, und doch geht von dem an dieser Stelle nicht unbedingt zu erwartenden emsigen Betrieb eine gewisse Faszination aus.
Diese wird noch gesteigert durch den heftigen Kontrast, der durch die Nähe eines ganz anders gearteten Schauplatzes ausgeht. Nach wenigen Schritten erreicht man nämlich ein Lärchenwäldchen, in dem ein recht spezieller Friedhof liegt. Was für manche Menschen ein weiterer Unort sein mag, erweist sich bei näherer Betrachtung als eine ebenso ungewöhnliche wie reizvolle Stätte. Der Davoser Waldfriedhof wurde 1920 in Ellipsenform angelegt und 1930 um ein jüdisches Gräberfeld ergänzt. Die unter Denkmalschutz stehende Anlage ist rundherum von einer Trockensteinmauer umgeben und fügt sich in perfekter Harmonie in die Berglandschaft.
Vom nördlichen Eingang des Friedhofs führt ein Strässchen nach Islen hinunter, wo die Bahnlinie und das Landwasser überquert werden. Der Uferweg verläuft direkt dem Flüsschen entlang in leichtem Anstieg nach Davos Platz.