Wanderung Gschwantenmad - Grindelalp
Nachmittagsrunde im Rychenbachtal
Wanderzeit: 2 h 10 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Mai - Oktober
Diese einfache Runde im Rychenbachtal führt zwar zu keinem klassischen Gipfelziel, bietet aber dennoch eine grossartige Aussicht zur spektakulären Gipfelarena der Rosenlaui. Die Auf- und Abstiegspassagen verlaufen auf alten Alpwegen, die geschickt ins Gelände gelegt sind und einen deshalb das Gefälle ohne grosse Mühe überwinden lassen. Die Tour verläuft zu 90% auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Das Gschwantenmad im Rychenbachtal liegt in einer Bilderbuchlandschaft. Durch den weiten, grünen Talgrund fliesst ein munter schäumender Bergbach. Unweit davon stehen mehrere mit Holzschindeln gedeckte Alphütten. Über der anmutigen Szenerie ragen die schroffen Nordwände von Wellhorn und Wetterhorn mit ihren von Eis umgürteten Gipfeln auf. Diesen einmaligen Flecken Erde kennzeichnet eine höchst eigentümliche Mischung aus Wildheit und lieblichem Charakter.
Einst erachtete man das Alpengebirge als furchterregenden Ort voller tödlicher Gefahren. Diese Sicht veränderte sich im 18. Jahrhundert. Im Gefolge des Pioniers Albrecht von Haller suchten zusehends Künstler und Dichter die Alpen auf. Ihre Werke öffneten einem immer breiteren Publikum die Augen für den Reiz der Berge. Das Rychenbachtal spielte eine Schlüsselrolle bei der Entstehung des Alpentourismus, zog es doch die bekanntesten Landschaftsmaler, Zeichner und Kupferstecher Europas an.
Im 19. Jahrhundert galt die Gegend deshalb als Inbegriff einer romantischen Landschaft. Wer sie besuchte, begehrte Gemütsspektakel. Ein wolkenlos blauer Himmel war da keineswegs dienlich. Perfekt war das Urlaubsabenteuer vielmehr dann, wenn Nebelbänke und Wolken über der Landschaft lagen: Nun konnte man das Wasser in allen denkbaren Erscheinungsformen erleben – vom Eis der Gletscher über sprudelnde Bäche bis zu mystischen Regen- und Dunstschleiern.
Heute liegen die Präferenzen anders. Gefragt sind jetzt Sonnenschein und aktive Erholung. Auch dies lässt sich im Rychenbachtal finden. Eine schöne Möglichkeit dafür bietet etwa die Rundwanderung vom Gschwantenmad zum sonnig gelegenen Südhang der Alp Grindel. Sie eignet sich gut für eine leichte Halbtagestour. Früher musste man dafür kilometerweise Asphalt in Kauf nehmen. Heute verlaufen nur noch die untersten 250 Meter der Strecke auf Hartbelag, danach wandert man durchwegs auf Naturwegen.
Die Alp Grindel wurde in den 1970er-Jahren mit Alpstrassen erschlossen. Die früheren Fusswege im Gebiet gerieten dadurch rasch in Vergessenheit. Die neuen Strassen wurden mit mässigem Gefälle in langen Serpentinen angelegt und teilweise auch asphaltiert. Dadurch lassen sie sich gut mit Fahrzeugen nutzen. Für Wanderer sind solche Pisten jedoch eine langweilige Zumutung.
Nach 2020 kam es aber glücklicherweise zu einem Umschwung. In der Gemeinde Schattenhalb, auf deren Grund die Alp liegt, erinnerte man sich an die alten Pfade, legte sie frei und signalisierte sie wieder als Wanderwege. Seither kann man an der Grindelalp wunderschöne historische Wege nutzen, die sich harmonisch ins Gelände fügen und kurvenreich in die Höhe ziehen. Weil die alten Pfade die Steigungen weniger zögerlich angehen als die Alpstrassen, sind sie etwas steiler als diese, doch der menschengemässe natürliche Untergrund macht den (ohnehin vernachlässigbaren) Nachteil mehr als wett. Statt auf hartem Asphalt oder monotonem Schotter wandert man nun über blumenreiches Weideland und wurzeldurchzogenen Waldboden.
Von der Postautohaltestelle im Talgrund geht es zunächst sanft aufsteigend zum Rufeneschärm, einem Schutzhüttchen am Weg, von dort dann auf zusehends steiler werdendem Pfad über Alpweiden und durch Bergwald ins Gebiet Mettlen. Noch vor der Alphütte schwenkt man in den Wanderweg ein, der Richtung Chrüteren signalisiert ist. Er führt in stetem Wechsel von leichten Auf- und Abstiegen als Höhenweg talauswärts.
Die Schlüsselstelle der Tour ist der Chrüterengraben. Das Bachbett ist mit grossen Steinen durchsetzt; einen eigentlichen Weg hinüber gibt es nicht, dafür steht aber eine quer über den Graben gespannte Metallkette als Haltemöglichkeit zur Verfügung. (Zur Zeit der Schneeschmelze oder nach starken Niederschlägen sollte man diese Passage meiden und die Tour auf gleicher Route wie beim Hinweg abschliessen.)
Wenig später gelangt man im Gebiet Untere Chrüteren an einer weiteren Alphütte vorbei. Danach senkt sich der Weg wieder talwärts. Der Abstieg via Schwendeli verläuft grösstenteils auf Weideland. Das ermöglicht mehrfach grossartige Ausblicke zur scharf gezackten Silhouette der Engelhörner auf der gegenüberliegenden Talseite.