Winterwanderung Eigergletscher-Wengen
Mit Wanderschuhen auf die Skipiste
Wanderzeit: 3 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: W Winterwandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Quer durch das grösste Skigebiet des Berner Oberlands führt die Winterwanderung von der Station Eigergletscher nach Wengen. Damit sind zwangsläufig einige Pistenkreuzungen verbunden. Zwischendurch ist man aber auch ausserhalb des Skibetriebs unterwegs. Weil ein Teil der Strecke als Schlittelweg dient, eignet sie sich auch für einen winterlichen Wanderausflug mit Kindern.
Detaillierte Routenbeschreibung
Die hochalpine Bergwelt ist in der Regel den Alpinisten vorbehalten. In der Jungfrauregion ist das anders. Zu verdanken ist dies einer aussergewöhnlichen Pionierleistung. 1896 erfolgte der Spatenstich zum Bau einer Bahn auf die Jungfrau. Initiant des visionären Projekts war der Zürcher Industrielle Adolf Guyer-Zeller. Am Bau waren Hunderte von Arbeitern beteiligt. Unter schwierigsten Bedingungen vollbrachten sie gewaltige Leistungen. Die Bauarbeiten waren von Sprengunfällen, Streiks und Finanzierungsproblemen überschattet. Das Projekt kam mit dem Durchstich des Tunnels auf dem Jungfraujoch 1912 zu seinem krönenden Abschluss.
Seither befördert die Jungfraubahn jährlich mehr als eine halbe Million Menschen zum «Top of Europe». Mit 3454 m.ü.M. handelt es sich dabei um den höchstgelegenen Bahnhof Europas. Den grössten Teil der Strecke legt die Zahnradbahn im Tunnel quer durch die Felsmassive von Eiger und Mönch zurück. Das unterste Teilstück zwischen Kleine Scheidegg und Eigergletscher hingegen verläuft mehrheitlich auf offener Strecke. Mehr oder weniger parallel dem Trassee entlang ist ein Wanderweg angelegt, der im Sommer «Jungfrau-Eiger-Walk» genannt wird.
Im Winter wird aus dem «Walk» eine Piste, allerdings nicht für Skifahrer: Der «Jungfrau-Eiger-Run» dient als Schlittelbahn, steht aber auch Winterwanderern zur Verfügung. Das erste Teilstück bis zum Fallboden weist zwar ein ansehnliches Gefälle auf, so dass die Schlitten ordentlich Fahrt aufnehmen, doch weil das Gelände offen und übersichtlich ist, ergeben sich aus der Mehrfachnutzung keine übermässigen Gefahren.
Die spektakuläre Gipfelwelt der Jungfrauregion zog schon früh bergbegeisterte Menschen von nah und fern an. Bedeutende Meilensteine der alpinistischen Entwicklung wurden hier gesetzt. So wurde etwa im Jahre 1811 als erster Viertausender der Schweiz die Jungfrau bestiegen. Nachgerade zu einem Mythos entwickelte sich das Geschehen am Eiger, dessen Nordwand lange als unbezwingbar galt. Der Erfolg der Alpinisten, welche die Wand durchstiegen, bewegte die Öffentlichkeit ebenso wie das Schicksal jener, die daran scheiterten.
Einer der Kristallisationspunkte der Eiger-Legende ist die Mittellegi-Hütte, die 1924 am Nordostgrat des Eigers errichtet wurde. Die karg eingerichtete Hütte diente Generationen von Alpinisten als Refugium. 2001 ersetzte man sie durch einen Neubau. Die alte Hütte wurde mit dem Helikopter en bloc in die Nähe der Station Eigergletscher geflogen. Der «Jungfrau-Eiger-Run» führt nun daran vorbei.
Der besagte Winterwanderweg endet auf der Passhöhe der Kleinen Scheidegg, der zentralen Drehscheibe des Wintersportgebiets Grindelwald/Wengen. Auf den Sonnenterrassen der Bergrestaurants und Pistenbeizen geben sich an sonnigen Wintertagen hunderte von Skifahrern und Snowboardern ein Stelldichein. Fussgänger sind hier eher Exoten, finden aber dennoch ihren Weg. Dieser führt auf einer breiten, sanft abfallenden blauen Skipiste zur Wengernalp. Dort verlässt der Winterwanderweg zwar den Pistenraum, unterliegt aber weiterhin einer Zweitnutzung: Als «Fox Run» dient er gleichzeitig als Schlittelweg.
Via Allmend geht es nach Wengen hinunter. Im Gebiet In Gassen empfiehlt es sich, das direkt ins Dorf führende Strässchen zu verlassen und den gepfadeten Weg zu benutzen, der oberhalb der Bahnlinie zum Steinenwald führt. Hier haben Wanderer nun endlich das Trassee für sich allein, ohne es mit Skifahrern oder Schlittlern teilen zu müssen. Bei Ufen Hublen steht eine ganze Parade von Aussichtsbänken bereit, damit man zum Abschluss der Tour die Winterlandschaft abseits des Pistenrummels nochmals in aller Ruhe auskosten kann.