Wanderung Lauterbrunnen-Wengen-Breech-Lauterbrunnen
Der Klang der Jungfrau
Wanderzeit: 5 h 25 min
Schwierigkeitsgrad: T3 Anspruchsvolles Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Wenn der Berg schwitzt, beginnt er zu klingen: Viele kleine Schmelzwasserrinnsale bündeln sich zu Wildbächen, die mit mächtigem Rauschen zu Tal donnern. Eine besonders eindrückliche Klangkulisse bietet der Trümmelbach im Lauterbrunnental. Man kann ihm auf einer Rundwanderung lauschen, die sowohl durch liebliche Gefilde als auch durch raue Berglandschaft führt. Die Tour verläuft zu einem grossen Teil auf Naturwegen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Wie klingt ein Berg? Der Erdboden ist fest, beständig und unbeweglich – er lässt sich nicht direkt vernehmen. Doch da gibt es das Echo an Felswänden, den dumpfen Hall in einer Höhle, donnernde Lawinen, scharf krachenden Stein- und Eisschlag. Und natürlich das Fliessen von Schmelzwasser. Aus solchen Elementen setzt sich der Klang der Erde zusammen.
Lauterbrunnen gilt als «Tal der Wasserfälle»; 72 Wasserfälle soll es dort geben. Eine der Kaskaden bildet der Trümmelbach. Die Wasserfälle liegen zu einem grossen Teil im Berginnern, sind aber mit Stollen erschlossen. Bis zu 20'000 Liter pro Sekunde donnern durch die tiefen Furchen, die das Wasser im Laufe der Jahrtausende in den Kalkstein gegraben hat. Die tosenden Wassermassen bieten ein grandioses Naturspektakel. An manchen Stellen sind sie ohrenbetäubend laut. Gischt und kalte Luftschwaden sorgen selbst im Hochsommer für angenehme Kühlung: Während sich die Temperatur draussen auf dem Talboden um die 30-Grad-Marke bewegt, herrschen drinnen mindestens 10 Grad weniger.
Die Trümmelbachfälle sind eine gutbesuchte touristische Attraktion (der Eintritt ist kostenpflichtig). Vom Frühling bis in den Spätherbst werden sie täglich oft von Hunderten von Gästen bewundert. Ein Schräglift, betonierte Böden und Treppen ermöglichen es auch bergungewohnten Personen, sich zu den verschiedenen Aussichtspunkten zu begeben.
Man kann dem Trümmelbach aber noch auf andere Weise begegnen, nämlich auf einer Bergwanderung über die Alp Breech. Dafür startet man in Lauterbrunnen und wandert zunächst auf einem von zahlreichen Trockensteinmauern gesäumten historischen Weg nach Wengen. Etwas unterhalb des Dorfs erreicht man den Mendelssohn-Weg, der im Gedenken an Felix Mendelssohn-Bartholdy angelegt wurde und auf die Wengernalp führt. Der deutsche Komponist und Pianist hatte verschiedentlich Reisen in die Schweiz unternommen und weilte im Sommer 1842 auch in Wengen, wo er eine Skizze der Jungfrau anfertigte.
Mit Musik im engeren Sinne hat der Weg nichts zu tun, es gibt auch keine läppischen Informationstafeln, die über Leben und Werk Mendelssohns informieren. Unterwegs kann man einfach versuchen, die Landschaft mit den Sinnen eines Komponisten wahrzunehmen. Ein markanter Punkt, der für ein solches Unterfangen gut geeignet ist, sind die Staubbachbänkli; die Aussichtsbänke bieten einen eindrücklichen Tiefblick zum Talboden von Lauterbrunnen.
Auf einem promenadenartigen Weg geht es von dort sanft aufsteigend durch den Schiltwald. Landschaft und Topografie werden zusehends wilder: Senkrechte Flühe und abschüssige Waldpartien säumen den Weg, der sich nach und nach zu einem Pfad verengt, steiler wird und vermehrt mit Wurzeln und Steinen durchsetzt ist und trotzdem stets problemlos zu begehen bleibt. Spektakulär ist die Aussicht im Gebiet Stalden: Wer sich bis zum Schutzzaun ganz vorne am Rand der Fluh vorwagt, kann fast senkrecht mehrere hundert Meter hinunter zum flachen Talboden des Lauterbrunnentals blicken.
Am Ende des Aufstiegs verlässt man den Wald und erreicht das Gebiet der Wengernalp, wo sich der Mendelssohn-Weg via Mettlenalp fortsetzt, bis er bei der Bahnstation Wengernalp endet. Um gegen den Trümmelbach hin weiterzuwandern, verlässt man den gelb signalisierten Wanderweg und zweigt auf den Bergwanderweg ab, der talwärts Richtung Breech (auf den Wegweisern: Prechalp) signalisiert ist.
Abwechslungsweise durch Waldgebiet und über Alpweiden senkt sich der Weg nun ins Tal des Trümmelbachs. Schon bald hört man das Wasser. Der Klang stammt nicht vom Trümmelbach selbst, denn dieser entspringt weiter östlich am Fuss des Eigers. Das Rauschen rührt vielmehr von mehreren seiner Zuflüsse, die von der Nordflanke der Jungfrau in die Tiefe schiessen und damit den höchsten Berg des Lauterbrunnentals mit majestätischem Rauschen entwässern.
Seit einem Eisabbruch am Eigergletscher empfehlen die Behörden, den Steg, der bei Pkt. 1081 den Bach quert, zügig zu überqueren, da weitere Abbrüche mit nachfolgender Flutwelle nicht auszuschliessen sind. Der Gegenanstieg auf der südlichen Seite des Trümmelbachs ist an einzelnen Stellen etwas exponiert. Die potenziell heiklen Passagen sind mit Seilen gesichert. Der nachfolgende Abstieg ins Tal der Weissen Lütschine ist stellenweise sehr steil und im unteren Teil erneut exponiert.
Die Rundwanderung findet ihren Abschluss mit einem Spaziergang: Die Lütschinenpromenade führt streckenweise direkt der Weissen Lütschine entlang, teilweise an etwas erhöhter Lage (und auf kurzen Asphaltstrecken) talauswärts zurück ins Dorfzentrum und zum Bahnhof Lauterbrunnen. Ehe man diesen Abschnitt unter die Füsse nimmt, sollte man jedoch noch den Trümmelbachfällen einen Besuch abstatten.