Wanderung Wengen-Biglenalp
Grünes Idyll am Fuss der Jungfrau
Wanderzeit: 4 h 45 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juni - November
Den schönsten Ausblick auf die Jungfrau bietet die Wengernalp. Das weitläufige Alpgebiet ist dank Bergbahnanschluss stark frequentiert, weist aber auch stille Ecken auf. Landschaftlich besonders reizvoll ist der Stafel Biglenalp, der ab Wengen auf einer abwechslungsreichen Rundwanderung erreichbar ist. Die Tour verläuft grösstenteils auf Naturwegen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Drei verschiedene Wanderwege in unterschiedlichen Höhenlagen verbinden das Dorf Wengen mit der Wengernalp. Die mittlere Variante ist der beliebte Lauberhorn-Trail, der zu ausgewählten Stationen der Ski-Weltcupstrecke führt. Die beiden äusseren Routen lassen sich zu einer attraktiven Rundtour verbinden, die viel Abwechslung bietet.
Der Aufstieg via In Gassen verläuft praktisch durchwegs auf einem Schottersträsschen, wenn man bei der Wegverzweigung Sengg wenig oberhalb des Bahnhofs Wengen die etwas längere Variante durch den Steinewald wählt. Statt anderthalb Kilometer auf Asphalt zu marschieren, zieht man hier durch schönen Bergwald und über Wiesenland mit grasenden Kühen und schönen Ställen aufwärts.
Von der Zwischenstation Allmend der Wengernalpbahn an geht es spürbar steiler aufwärts. Der Bergweg verläuft nun oberhalb der Bahnlinie dem Fuss der Männlichenkette entlang. Voraus zeigt sich zwischen Bäumen und Grashügeln die Jungfrau und ihr markanter Vorgipfel, das elegant geschwungene Silberhorn. Der Aufstieg endet bei der Bahnstation Wengernalp. Beim nahen Hotel Jungfrau wird die Bahnlinie erneut unterquert.
An Alphütten vorüber geht es in sanftem Abstieg zur Talstation der Sesselbahnen im Gebiet Wixi. Hier endet das Kiessträsschen, die Wanderung geht nun auf einfachen Fusswegen weiter. Unterhalb der Wyssi Flue wird lockerer Bergwald durchquert, dann gelangt man auf die Biglenalp. Sie gehört zur Wengernalp, liegt jedoch etwas abseits der Ausflüglerströme und ist daher viel weniger stark frequentiert als die nahen Hotspots Kleine Scheidegg und Eigergletscher.
Umso intensiver ist das Landschaftserlebnis, das einen hier erwartet: Die Alp liegt direkt am Fuss der Jungfrau – die Sicht auf deren mächtige Felswände und Gletscher ist frei und ungehindert. Auch der Mönch und der Eiger sind Teil der grossartigen Kulisse. In eindrücklichem Kontrast zu dieser abweisenden, von schroffen Flühen durchzogenen Felswüste steht das idyllische Alpgebiet: Als Trockenstandort von nationaler Bedeutung birgt das Weideland eine überdurchschnittlich grosse Artenvielfalt. So gedeihen hier mehrere seltene Orchideenarten. Im Sommer tummeln sich unzählige Schmetterlinge im Blütenmeer.
Mitten durch die teilweise von grossen Felsblöcken durchsetzten Alpweiden zieht sich der junge Trümmelbach (auf dialekt-tümelnden Landeskarten als «Trimmelbach» bezeichnet), etwas abseits stehen malerische, mit Holzschindeln gedeckte Alphütten. Die ausserordentlichen landschaftlichen Qualitäten der Biglenalp wurden 2017 mit der Verleihung des Kulturlandschaftspreises der Region Oberland-Ost gewürdigt.
Praktisch ebenen Wegs gelangt man talauswärts zur Mettlenalp. Hier öffnet sich eine eindrückliche Sicht in den hinteren Talgrund des Lauterbrunnentals und hinüber nach Mürren; das Bergdorf klebt auf der gegenüberliegenden Seite des Tals an einem Plateau oberhalb einer senkrechten Felswand.
Über die Wegverzweigung Stalden steigt man zur Staldenfluh ab, wo die Aussicht noch spektakulärer wird: Zwischen den Bäumen hindurch kann man fast senkrecht auf den 800 Meter tiefer liegenden Talboden blicken. Ein Maschendrahtzaun gewährleistet, dass auch Kinder den je nach Empfinden schauerlichen oder eindrücklichen Anblick gefahrlos geniessen können. Bemerkenswert ist die Sicht auf den Staubbach: Der bekannte und bereits von Goethe besungene Wasserfall zeigt sich hier aus ungewohnter Perspektive, nämlich von oben.
Den weiteren Abstieg säumen neben dem Hasenbach mehrere weitere Bergbäche, die zum Spielen, Stauen und Planschen einladen. Durch den Wald gelangt man über die Wegkreuzung Schiltwald zu den Staubbachbänkli, von dort auf einem asphaltierten, jedoch praktisch verkehrsfreien Strässchen (Wengen gilt offiziell als autofrei) zurück zum Bahnhof Wengen.