Wanderung Gimmelwald-Chilchbalm
Grosse Weite im engen Sefinen-Einschnitt
Wanderzeit: 3 h
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Die Sefinenlütschine hat im hinteren Lauterbrunnental einen tiefen, von Steilhängen gesäumten Einschnitt geschaffen. Ganz anders zeigt sich die Landschaft dort, wo der Wildbach entspringt: Der Chilchbalm ist eine weite Hochebene, die fast ringsum von Felswänden umgeben ist. Die Wanderung zu dieser einzigartigen Insel verläuft ausserhalb des Siedlungsgebiets durchwegs auf Naturwegen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Zu den Wanderklassikern des Berner Oberlands gehört der Übergang über die Sefinenfurgge. Wer zur Vorbereitung auf die lange und anstrengende, aber lohnende Passwanderung die Karte studiert, wird stutzen: Im hinteren Teil des Sefinentals, dort, wo die Route zu steigen beginnt, zweigt ein Stummel ab, der nach knapp zwei Kilometern im Nirgendwo endet. Ist hier den Kartografen ein Missgeschick passiert, das sie zu korrigieren vergessen haben? Oder war dort einst eine Hütte, die mittlerweile aufgehoben ist? Es verhält sich anders. Der Chilchbalm – so heisst das Gebiet, wo die Abzweigung endet – ist weder ein Irrtum noch eine Sackgasse, die es zu meiden gilt. Im Gegenteil: Es handelt sich um ein landschaftliches Juwel von hohem Überraschungswert.
Am einfachsten erreicht man diesen Ort ab Gimmelwald. Das autofreie Bergdorf ist mit der Seilbahn erschlossen, die Stechelberg mit Mürren verbindet. Von der Station durchquert man das Dorf, bis man zum Eingang des Sefinentals gelangt. Ein Kiessträsschen führt im Wald sanft absteigend ins Tal hinein. Bei der Wegkreuzung «Im Tal» behält man die Richtung bei und steigt auf einem mässig steilen Weg gegen die Sefinenalp auf.
Die Route verläuft weiterhin im Wald, auch im Hochsommer kommt man somit nicht übermässig ins Schwitzen. Sobald man die Weiden der Sefinenalp erreicht, nimmt die Steigung ab. Blumen in allen Farben und würzig duftende Kräuter säumen den Weg, linkerhand weht von der sprudelnden Sefinen-Lütschine ein erfrischender Hauch herüber.
Erneut geht es in den Wald, wieder steigt der Weg an. Zusehends schmaler wird der Pfad, immer wilder die Landschaft, bis man sich fast etwas verloren vorkommt. Doch zusehends gewinnen Gräser und Blüten die Oberhand, die Bäume weichen endgültig, und man erreicht eine Hochebene, die ungeahnt weit ist. So deutlich und entschieden sich das Sefinental zu den tief gefurchten Felsmassen des Gspaltenhorns, der Bütlasse und des Sefinenhorns hinaufzieht – beim Chilchbalm erfährt das jähe Steigen einen überraschenden und wohltuenden Unterbruch.
Doch warum bloss wird diese Stätte Chilchbalm genannt? Hier gibt es nichts, was auf Anhieb an eine Kirche erinnert: kein Turm, keine Halle, gar nicht keinen Altar oder eine Orgel. Doch etwas kann man dem Ort nicht absprechen: Abgesehen vom Rauschen der Bäche ist kaum ein Geräusch zu vernehmen. Vielmehr herrscht eine Stille, die an eine sakrale Atmosphäre denken lässt. Abgesehen davon gibt es dort «nichts» – weder ein Restaurant noch eine Alphütte.
Wer das Pech hat, von einem Gewitter überrascht zu werden, muss dennoch nicht ohne Schutz auskommen. Die eigentliche Balm ist ein Felsüberhang nördlich der Ebene, die mit einem schmalen Weg erschlossen ist. Vor Wind und Regen geschützt kann man sich dort dank einer Feuerstelle sogar eine warme Mahlzeit zubereiten und sich ein wenig ins Leben von Steinzeitmenschen versetzen.
Zurück nach Gimmelwald gelangt man auf der gleichen Route wie beim Hinweg. Wer nicht mit der Seilbahn talwärts fahren mag, kann via Wasserbrigg auch direkt nach Stechelberg absteigen und dort das Postauto nach Lauterbrunnen nehmen (30 Minuten zusätzliche Wanderzeit).