Wanderung Axalp-Oltscheren-Meiringen
Berggenuss abseits des Trubels
Wanderzeit: 5 h 20 min
Schwierigkeitsgrad: T3 Anspruchsvolles Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Hoch über dem Tal der jungen Aare liegt Oltscheren. Die Alp ist zwar mit einer Strasse erschlossen, zu Fuss aber nur im Rahmen einer relativ langen Wanderung erreichbar. Obwohl die Route durch einsame Gebirgslandschaft führt, sollte man sie wegen des Schiessbetriebs auf dem nahen Fliegerschiessplatz Axalp nur am Wochenende begehen. Fast durchwegs Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Mit seinem Dutzend Alphütten und Nebengebäuden sieht der Alpstafel Bielen wie ein kleines Dorf aus. Er liegt auf der vorderen Kante einer Hochebene im Tal des Oltschibachs und befindet sich damit an schönster Aussichtslage. Tief unten liegt das Aaretal, auf der gegenüberliegenden Talseite erstreckt sich der Sonnenhang des Haslibergs, links davon, über den Brünigpass hinweg, öffnet sich die Sicht bis zum Sarnersee. Das Panorama ist malerisch, doch man muss es sich verdienen. Die Alp Oltscheren ist abgelegen und nur mit einem mehrstündigen Fussmarsch zu erreichen. Für Kenner macht sie das umso attraktiver, liegt sie doch abseits des Trubels und bietet damit genussvolle Bergeinsamkeit.
Ausgangspunkt der Wanderung ins Oltschibachtal ist die Axalp. Auf dem beliebten Familienwanderweg zum Hinterburgsee geht es bis Farnigen, wo man hangwärts abzweigt und zum Chrutmettli hochsteigt. Nur noch sanft aufsteigend geht es weiter zum Urserli. Der Weg ist stellenweise exponiert und hangseits mit einer Kette gesichert. Entsprechend spektakulär ist die Aussicht: Weit unten in der Tiefe sieht man den Hinterburgsee blaugrün schimmern.
Von der Alphütte im Urserli geht es zusehends steil aufwärts. Die Route zieht sich durch teilweise stark zerklüftetes und entsprechend schwierig zu begehendes Karstterrain. An einigen besonders steilen und exponierten Stellen erleichtern fix an den Fels geschraubte Drahtseile den Durchstieg.
Der Sattel ist der höchste Punkt der Tour. Der passähnliche Übergang stellt die Verbindung ins Tal des Oltschibachs sicher. Der Bergbach entspringt in der Südflanke des Axalphorns und fliesst durch einen weiten Geländekessel talwärts. In den teilweise sehr steilen Flanken des U-Tals gedeihen Edelweiss, Orchideen und unzählige weitere Pflanzen. Wer aufmerksam ist und Glück hat, kann Murmeltiere, Gämsen und Adler beobachten. Die Wildheit hat allerdings ihre Grenzen: Die höher liegenden Gebiete des Tals dürfen von Montag bis Freitag tagsüber nicht betreten werden, da der oberste Teil am Grätli als Fliegerschiessplatz genutzt wird.
Vom Sattel geniesst man einen schönen Tiefblick nach Oberfeld, den oberen Stafel der Alp Oltscheren. In vielen Kehren zieht sich der Weg durch den Grashang zu den Alphütten hinunter. Zusehends öffnet sich nun die Sicht zum Hasliberg. Auf einem mit Kies bedeckten Alpsträsschen steigt man weiter ab zum Stafel Bielen, der so etwas wie das Zentrum der Alp Oltscheren ist.
Die weitläufige Alp gehört zur Gemeinde Brienzwiler. Sie besteht nicht etwa nur aus Alpweiden, sondern verfügt auch über verschiedene weitere Lebensräume, darunter einen Trockenstandort. Entsprechend gross ist die Artenvielfalt. Auch in landschaftlicher Hinsicht ist die Gegend sehr reizvoll. Frei und unverbaut mäandriert der Oltschibach durch das Tal. Angesichts dieser hohen Qualitäten wurde die Oltscherenalp 2015 mit dem Kulturlandschaftspreis der Region Oberland-Ost ausgezeichnet.
Teilweise weglos auf Alpweiden, dann wieder auf Waldpfaden steigt man ab zum Gebiet Gugger, das zur weitläufigen Streusiedlung Zaun (auf der Landeskarte als Züün bezeichnet) gehört. Hier passiert man das einzige nennenswerte Teilstück auf Hartbelag der Wanderung: Rund 600 Meter gilt es auf dem schmalen, kaum befahrenen Strässchen zu marschieren, bis die Wanderroute wieder auf einen Waldweg abzweigt.
Praktisch ebenen Wegs wandert man zum Schutzunterstand Bim Schärm, von dort geht es dann in mehreren Kehren auf einer gut erhaltenen historischen Schotterstrasse zum Züünstäg hinunter. Etwas monoton ist das nächste Teilstück bis Balm. Es führt pfeifengerade auf einem Kiessträsschen durch die Ebene. Wesentlich reizvoller ist der letzte Abschnitt der Tour. Entlang der Aare ist zwischen Wiesen, Obstbäumen und Hecken ein Naturweg angelegt, der immer wieder schöne Ausblicke auf den Fluss bietet. Die Wanderung endet im Zentrum von Meiringen.