Wanderung Gadmertal-Trift-Triftsee
Grossartige Gebirgsarena an der Trift
Wanderzeit: 5 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T3 Anspruchsvolles Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Die Hängebrücke am Triftgletscher zieht Gäste aus aller Welt an. Erreichbar ist sie nur zu Fuss, und zwar auf einem anspruchsvollen Bergweg. Die Hauptattraktion der Tour ist jedoch weniger das Bauwerk als die in ihrer Kargheit grossartige alpine Landschaft. Die Route verläuft durchwegs auf Naturwegen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Der Triftsee ist einer der jüngsten Seen des Alpenraums. Er ist erst im Jahr 2001 entstanden, nachdem sich der Triftgletscher zurückgezogen hatte und die dadurch entstandene Mulde sich mit Schmelzwasser füllte. Der Zugang zur Trifthütte, die östlich des Gletschers liegt, wurde dadurch abgeschnitten. Deshalb baute man eine Hängebrücke, die sich quer über das Triftwasser spannt, das rund 100 Meter tiefer in einer schmalen Schlucht abfliesst.
Das Bild der filigranen Brücke hat eine starke Wirkung, weshalb das Bauwerk zu einem international bekannten Anziehungspunkt geworden ist. Die Triftbahn erleichtert den Zugang, da sie den Aufstieg zur Hängebrücke um die Hälfte reduziert. Damit entgehen einem allerdings auch einige reizvolle Passagen, die man aus der Seilbahn höchstens aus der Ferne sieht.
Der schwankende Steg hoch über dem Abgrund, mit Blick auf den See und den Gletscher im Hintergrund, ist zweifellos ein attraktives Wanderziel, doch mindestens so reizvoll ist die Landschaft, die man auf dem Weg dorthin durchstreift. Es handelt sich um ein Gebiet, das von den Naturgewalten deutlich geprägt ist. Stürme, Lawinen und Steinschlag haben den urwüchsigen Bergwäldern ihren Stempel aufgedrückt. Oberhalb der Waldgrenze dominieren Felshänge, die von Gletschern glattgeschliffen und mit Flechten karg bewachsen sind.
Ausgangspunkt ist der Weiler Fuhren. Zunächst geht es talauswärts, dann zweigt man bergwärts ab und gewinnt auf Weideland und im Bergwald zügig an Höhe. Einzelne ausgesetzte, mit einem Seil gesicherte Passagen erlauben schöne Ausblicke ins Gadmertal. Nachdem der schmale Naturpfad um eine exponierte Hangkante geschwenkt ist, senkt er sich sanft gegen die Hori-Lichtungen und zieht sich dann in leichtem Auf und Ab ins Trifttal. Die Gegend zeigt sich als ungeschliffener Diamant, mit dem nicht immer zu spassen ist: Beim Beese (bösen) Graben wird auf Tafeln gewarnt, man solle das Gebiet wegen Steinschlag- und Murganggefahr zügig passieren.
Sonnige Trift, so heisst der Standort des Seilbahngebäudes mit Bistro. Sein Gegenstück ist die Schattige Trift an der gegenüberliegenden Talseite, wo oft noch bis weit in den Sommer Schneezungen liegen. Von dort geht es steil den Hang hoch und dann, weiterhin ansteigend, zu Bosslis Stein. Der riesige Felsblock etwas oberhalb des Wanderwegs bot früher dem Jäger Melchior Bossli Unterschlupf.
In unverwandt starkem Anstieg wandert man auf schmalem, steinigem Pfad weiter, bis sich das Tal zum weiten Triftkessel öffnet. Beidseits türmen sich tief eingefurchte Felswände, in deren Flanken sich spärlich bewachsene Geröllhalden erstrecken. Tief unten fliesst zwischen Erlengehölzen das Triftwasser. Durch diese grossartige Wildnis gelangt man zur Hängebrücke. Trotz seitlicher Stabilisierung schwankt die Konstruktion spürbar, wenn man darüber geht. Die Mutprobe ist jedoch nicht zwingend notwendig, denn die Wanderung wird auf der westlichen Seite des Triftwassers fortgesetzt.
Für den Aufstieg zur Windegghütte stehen zwei Varianten zur Verfügung: Unproblematisch ist der Familienweg; direkt und kürzer, aber exponierter der Ketteliweg. Er führt kräftig ansteigend durch Couloirs und entlang von Felswänden aufwärts. Etwas oberhalb der Hütte erreicht man den höchsten Punkt der Tour.
Sehr steil über zahllose Felsstufen geht es zurück zu Bosslis Stein und an die Schattige Trift. Statt auf der Aufstiegsroute nach Fuhren zurückzukehren, hat man hier die Möglichkeit, auf dem alten Windeggweg nach Schwendi (so ist es auf dem Wegweiser vermerkt; auf der Karte steht Schwendeli) abzusteigen. Der schmale, steinige Weg zieht sich mässig steil den Hang entlang talwärts. Erneut wird eine nahezu unwegsame Wildnis durchquert. Tafeln am Weg und Steinbrocken auf dem Trassee lassen auf stellenweise hohe Steinschlagaktivität schliessen.
Ein ansehnlicher Teil der Abstiegsroute verläuft im Wald. Zwischendurch passiert man eine malerische, von zahlreichen Findlingen geprägte Lichtung: Das Gebiet Inneres Erggeli (auf der Karte als Ufem hindren Erggeli bezeichnet) ist eine abgeschiedene Welt abseits der Zivilisation. Schafe und Rinder halten den Wald, der solche Kulturlandschaften im Laufe der Zeit unweigerlich überwuchern würde, erfolgreich fern und tragen damit zur Erhaltung der reichen Artenvielfalt bei. Das Gebiet wurde 2016 mit dem Kulturlandschaftspreis der Region Oberland-Ost ausgezeichnet.
Weiterhin absteigend gelangt man zur Schlucht des Triftwassers und erreicht via Chäppeli die Talstation der Triftbahn und die benachbarte Postautohaltestelle.