Wanderung Habkern-Chromatte-Tropfloch
Irrgärten im Seefeld
Wanderzeit: 4 h 45 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Mai - November
Oberhalb von Habkern erstreckt sich das Seefeld, eine weite und einsame Wildnis. Die grossartige Karstlandschaft ist von einigen Alpweiden durchzogen, dazwischen gibt es ausgedehnte Wälder und Moore – und eine Höhle. Auch Laien können zumindest den vorderen Teil des Tropflochs gefahrlos erkunden. Wenig Hartbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Von der Postauto-Endstation in Habkern marschiert man ein paar Schritte auf der Strasse zurück Richtung Dorf, zweigt dann hangwärts ab und findet sich bereits mitten in blühenden Bergwiesen. Während des Aufstiegs auf einem Grasweg geniesst man eine schöne Aussicht in das weite Tal von Habkern. Ein kurzes Asphaltstück führt nach Allmend/Allmi-Läger. Von dort geht es zunächst auf einem Kiessträsschen, später dann auf schmalen Waldwegen weiter aufwärts zur Chromatte. Der nahezu flache Alpboden ist ein kleines, abgeschiedenes Paradies. Auf den fast ringsum von Wald umgebenen Wiesen blühen im Frühjahr und Sommer unzählige Bergblumen. Über die Wipfel hinweg sieht man Schreckhorn, Finsteraarhorn, Eiger, Mönch und Jungfrau.
Der nächste Abschnitt ist der steilste der Tour. Über das Pfadli geht es hinauf ins Vorder Seefeld. Wer den Boden betrachtet, bemerkt an verschiedenen Stellen zwischen Steinen und Gras auffällige Häufchen einer hellen, pulvrigen Substanz. Es handelt sich nicht etwa um Salz, sondern um Sand. Dieser wird von den im Gebiet auftretenden Sandsteinvorkommen durch Erosion freigesetzt.
Die Alphütte der Bergschaft Traubach bietet erneut eine grossartige Aussicht zu den Gipfeln der Jungfrauregion. Sanft absteigend gelangt man von da ins Mittlere Seefeld. Hinter der Hütte zweigt ein Pfad hangwärts ab, der in eine zunehmend urtümlicher werdende Landschaft führt. Zwischen mächtigen Bäumen ziehen sich mit Gras überwachsene Gräben und vom Regen ausgewaschene Felshalden dahin. Kein Laut ist in dieser märchenhaften Wildnis zu hören ausser dem Pfeifen der Vögel und einigen Kuhglocken.
Immer tiefer taucht man in diese mystische Landschaft ein. Nach halbstündigem Aufstieg erreicht man eine kleine Senke, an deren Rand eine Tafel auf den Eingang zum Tropfloch hinweist. Die Tropfsteinhöhle, wie sie auch genannt wird, ist eine frei zugängliche Höhle, die in einer rund 20 Meter mächtigen Sandsteinschicht liegt. Der Eingang ist leicht abwärtsgeneigt, dahinter öffnet sich ein System von mehreren Längsgängen, die untereinander mit Quergängen verbunden sind.
Die Hauptgänge des Tropflochs sind bis zu zwei Meter hoch und können von Erwachsenen und Kindern gut begangen werden. Man sollte jedoch darauf achten, in diesem unübersichtlichen Netz nicht die Orientierung zu verlieren – die Höhlenanlage ist nämlich ein komplexer unterirdischer Irrgarten von insgesamt rund 1000 Metern Länge (nach neueren Messungen sollen es gar über 2 km sein). Eine Stirnlampe oder Taschenlampe ist unverzichtbar, ein Grundrissplan empfehlenswert (verfügbar auf der Website der Interlakner Höhlenforschungsgesellschaft www.sghi.ch).
Tropfsteine gibt es in der Höhle heute kaum mehr – sie wurden im Laufe der Zeit von forschen Besuchern abgeräumt. Dafür kann man an manchen Stellen noch immer helle Kalkablagerungen entdecken; diese Mondmilch wurde früher als Heilmittel abgebaut.
Aussichtsreiche Rastplätze findet man einige Höhenmeter oberhalb der Höhle. Zwei völlig unterschiedliche, aber gleichermassen grossartige Panoramen stehen zur Auswahl. Steigt man gleich neben dem Höhleneingang einige Dutzend Schritte auf, so öffnet sich die Sicht zu den Gipfeln der Berner Hochalpen. Marschiert man hingegen den gegenüberliegenden Hang hoch, dann überblickt man die karge Schönheit des Karstgebiets Charrefeld, das seitlich von den Sieben Hengsten umgrenzt wird. Gegen Norden öffnet sich die Sicht ins nahe Eriz und zum Oberemmental.
Über das Hinter Seefeld gelangt man in sanftem Abstieg zum Grünenbergpass, von dort auf einer teilweise asphaltierten Strasse über Kaltenbach und Blossmoos zurück nach Habkern.