Wanderung Giessbach-Farnihubel-Iseltwald
Verwunschener Irrgarten am Farnihubel
Wanderzeit: 2 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Mai - August
Der Waldweg zwischen Giessbach und Iseltwald ist zwar weniger bekannt als der vielbegangene, weiter unten verlaufende Uferweg. Es lohnt sich jedoch, ihn zu entdecken, denn er erschliesst verschiedene reizvolle Kulturlandschaften sowie ein wildes Naturdenkmal. Kaum Hartbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Mit dem Bau der Nationalstrasse auf der linken Seite des Brienzersees wurde in den 1980er-Jahren eine grobe Schneise in eine zuvor weitgehend unberührte Landschaft geschlagen. Zum Ausgleich für diesen Eingriff legte man am unwegsamen Seeufer einen lauschigen Uferweg an. Dieser zieht seither im Sommer Scharen von Spaziergängern und Wanderern an. In seinem Schatten steht der etwas höher oben am Hang verlaufende Waldweg. Doch auch diese Route bietet Wanderern grossartige landschaftliche Eindrücke. Wie der Uferweg verläuft sie ebenfalls im Schattenhang des Brienzersees. Der Waldweg eignet sich deshalb gut für eine leichte Sommerwanderung. Im zeitigen Frühling und vom Spätsommer an liegt er jedoch weitgehend im Schatten; erst am Ziel Iseltwald kommt man so in den Genuss von Sonnenschein.
Ausgangspunkt ist das Grandhotel Giessbach, das wie ein Zauberschloss an märchenhafter Lage über dem Brienzersee steht. In der Belle Époque verkehrten hier Adlige und Industrielle aus ganz Europa. Die beiden Weltkriege brachten das Haus in wirtschaftliche Schieflage, von der es sich nicht mehr erholte. Es grenzt an ein Wunder, dass der prachtvolle Hotelbau nach wie vor existiert. Mit einer spektakulären Rettungsaktion gelang es 1983 dem Umweltschützer Franz Weber, das architektonische Meisterwerk vor dem Abriss zu retten.
Seinen Namen verdankt das Palasthotel dem Giessbach, der nur einen Steinwurf entfernt in einem majestätischen Wasserfall tosend in die Tiefe stürzt. Als Einstieg zur Wanderung empfiehlt es sich, den Rundweg zu erkunden, der vom Hotel dem Bach entlang zum Wasserfall und auf der anderen Seite wieder hinunterführt. Ein Steg ermöglicht es, den Hang hinter den donnernden Wassermassen zu traversieren.
Ohne nennenswerte Höhendifferenzen geht es danach auf einem breiten Kiessträsschen durch den Wald. Etwa bis zur Mitte der Wanderung wird das Trassee auch als Veloroute genutzt. Dank reichlich Platz kommen sich Biker und Wanderer kaum in die Quere. Bei der Wegverzweigung Unterholz behält man die Richtung bei und gelangt so zu den zwei landwirtschaftlich genutzten Waldlichtungen Kusterboden und Hohflue. Danach geht es erneut in den Wald.
Von der tiefer unten verlaufenden, nun nicht mehr in einem Tunnel, sondern auf offener Strecke angelegten Autobahn sind zuweilen Motorengeräusche zu hören. Das ändert sich allerdings bald wieder. Bei der nächsten, prosaisch mit dem Standortvermerk «700 m» angeschriebenen Wanderwegkreuzung wird es bereits wieder still, weil der Strassenverkehr in einem Tunnel verschwindet. Zwei verschiedene Wanderrouten stehe hier zur Auswahl, die beide in Richtung Iseltwald signalisiert sind. Auf der kürzeren davon gelangt man sanft absteigend nach wenigen hundert Metern zur nächsten Verzweigung, wo nun auch der Farnihubel vermerkt ist.
Ein schmaler Weg führt in gewundener Linie durch eine zusehends felsige und immer wildere Landschaft. Entlang von senkrechten, ja teilweise überhängenden Flühen taucht man in eine faszinierende Welt ein. Zwischen den Bäumen wachsen verschiedene Farnarten, was der Gegend zu ihrem Namen verholfen hat. Neben Wurmfarnen gedeihen am Farnihubel auch grössere Mengen von Hirschzungen, was darauf hindeutet, dass der Wald in dieser schattig-feuchten Gegend überdurchschnittlich reich und vielfältig ausgeprägt ist.
Obwohl das Gelände stark zerklüftet ist, kann der Weg gefahrlos begangen werden, sofern man konsequent auf dem Pfad bleibt. Zwei Sitzbänke am Endpunkt des Stichwegs laden dazu ein, den Tiefblick nach Iseltwald und zum Schnäggeninseli zu geniessen.
Den Farnihubel-Irrgarten verlässt man auf gleicher Route wie beim Hinweg. Danach folgt der einzige nennenswerte Anstieg der Tour. Er führt von der bereits erwähnten Wegverzweigung «700 m» hinauf Richtung Isch. Die Wanderung verläuft fortan mehrheitlich über offenes Gelände und gibt Einblick in wunderbar gepflegte, vielfältig strukturierte Kulturlandschaften. Eine davon ist das Louberli. Der Bauernhof in steiler Hanglage beherbergt Ziegen, Wollschweine, Pfauen und weitere Nutztiere. Zudem werden Kräuter und Gewürze sowie verschiedene Obstsorten angebaut. Das Gebiet weist eine hohe Artenvielfalt auf und wurde 2016 mit dem Kulturlandschaftspreis der Region Oberland-Ost ausgezeichnet.
Ein letztes Kleinod am Weg ist der Mülibachfall. Sein Wasser stürzt über eine senkrechte Felswand in ein rundes Becken. Am Wasserfall vorüber steigt man im Wald zur Autobahn ab und gelangt ins Dorf Iseltwald.