Wanderung Brienzer Rothorn
«Dreiländer-Gipfel» mit fulminantem Panorama
Wanderzeit: 8 h 30 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Wohl das vielfältigste Panorama aller Rothörner der Schweiz bietet das Brienzer Rothorn: In der Tiefe zieht sich der türkisblaue Brienzersee wie ein Fjord dahin, darüber glänzen die Gipfel der Berner Hochalpen. Die Wanderung zum Gipfel und zurück ist lang und anstrengend, aber sehr lohnend. Ausserhalb des Siedlungsgebiets einzig im Abstieg zwischen Gäldried und Brienz etwas Hartbelag, sonst durchwegs Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
Die Schweiz ist farbenprächtig, und zwar im wörtlichen Sinn: Von Grüningen ZH über Rothenburg LU und Braunwald GL bis Goldach SG tauchen landesweit Farben in Ortsbezeichnungen und Flurnamen auf. Besonders bunt treibt man es im Berner Oberland. Da gibt es neben einem Schwarzhorn (bei Grindelwald), einer Weissenfluh (am Hasliberg) und einem Blausee auch den Grünenbergpass und das Silberhorn.
Ein spezieller Fall ist das Rothorn. Davon gibt es im Berner Oberland gleich drei Exemplare, nämlich am Hasliberg, in Sigriswil und Brienz. Ihnen ist gemeinsam, dass sie im morgendlichen oder abendlichen Dämmerlicht rötlich schimmern. Und alle drei Berge lassen sich zu Fuss auf Wanderwegen erreichen. Am bequemsten ist der Gipfelsturm beim Brienzer Rothorn: Seit 1892 ist dieser Berg mit einer Zahnradbahn erschlossen. 1914 wurde deren Betrieb zwar eingestellt, doch 1931 nahm man ihn wieder auf. Die Bahn ist je nach Lesart wunderbar nostalgisch – oder hoffnungslos veraltet: Die Strecke ist nicht elektrifiziert und wird hauptsächlich mit Dampflokomotiven befahren. Der in den 1960er-Jahren gefasste Plan, die Schienen- durch eine Luftseilbahn zu ersetzen, wurde nie umgesetzt. Von der Bergstation erreicht man den Gipfel in knapp 20 Minuten.
Wesentlich anstrengender und viel länger ist der Aufstieg vom Talboden aus. Wer das Brienzer Rothorn von Brienz aus besteigt (und auch wieder dorthin absteigt), hat 1800 Höhenmeter zu bewältigen. Ein Blick auf das Höhenprofil der Tour verrät, dass das Gefälle in der unteren Hälfte deutlich ausgeprägter ist als weiter oben. Einzig der Auftakt ist ein Spaziergang: Vom Bahnhof Brienz geht es zunächst dem See, dann dem Glyssibach entlang und später sanft aufsteigend durch Wald und Siedlungsgebiet.
Von der Abzweigung bei der Postautohaltestelle Schwanden/Weid an gibt es für eine Weile nur noch eine Richtung: aufwärts, und zwar gründlich. Dem Wasserfall des Schwanderbachs entlang gelangt man nach Aegerdi und, weiterhin vorwiegend im Wald, nach Irtschelen. Ab hier verläuft der Weg etwas weniger steil, und weil der dichte Tannenwald zusehends Legföhren weicht, geniesst man nun schöne Ausblicke ins Haslital und zum Brienzersee. Über Gibelegg und In Mederen, erreicht man in weiten Kehren den Eiseesattel und von dort in einem letzten, sehr aussichtsreichen Anstieg den Rothorngipfel.
Entgegen seinem Namen ist das Brienzer Rothorn kein lupenreiner Berner Berg: Seine Spitze ist auch Teil der Kantone Obwalden und Luzern; von letzterem ist es gar der höchste Punkt. Die herausragende Lage am Übergang von Voralpen und Alpen ermöglicht eine fulminante Aussicht: Im Norden sieht man über das Dorf Sörenberg und die angrenzenden Gebiete des Entlebuchs hinweg bis ins Mittelland und zum Jura; gegen Süden fächern sich über dem Brienzersee und der Faulhornkette die Gipfel der Berner Hochalpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau im Zentrum auf.
Der Abstieg führt an der Bergstation der von Sörenberg kommenden Luftseilbahn vorüber zum Berghaus, zweigt dort scharf wieder zurück Richtung Osten ab und verläuft vorerst nur sanft absteigend durch die Rothornflanke talwärts. Erneut geniesst man eine sehr schöne Aussicht in den weiten Kessel der Planalp und zum Brienzersee. Danach geht es etwas steiler abwärts zu den Alphütten von Ober Stafel; mit zahllosen Zickzack-Kurven wird vor allem Höhe abgebaut, während die horizontale Bewegung gering ist. Über Weideland gelangt man zu den Alphütten im Greesgi und oberhalb des tiefen Einschnitts, den der Milibach gegraben hat, weiter zur Mittelstation Planalp der Rothornbahn.
Deutlich steiler ist die zweite Hälfte des Abstiegs. Bis Gäldried marschiert man teilweise auf der Fahrstrasse, teilweise auf separatem Trassee, danach auf einem alten, mit Trockensteinmauern gesäumten Saumweg. Das Gefälle ist bis zum Schutzdamm im Rauwenhag happig, danach geht es auf breiterer und weniger steiler Strasse dem Trachtbach entlang nach Brienz.