Einst galt eine Wanderung nur dann etwas, wenn sie mindestens ein paar Stunden dauerte. Das ist mittlerweile ziemlich anders – und es ist ein Gewinn: Wer heute einen Rucksack umhängt und in die Wanderschuhe schlüpft, kann auch einen einstündigen Rundgang als Wanderung bezeichnen, ohne schräg angeschaut zu werden.
Mit anderen Worten: Es braucht nicht immer eine Monstertour zu sein, um Abstand zum Alltag zu gewinnen und allfälligen Stress hinter sich zu lassen. Schon ein Halbtagesausflug samt Kurzwanderung kann eine sehr erholsame Wirkung entfalten. Eine wunderbare Gelegenheit für solche Mikroferien gibt es am Thunersee. Weil dort auch im Winter täglich Kursschiffe verkehren, lässt sich die vorliegende Tour das ganze Jahr über ausführen.
Gestartet wird kurz vor Mittag in Thun. Das Kreuzfährtchen bis Merligen dauert gut eine Stunde, was für einen gemütlichen Lunch problemlos reicht. Tee oder Kaffee gibt’s später; vorerst gilt es, einige Schritte zu tun. In mässig steilem Aufstieg geht es zunächst dem Grönbach entlang in den Wald. Selbst im Winter – jedenfalls wenn es nicht allzu kalt ist – sprudelt der Wildbach munter über die grossen Steinblöcke in die Tiefe.
Bei Unders Hüslimaad öffnet sich die Sicht: In der Tiefe glitzert der Thunersee, darüber glänzen die schneegekrönten Gipfel der Stockhornkette. Etwas später rücken auch der Niesen und das Morgenberghorn ins Blickfeld. Die Wegverzweigung auf 753 m.ü.M. ist der Kulminationspunkt der Route. Ab hier ginge es weiter hoch ins Gröntal, zur Sichle und schliesslich hinüber ins Eriz – zur Winterzeit wäre in diesem Fall der Jahreszeit gemässe Ausrüstung (insbesondere Schneeschuhe) unabdingbar. Als Spaziergänger setzt man die Promenade stattdessen talwärts fort.
Auf einem schönen, breiten Waldweg geht es bei mässigem Gefälle durch den Bodenacherwald zum grosszügig ausgestatteten Rastplatz Opeten am Waldrand: Neben gedeckten und freistehenden Sitzplätzen stehen dort zwei Feuerstellen und ein Brunnen zur Verfügung. Obendrein geniesst man eine schöne Sicht auf See und Berge. Durch das Dorf und an der Kirche vorüber gelangt man zum Ausgangspunkt der Tour zurück, wo in verschiedenen Etablissements Stärkung in Form von Kaffee und Kuchen lockt, ehe man die Rückfahrt antritt.