Wanderung Schynige Platte - Faulhorn - Grindelwald/First
Zum ältesten Berghotel Europas
Wanderzeit: 5 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juli - Oktober
Die Bergwanderung von der Schynige Platte nach First gilt als Höhenweg-Klassiker. Die fast sechsstündige Tour ist anstrengend, aber dank der grossartigen Aussicht sehr lohnend. Am Weg liegt das älteste Berghotel Europas, das 1830 unterhalb des Faulhorns-Gipfels errichtet wurde. Durchwegs Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Er habe vom Gipfel des Faulhorns «ungefähr die ganze Schweiz und noch mehr übersehen», behauptete 1809 der Landschaftsmaler Franz Niklaus König nach einer Reise in die Alpen. Man mag ihm die Übertreibung nachsehen – der Rundblick vom 2680 m hohen Gipfel des Faulhorns ist tatsächlich überwältigend. Besuchern zeigt sich ein grandioses Panorama von den Zentralschweizer Alpen über den Grindelwalder Gipfelkranz von Wetterhorn, Schreckhorn, Eiger und weiter über die Jungfrau bis zur Blüemlisalp. Und im Norden reicht die Sicht bei klarem Wetter wirklich über die Landesgrenze der Schweiz hinaus bis zum Schwarzwald und zu den Vogesen.
Nicht von ungefähr entstand hier, etwas unterhalb des Gipfels, bereits 1830 ein Berghotel. Damit wurde in der Jungfrau-Region Tourismusgeschichte geschrieben. Das Hotel Faulhorn ist nämlich das älteste Berghotel Europas. Und lange Zeit galt es auch als das höchstgelegene Wohngebäude auf dem ganzen Kontinent. Wohlhabende Reisende aus aller Herren Länder kehrten in dieser exklusiv gelegenen Stätte ein, um den eindrücklichen Blick auf die Berner Hochalpengipfel zu geniessen.
Aufgrund des abgelegenen Standorts war das Hotel Faulhorn seit jeher sehr bescheiden eingerichtet. Sämtliches Material – sowohl für die Einrichtung als auch für den Betrieb – musste ursprünglich über weite Distanzen vom Tal heraufbefördert werden. Die Gästezimmer des Berghotels sind entsprechend klein und karg gestaltet. Schon die ersten Reisenden, die das Hotel besuchten, waren sich bewusst, dass dort keinen Luxusbedürfnissen entsprochen werden konnte. An diesen Ort reist man vielmehr wegen der überwältigenden Landschaftseindrücke, die er bietet.
Das Hotel Faulhorn hat im Laufe seiner langen Geschichte mehrmals den Besitzer gewechselt. Als legendär galt zu seiner Zeit Fritz Bohren («Pintenfritz»), der das Haus von 1888 bis 1926 führte. Seinen Gästen begegnete er mit umsichtiger Gastfreundschaft – und gelegentlich auch mit Bauernschläue. Bei der Rechnungsstellung soll er manchem fremdsprachigen, besonders wohlhabend scheinendem Gast einen Sonderposten auf die Rechnung gesetzt haben: «Geit's so geit's – 5 Fr.» Wenn sich der Gast wider Erwarten nach der Bedeutung dieser Leistung erkundigte, strich er den Posten sofort und murmelte dabei: «S'geit nid, s'geit nid…»
Von 1946 an, als die Firstbahn eröffnet wurde, verkürzten sich die Wege für Anreise und Transporte auf das Faulhorn. Seither lässt sich dieser vortreffliche Aussichtspunkt gut im Rahmen einer Tagestour besuchen – entweder mit Ausgangs- und Zielpunkt First oder aber, noch eindrücklicher, auf dem Höhenweg von der Schynige Platte nach First.
Von der Endstation der Schynige-Platte-Bahn gelangt man an den Alphütten von Oberberg vorbei mehr oder weniger ebenen Wegs zum Westhang des Loucherhorns. Dessen Gipfel wird südwärts umgangen. Von spröder Kargheit ist die Vegetation in der Karstlandschaft des Gebiets Güw. Über die Egg geht es in sanftem Aufstieg der Flanke der Sägissa entlang; weiter unten schimmert der kleine Sägistalsee. Am Berghaus Männdlenen vorüber gelangt man, weiterhin aufsteigend, zur Fulegg und schliesslich auf dem Südhang der Faulhorn-Kuppe auf den Gipfel des Faulhorns.
Das Faulhorn wurde im 19. Jahrhundert als «Damengipfel» bezeichnet, weil es keine alpinistischen Schwierigkeiten bietet. Sein Name hat jedoch nichts mit Faulheit zu tun (der Aufstieg ist nämlich trotz allem recht anstrengend), sondern geht auf die lockeren Gesteinsschichten aus Mergel und Schiefer («Fulen») zurück, aus denen der Berg besteht. Auf recht steilem, aber gut ausgebautem Weg gelangt man über Gassenboden an den Bachalpsee und von dort mehr oder weniger ebenen Wegs zur Bergstation der Gondelbahn Grindelwald-First.