Wanderung Breitlauenen - Schynige Platte
Auf den Spuren von Ferdinand Hodler
Wanderzeit: 1 h 35 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juli - Oktober
Buchstäblich malerisch präsentiert sich die Jungfrau-Region auf der Schynige Platte. Der Künstler Ferdinand Hodler hat hier mehrere berühmte Gemälde geschaffen. Der Bergwanderweg ab Breitlauenen führt zu verschiedenen Schauplätzen seines Wirkens. Durchwegs Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Ein Bergbahn-Fan der ersten Stunde war Ferdinand Hodler. Der Schweizer Kunstmaler (1853-1918) war als junger Mann zwar noch häufig zu Fuss unterwegs – als 19-Jähriger unternahm er unter anderem einen Gewaltsmarsch von Bern nach Genf. Doch bald schon wusste er das wachsende Eisenbahn- und Bergbahnnetz der Schweiz für die bequeme Anreise zu den Standorten seines Schaffens zu nutzen. Die modernen Verkehrsmittel ermöglichten ihm, mit seinen Mal-Utensilien ohne beschwerlichen Aufwand schöne Schauplätze im ganzen Land zu erreichen.
Auch in der Jungfrau-Region war Hodler unterwegs. Besonders angetan hatte es ihm die Zahnradbahn auf die Schynige Platte. Schon wenige Jahre nach ihrer Eröffnung logierte er mehrmals in den Gasthäusern bei der Zwischenstation und bei der Bergstation. Die beiden Standorte bieten spektakuläre Aussichten auf eine Landschaft voller Kontraste.
Die Zwischenstation Breitlauenen befindet sich am Nordhang der langgezogenen Faulhornkette. Wie ein Aussichtsbalkon liegt sie hoch über der Schwemmlandebene des Bödeli mit dem Zentrum Interlaken. Rechts und links greifen die fjordartigen Arme des Brienzer- und des Thunersees aus, dahinter ragen wuchtig die Voralpengipfel von Brienzer Rothorn, Augstmatthorn, Hohgant und Niederhorn in die Höhe.
Einen völlig anderen Charakter weist demgegenüber das Panorama auf der Schynige Platte auf: Hier prägen die grandiosen Eis- und Felsriesen von Eiger, Mönch und Jungfrau den Horizont, während sich in der Tiefe die markant eingeschnittenen Täler der Schwarzen und der Weissen Lütschine erstrecken.
Ferdinand Hodler hat diese Ausblicke in mehreren Gemälden verewigt. 1906 entstand etwa sein Ölbild «Der Brienzersee von Breitlauenen aus». Zwei Jahre später verfertigte er auf der Schynige Platte mit dem Ölgemälde «Die Jungfrau über dem Nebelmeer» ein weiteres bekanntes Meisterwerk: In vollendeter Harmonie und verheissungsvoller Klarheit erhebt sich der berühmteste Berner Alpengipfel aus wallenden Nebeldämpfen.
Es lohnt sich, die malerische Landschaft zwischen Breitlauenen und der Schynige Platte zu Fuss zu erleben. Nicht nur der Ausgangs- und der Zielpunkt, sondern auch interessante Passagen entlang der Strecke gewähren schöne Ausblicke auf eine eindrücklich geformte Landschaft. Für die Rückkehr ins Tal mag man es dafür umso lieber mit Ferdinand Hodler halten, indem man die beachtliche Höhendifferenz bis nach Wilderswil mit der Zahnradbahn bewältigt.
Bei der Station Breitlauenen zweigt die Wanderroute von der Bahnlinie hangwärts in den Wald ab und führt danach als gut ausgebauter Kiesweg stetig aufwärts. Das erste Drittel der Strecke verläuft im angenehmen Schatten des Mischwalds. Zwischendurch zeigen sich bereits schöne Ausblicke auf den Brienzersee und auf das flache Siedlungsgebiet zwischen Thuner- und Brienzersee, das Bödeli. Alsbald lichtet sich der Wald, und der Weg quert einige steile Gräben. Die Sicht weitet sich zusehends auf das ganze Lauterbrunnental. Im breiten Geländekessel der Alp Bigelti gewinnt man parallel zum Geleise der Schynige-Platte-Bahn weiter an Höhe und erreicht schliesslich nach einem letzten Schwenker den Zielpunkt, die Schynige Platte.