Winterwanderung Mürren-Schiltgrat
Über verschneite Hügel an die Wintersonne
Wanderzeit: 2 h
Schwierigkeitsgrad: W Winterwandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Von Mürren führt diese Winterwanderung durch das winterlich stille Schilttal zum Aussichtspunkt Schiltgrat. Die Route verläuft streckenweise entlang von Skipisten, mehrheitlich jedoch ausserhalb des Pistengebiets.
Detaillierte Routenbeschreibung
In der Geschichte des Skisports nimmt Mürren eine besondere Stellung ein. Im frühen 20. Jahrhundert traten im Berner Oberländer Bergdorf Briten als Winterpioniere auf den Plan. Sie kannten die malerische Landschaft des Lauterbrunnentals schon seit Jahren, allerdings nur im Sommer. Als einer von ihnen – Henry Lunn – in Mürren ein Hotel kaufte, beschloss er, den Betrieb zwecks besserer Auslastung auch im Winter offen zu halten. Das erforderte allerdings auch entsprechende Gästeangebote.
In der Folge dachten sich Lunn und sein Sohn Arnold neuartige Aktivitäten im Schnee aus. Der Ski, in Skandinavien seit Jahrtausenden als Fortbewegungsmittel bekannt, wurde in Mürren zu einem Instrument umfunktioniert, das sich hervorragend für sportliche Wettkämpfe eignet. Das klassische nordische Skilaufen war nämlich bei den britischen Wintergästen im Lauterbrunnental nicht gefragt: Sie hatten keine Lust auf Langlauf und mochten sich nicht dafür erwärmen, mit Brettern an den Füssen bergauf zu marschieren.
Stattdessen wurden völlig neue Skipraktiken entwickelt – beispielsweise das, was heute alle Welt als Abfahrt und Slalom kennt. Die Regeln dafür wurden am Fusse des Schilthorns ausgeheckt und gleich vor Ort in Rennen praktisch erprobt. Mürren gilt deshalb als Geburtsstätte des alpinen Skisports. Im 400-Seelen-Bergdorf ist bezeichnenderweise auch der älteste Skiclub der Schweiz domiziliert. Die britischen Pioniere – insbesondere Arnold Lunn – werden dort noch heute mit Denkmal und Gedenktafel als Helden verehrt.
Doch nicht nur Skifahrer kommen in Mürren auf ihre Kosten. Auch wer zu Fuss unterwegs ist, findet hier im Winter ein ansprechendes Angebot. Reizvoll ist beispielsweise die Winterwanderung zum Schiltgrat. Sie ist nicht allzu lang und führt kontinuierlich, aber nicht übermässig steil aufwärts. Ihr Ausgangspunkt liegt südlich des Dorfkerns bei der Station der Schilthornbahn. Der gepfadete Weg quert zunächst das Trassee der Schiltgrat-Sesselbahn und steigt dann gemächlich zur Alp Gimmela an.
Beim Berghaus Gimmelen herrscht an sonnigen Wintertagen Hochbetrieb, nicht zuletzt wegen des üppig belegten Apfelkuchens, der weitherum als Spezialität des Hauses bekannt ist. Nach einer neuerlichen Pistentraversierung verläuft der Weg abseits des Skigebiets. In sanftem Aufstieg gelangt man bei schönem Ausblick ins Tälchen des Schiltbachs zu den sonnengegerbten Hütten der Alp im Schilt.
Hier wird der Weg zusehends steiler und windet sich in mehreren Kehren zum Schiltgrat hinauf. Dort wechselt die Aussicht schlagartig: Weit öffnet sich der Blick zur gegenüberliegenden Talseite des Lauterbrunnentals mit den wuchtigen Felsformationen der Jungfrau und der langgezogenen Männlichenkette.
Auf den letzten Metern teilen sich die Winterwanderer den Raum mit den Skifahrern, die hier von der Sesselbahn steigen. Im Schiltgrathüsi, einer kleinen Pistenbeiz, finden sich die beiden Gruppen einträglich vereint zur Stärkung ein. Wer zu Fuss unterwegs ist, benützt für die Rückkehr nach Mürren entweder die Aufstiegsroute oder, bequemer, die Sesselbahn.