Wanderung Lenk-Oberlaubhorn
Aussichtskanzel hoch über der Lenk
Wanderzeit: 6 h
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Mitten im Talabschluss des oberen Simmentals stösst das Oberlaubhorn weit nach Norden vor. Die Aussichtskanzel bietet einen grossartigen Tiefblick ins Tal. Sie ist der Kulminationspunkt einer landschaftlich sehr vielseitigen Bergwanderung. Sowohl der Aufstieg als auch der Abstieg führen an eindrücklichen Wasserfällen vorbei. Ausschliesslich Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
Die Lenk gilt als einer der eindrücklichsten Talabschlüsse der Alpen. Der weite Talboden des oberen Simmentals geht hier in einen mächtigen Gebirgsriegel über, der vom Wildstrubel gekrönt wird. Gleich hinter dem Dorf fliessen die Simme und ihr Zufluss Iffigbach zusammen. Die beiden Bergbäche entwässern den gesamten Talhintergrund. Zwischen ihnen liegt ein Kamm, der hügelig beginnt und zusehends an Höhe gewinnt, bis er in einem Fast-Zweitausender kulminiert: Das 1999 Meter hohe Oberlaubhorn (oder wie dialektbegeisterte Kartografen schreiben: Oberlaubhore) ragt wie eine Aussichtskanzel über dem Talboden auf.
Der Vorsprung ist problemlos zugänglich. Bergwanderwege führen von Osten und Westen zur Langermatte an seinem Fuss. Ausgangspunkt der hier vorgeschlagenen Route ist die Busendstation Simmenfälle. Vom gleichnamigen Hotel führt ein Alpsträsschen, dessen Oberfläche nicht nur bei Regenwetter schmierig und glitschig ist (und das man deshalb lieber nicht abwärts begeht) mässig steil zum mächtigen Wasserfall der Simme hinauf. Die Barbarabrücke erlaubt einen gefahrlosen Blick auf das tosende Wildwasser.
Durch den Wald geht es weiter aufwärts zur Wegverzweigung Stalde und zum Bergrestaurant Siebenbrunnen am Rezliberg. Der Flurname Siebenbrünnen (oder wie die Dialektfans auf der Karte kokettieren: Sibe Brünne) rührt von einem eindrücklichen Naturschauspiel her: Unterhalb einer Felswand schiesst Wasser aus mehreren nebeneinander liegenden Karstquellen direkt aus dem Boden und fliesst in zauberhaften Wasserfällen über eine Felswand herunter. Es handelt sich um Schmelzwasser des höher oben liegenden Rezligletschers, der den nördlichen Teil der vergletscherten Hochebene der Plaine Morte bildet.
Mehrheitlich durch Bergwald führt ein kurvenreicher Fusspfad zu den Hütten der Alp Langer hoch, über Alpweiden geht es von dort weiter zur Langermatte. Der ausgedehnte, nahezu flache Alpboden bildet eine Art Passübergang zwischen dem Simmental und dem benachbarten Tal des Iffigbachs. In der Alphütte werden während der Alpsaison Getränke und einfache Mahlzeiten serviert.
Nördlich des Sattels ist nun bereits das Oberlaubhorn und damit der höchste Punkt der Route zu sehen. Auf dem Weg dorthin geniesst man schöne Tiefblicke zu beiden Seiten des anfänglich breiten Rückens. Dieser wird im Laufe des kurzen, aber zusehends steiler werdenden Schlussanstiegs zu einer nur noch wenige Meter breiten Rippe. Den umfassendsten Rundblick geniesst man übrigens nicht vom höchsten Punkt, sondern vom Holzkreuz etwa 200 Meter weiter nördlich. Es steht auf einer kleinen, mit Heidelbeerbüschen überwachsenen Ebene. Sie liegt etwa 30 Meter tiefer als der eigentliche Gipfel des Oberlaubhorns am Rand einer bewaldeten Klippe, die eine praktisch ungehinderte Sicht ermöglicht. Giferspitz, Spillgerten und Albristhorn flankieren das Simmental. Auf der Südseite prägen Wildstrubel, Laufbodenhorn, Mittaghorn und Spitzhorn den Horizont.
Der Abstieg ins Tal führt zunächst zurück zur Langermatte, von dort auf gewundenen Kiessträsschen mit mässigem Gefälle zur Alphütte Ritz und weiter nach Ritzdole. Auf schmalem Bergweg geht es etwas steiler zum Iffigenfall (oder Iffigfall – auch da sind sich die Kartografen nicht einig); der Iffigbach stürzt hier als wunderschöner Wasserfall in die Tiefe. Nur noch sanft absteigend folgt man dem Wasserlauf talauswärts. An der Wegverzweigung Pöschenried vorüber gelangt man nach Inner Ey.
Die nächstgelegene Bushaltestelle liegt bei der Talstation der Metschbahn. Man erreicht sie, indem man den Iffigbach überquert, auf dessen Nordseite gleich wieder nach rechts abzweigt und dem Bach auf einem Kiessträsschen (nicht als Wanderweg signalisiert) folgt. Stattdessen kann man die Wanderung auch im Talboden fortsetzen und gelangt auf diese Weise via Lenkerseeli (eine weitere kartografische Marotte: auf der Landeskarte wird es neustens Rohresee genannt) ins Dorfzentrum Lenk.