Wanderung Brienz-Planalp-Brienz
Auf schmalen Pfaden zu Wildbächen
Wanderzeit: 4 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Mai - November
Mitten durch Brienz fliessen drei Aare-Zuflüsse: Glyssibach, Trachtbach und Milibach entwässern den Südhang des Brienzer Rothorns. Eine Wanderung durch das Einzugsgebiet führt vor Augen, wie sehr diese rauen Wildbäche die Landschaft geprägt haben. Ausserhalb des Siedlungsgebiets durchwegs Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Das Hochwasser vom August 2005 hat in der Region Brienz mit brutaler Heftigkeit eine altbekannte Tatsache in Erinnerung gerufen: Das Dorf wird von mehreren potenziell gefährlichen Wildbächen durchflossen. Aufgrund der schweren Schäden, die der Glyssibach und der Trachtbach damals anrichteten, wurden umfangreiche Verbauungsmassnahmen realisiert. Der Schutz des Siedlungsgebiets konnte dadurch markant verbessert werden.
Beide Bäche haben aber auch ein anderes Gesicht. Sie durchfliessen attraktive Naturlandschaften, die viel Abwechslung bieten und sich entsprechend auch für eindrückliche Wanderungen eignen. Auf kurzer horizontaler Distanz überwindet etwa die Rundwanderung von Brienz zur Planalp beträchtliche Höhendifferenzen. Der Lohn der schweisstreibenden Tour besteht in grossartigen Landschaftseindrücken und herrlichen Ausblicken auf den Brienzersee.
Beim Bahnhof Brienz gelangt man über die Hauptstrasse zum Fussweg, der in den Tierpark hochführt. Von dort geht es hinüber nach Glyssen. Gleich nach der Überquerung des Glyssibachs führt ein Schottersträsschen zum Rückhaltedamm und weiter zum Ausleitbauwerk Untersitsch; Informationstafeln am Wegrand erläutern die Funktionsweise der Schutzbauten.
Im Zickzack geht es nun den Wald hoch nach Sitschenen und weiter hinauf nach Balen. Praktisch ebenen Wegs wird danach ein urtümliches Felssturzgebiet durchquert. Hier entspringt der Trachtbach. Zwischen mächtigen Steinblöcken gedeihen nur kümmerliche Bäume, so dass der Tiefblick zum türkisblauen See und zur Faulhornkette, die sich darüber erstreckt, praktisch ungehindert ist.
Nach leichtem Auf und Ab erreicht man schliesslich die Planalp. Die Bezeichnung ist eigentlich unpassend: Unter einer «planen» Alp stellt man sich einigermassen ebenes Weideland vor. Diesen Anspruch vermag die Planalp kaum einzulösen: Sie liegt an einem hügeligen Hang, der nur wenige annähernd flache Stellen aufweist. Im Vergleich mit dem Terrain weiter unten muss man das Gebiet allerdings geradezu als topfeben bezeichnen: Die Milibachfluh am Fusse der Alp fällt mehrere hundert Meter praktisch senkrecht ab, links und rechts davon bilden bewaldete Steilhänge nahezu unüberwindliche Hindernisse. Nur unten am See ist das Gelände wieder einigermassen flach: Seit der Eiszeit haben dort die erwähnten Wildbäche bei Hochwasser immer wieder Geschiebe abgelagert, so dass im Laufe der Zeit eine Schwemmfläche entstanden ist – der Platz, auf dem heute das Dorf Brienz steht.
Auf der anderen Seite des Milibachs führt der Wanderweg ohne Höhendifferenzen ins Gebiet Mettli, steigt dort etwas an, um einige Ferienhäuser zu umgehen, und mündet dann in den Wald, wo der Abstieg durch das Gebiet «Stetzendi» beginnt. Tatsächlich ist der Hang ziemlich stotzig; der Wanderweg ist jedoch ausgesprochen kunstvoll angelegt und überwindet die beträchtliche Höhendifferenz zum unteren Ende des Milibachfalls mit passablem Gefälle. Der fünfminütige Abstecher von der Wegweisertafel zum Wasserfall lohnt sich besonders nach einem regnerischen Sommertag. Dann schwillt der Milibach zu einem reissenden Sturzbach an, der mit eindrücklichem Tosen über die Felswand in die Tiefe donnert.
Durch das bewaldete Tobel steigt man dem Wasserlauf entlang weiter talwärts. Über aussichtsreiches Wiesland und durch den alten Dorfkern von Brienz geht es ans Seeufer. Über den Quai, das Schmuckstück des Dorfs, gelangt man zurück zum Bahnhof.