Wanderung Grimsel Hospiz - Unteraargletscher
Zur Wiege der Aare
Wanderzeit: 5 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juli - Oktober
Es ist ein Weg in die Stille und Einsamkeit, der vom belebten Grimsel Hospiz zum Gletschertor des Unteraargletschers führt. Zwei Drittel der Wanderstrecke führen in beständigem Auf und Ab dem Grimsel-Stausee entlang. Dabei wird auch die Moorlandschaft Sunnig Aar durchquert. Durchwegs Naturwege.
Detaillierte Routenbeschreibung
Wo sich heute der Grimselsee erstreckt, gab es vor hundert Jahren nichts als ein paar karge Alpweiden, umgeben von grünlich schimmernden Granitfelsen. Erst mit dem Bau von zwei Staumauern ab 1925 konnte die Aare hier zu einem gewaltigen Speichersee aufgestaut werden. Dessen Wasser treibt weiter unten im Tal mächtige Turbinen an, mit denen Strom für Abertausende von Haushalten produziert wird. Die Staumauern kamen links und rechts des Nollens zu stehen, auf dem sich heute das Grimsel Hospiz befindet. Von da an war es nicht mehr möglich, einfach der jungen Aare taleinwärts zu folgen, bis man deren Ursprung erreichte.
Der einstige Talweg musste deshalb oberhalb des Seespiegels neu angelegt werden. Diese Aufgabe führten die neu gegründeten Kraftwerksbetriebe aus – und wie. Der grösste Teil der Strecke vom einen bis zum anderen Ende des Sees ist mit grossen Granitplatten belegt. Wo gewachsener Fels im Weg stand, wurde er kurzerhand abgespitzt und glattgeschliffen. Man braucht keine Bergschuhe, um diesen Weg zu beschreiten, ja eigentlich nicht einmal Schuhe: Die Oberfläche ist stellenweise so fein poliert wie der Fliesenboden eines Hallenbads. Langweilig ist das aber keineswegs, denn der Pfad schlängelt sich herrlich abwechslungsreich durch die Landschaft und beschreibt immer wieder leichte Auf- und Abstiege.
Vom Ausgangspunkt Grimsel Hospiz gilt es zuerst einmal zur Spittellamm-Staumauer hinunterzumarschieren. Auf der anderen Seite des massigen Bauwerks geht es gleich ebenso viele Höhenmeter wieder aufwärts. Danach folgt ein Fussgängertunnel, bei dessen Eingängen der Boden oft durchnässt ist. Besonders bei trübem Wetter ist es nützlich, eine Taschenlampe dabei zu haben.
Kurz nach dem Tunnel folgt eine relativ stark exponierte Stelle, die weder mit einem Seil noch mit einem Geländer gesichert ist. Ein falscher Tritt könnte an dieser Stelle fatale Wirkung haben: Wer den Sturz in die Tiefe überlebt, wird sich kaum lange freuen können, denn aus dem eiskalten Wasser gibt es angesichts der senkrechten Hänge kaum ein Entrinnen.
Nach einer Weile wird das Gelände merklich sanfter. Die kahlen Felsen verschwinden unter weichem Moorboden und zwischen stattlichen Nadelbäumen. Der Wanderweg durchquert hier die Moorlandschaft Sunnig Aar. Wegen Ausbauplänen der Wasserkraftwerke war der Schauplatz jahrelang heftig umstritten.
Sobald das Ende des Stausees erreicht ist, geht der Wanderweg in einen wilden, steinigen Pfad über. Durch das spärlich bewachsene Gletschervorfeld gelangt man in sanftem Anstieg zum Unteraargletscher. In Zeiten des Gletscherschwunds lässt sich die Position des Gletschertors nicht auf Dauer exakt angeben. Gegenwärtig (Stand Sommer 2019) endet der Bergwanderweg bei einem grossen Felsblock; hier beginnt der Alpinwanderweg, der am Gletscher vorbei in die Höhe führt und bei der Lauteraarhütte endet.
Man braucht die weiss-blau-weiss signalisierte Strecke nicht zu beschreiten, um sich dem Gletscher weiter anzunähern. Dessen Zunge liegt nämlich in einer weiten Ebene, die wegen der zahlreichen Felsblöcke zwar nicht ganz einfach zu begehen ist, aber gleichwohl keine besonderen Gefahren bietet. Etwas heikel ist einzig das Geschiebe, das auf dem Eis liegt und bei warmer Witterung beständig herunterkollert. Wo die Eiswände steil sind, hält man sich daher besser von ihnen fern.
Der Weg zurück zum Grimsel Hospiz verläuft auf der gleichen Route wie der Hinweg.