Wanderung Brienz (Wildbachverbauungen)
Wilde Wasser in geordneten Bahnen
Wanderzeit: 2 h 45 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Schöne Ausblicke zum See und in die umliegenden Bergen bietet die leichte Rundwanderung entlang der Wildbachverbauungen bei Brienz. Ausgeklügelte Schutzbauten sollen die Sicherheit des Dorfs gewährleisten. Wenig Hartbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Wie etliche andere Ortschaften im Alpenraum ist auch Brienz in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder von schweren Überschwemmungen und Murgängen verwüstet worden. Grund dafür ist hauptsächlich die Topografie. Das Brienzer Rothorn, an dessen südlichem Fuss das Dorf liegt, weist eine ausserordentlich abschüssige Flanke auf; gleichzeitig ist das Gestein bröcklig und wenig stabil. Doch auch menschliche Einflüsse spielen eine Rolle. Seit dem ausgehenden Mittelalter wurden grosse Waldgebiete an den höher gelegenen Hängen gerodet, damit der Boden alpwirtschaftlich genutzt werden konnte. Das heizte die Erosion noch zusätzlich an.
Zum bisher letzten schweren Ereignis kam es im August 2005. Damals traten zwei mitten durch das Siedlungsgebiet fliessende Wildbäche über die Ufer, rissen Steine und Bäume mit und richteten schwere Schäden an: Zwei Menschen kamen ums Leben, rund 30 Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt. In den Jahren danach verstärkte die Gemeinde die Schutzbauten an den beiden Bächen massiv. Sollte heute ein vergleichbares Ereignis eintreten, dann dürften gemäss den Berechnungen der Ingenieure kaum mehr Schäden im Siedlungsgebiet auftreten.
Die Schutzmassnahmen bestehen nicht einfach aus hohen Dämmen entlang der Bäche. Vielmehr wurden unkonventionelle Systeme entwickelt, mit denen Steine und Schlamm zurückgehalten, umgeleitet oder gezielt in den See abgeleitet werden können. So wird beim Trachtbach mittels einer horizontal verschiebbaren Strassenbrücke dafür gesorgt, dass das Gewässer auch bei hohem Wasserstand genug Platz hat. Am Glyssibach nimmt ein riesiger Betonkubus gar die Funktion einer Murgang-Sortieranlage wahr: Solange relativ wenig Wasser und Steine im Bachbett fliessen, werden sie direkt in den See geleitet. Nimmt die Materialmenge deutlich zu, dann werden mitgeschwemmte Felsblöcke in eine angrenzende Geländemulde umgelenkt.
Je fünf Informationstafeln an jedem der beiden Wildbäche vermitteln Wissenswertes zur Funktion der verschiedenen Schutzbauten. Die Tafelstandorte lassen sich gut auf einer leichten Rundwanderung erkunden. Beim Ausgangspunkt, dem Bahnhof Brienz, überquert man zuerst die Gleise und marschiert an der Schiffländte vorbei auf dem Quai entlang Richtung Westen. Nach der Überquerung des Trachtbachs zweigt man hangwärts ab. Von der Kantonsstrasse an verläuft die als Wanderweg signalisierte Route stets nahe dem Bach entlang aufwärts. Im Gebiet Rauenhag, etwas oberhalb der fünften Infotafel (sie ist den Schutznetzen im Bachbett gewidmet), verlässt man die signalisierte Wanderroute, überquert den Bach auf einer kleinen Furt und steigt danach auf einem schmalen Waldweg den Hang hoch. Mit jedem Schritt weitet sich die Sicht auf den Brienzersee, zur Axalp und zum Schwarzhorngebiet.
Nach einer Weile erreicht man offenes Weideland. Der Pfad mündet wieder in eine Wanderroute, die talwärts führt, die man aber nach wenigen hundert Metern bereits wieder verlässt. Vom Wellenberg an geht es auf einer Asphaltstrasse in sanftem Abstieg Richtung Dorf und See. Noch oberhalb des Tierparks schwenkt man in die hangseitige Abzweigung ein und gelangt, zuweilen weglos, nach Geeren. Von dort geht es über Kieswege zum aussichtsreichen Burgstollen und an den Glyssibach. Nach dessen Überquerung steigt man auf der Kiesstrasse dem Bachbett entlang zum Ausleitbauwerk, wo sich die am höchsten gelegene Infotafel befindet. Die übrigen Tafeln zu den Glyssibach-Verbauungen sind mehr oder wenige nahe am Bachlauf Richtung See platziert – die letzte unten bei der Mündung in den See. Von dort führt der gut ausgebaute Uferweg direkt zum Bahnhof Brienz zurück.