Wanderung Grosse Scheidegg - Rosenlaui - Meiringen
Das Juwel des Haslitals
Wanderzeit: 4 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Das Reichenbachtal, ein Seitental des oberen Aaretals, weist einen ausserordentlichen landschaftlichen Reichtum auf: Zwischen Bergwäldern und Alpweiden sprudeln zahlreiche Wildbäche, darüber ragen die furchterregend gezackten Engelhörner und die abschüssigen Nordwände von Wellhorn und Wetterhorn in die Höhe. Der traditionsreiche Scheidegg-Passweg durchmisst das ganze Tal. Ausserhalb des Siedlungsgebiets kaum Hartbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Gletscher und senkrechte Flühe auf der einen Seite, weite Alpweiden und der gemütlich dahinströmende Bergbach auf der anderen Seite: Das Reichenbachtal vereint grandiose Gegensätze. Das mehrheitlich in der Gemeinde Schattenhalb liegende Seitental des Haslitals wird nicht von ungefähr zu den schönsten Landschaften des Alpenraums gezählt. Auf dem historischen Passweg, der Grindelwald mit Meiringen verbindet, lässt sich die Gegend in ihrer ganzen Vielfalt entdecken.
Gestartet wird auf der Grossen Scheidegg, der Wasserscheide zwischen dem Tal der Schwarzen Lütschine und dem Tal des Reichenbachs (bzw. Rychenbachs, wie er im lokalen Dialekt und teilweise auch auf den Landeskarten genannt wird). Ein alter Saumpfad zieht sich in mässigem Abstieg über Alpweiden und zwischen Erlen- und Heidelbeerbeständen dahin, schneidet die schmale Passstrasse mehrfach und führt schliesslich unterhalb des Schwandbodens direkt zum Reichenbach. Nur als dünnes Rinnsal fliesst dieser hier durch ein riesiges Geröllfeld am Fusse des Wetterhorns. Schöne Plätzchen am Rand dieser grossartigen Wildnis laden zum Rasten und Wasserstauen ein.
Mehrheitlich durch schattigen Bergwald geht es in sanftem Abstieg hinunter zur Schwarzwaldalp und weiter zur Gletscherschlucht Rosenlaui. Während Jahrtausenden hat sich dort das Gletscherwasser tief in die Felsen gegraben; auf diese Weise sind eindrückliche Wasserfälle, Grotten und glattgeschliffene Wände entstanden. Die Schlucht ist mit einem gut ausgebauten und gesicherten Weg erschlossen, der mehrere Tunnels und Brücken aufweist.
Etwas weiter unten liegt das historische Hotel Rosenlaui, das zusammen mit den umliegenden Gebäuden die kleinste Ortschaft der Schweiz bildet. 1771 entdeckte man dort eine Heilquelle mit schwefelhaltigem Wasser. Die ersten Kurgäste wurden zunächst in einer einfachen Gastwirtschaft untergebracht, die nach und nach zu einem prachtvollen Hotel erweitert wurde. 1912 zerstörte ein Erdrutsch die Quellfassung. Das Hotel konnte jedoch überdauern. Mit Mobiliar und Komfort aus der Belle Époque zieht es auch heute Gäste an, die einen Sinn für Stil und Romantik haben.
Fast ebenen Wegs geht es über das Gschwantenmad weiter talauswärts. Am Ende des langgezogenen flachen Wiesengrunds lädt ein «Ghirmihüttli» (gedeckter Rastplatz) zu einem Zwischenhalt mit spektakulärer Aussicht ins Rosenlauigebiet ein. Der Abstieg zur Kaltenbrunnensäge verläuft nahe der Passstrasse; auf kurzen Teilstücken führt die Wanderroute direkt der Strasse entlang, weicht dazwischen aber immer wieder auf ein separates Trassee aus. Unterhalb der markanten Kurve bei der Brigglesyten lohnt sich ein letzter Blick zurück zur Rosenlaui; eindrücklich ist aber auch der Seilibach, der sich auf der gegenüberliegenden Talseite in die Tiefe stürzt und dabei einen prachtvollen Wasserfall bildet.
Unterhalb des Gasthauses Zwirgi verzweigen sich die Wege Richtung Meiringen. Schlägt man die westliche Richtung ein, so gelangt man zur Bergstation der Reichenbachfallbahn, die einen nach Willigen hinunterbringt. Wer den Reichenbachfall zu Fuss erkunden will, bleibt auf der Ostseite des Wasserlaufs und folgt zunächst der Wanderroute Richtung Schwendi, um dann nach 200 m scharf westwärts abzuzweigen. Durch einen abschüssigen bewaldeten Hang gelangt man zum Reichenbachfall. Der Abgrund mit dem tosenden Wasserfall diente dem englischen Krimiautor Arthur Conan Doyle als Kulisse für den Kampf seines Romanhelden Sherlock Holmes mit dessen Widersacher Moriarty. Ein steiler Waldpfad führt nach Willigen hinunter. Von dort geht es der Kantonsstrasse entlang zur Aarebrücke und zum Bahnhof Meiringen.